„EinFlüsse – wie Main & Mosel die Region prägen“: Winzer an der Mosel

Wie Flüsse die Landschaft prägen, so prägen sie auch die Menschen, die an ihnen leben und arbeiten. Die Mosel zum Beispiel fließt über 200 Kilometer durch Rheinland-Pfalz und ist Wirtschaftsweg, Tourismusregion und Weinbaugebiet zugleich. Entlang des Flusses gibt es Steilhänge, die für den besonderen Geschmack des weltweit bekannten Moselweins sorgen. Direkt an der Mosel gibt es nun ein einzigartiges Projekt, um Weinanbau weiterzuentwickeln. Der erste Teil unserer Serie „Ein-Flüsse. Wie Main & Mosel die Region prägen“.

Jan-Philipp Bleeke, Moselwinzer: „Die Mosel ist für mich eigentlich perfekter Wein, Freiheit und die Chance etwas Tolles zu produzieren.“
Die Mosel und der Wein. Eng verbunden, wie Geschwister. Eine Million Jahre ist es her, als der Fluss die Terrassen schuf, auf denen jetzt die Weinreben stehen. Heute sorgt der Fluss für das Klima, das den Wein so einzigartig macht.
Jan-Philipp Bleeke, Moselwinzer: „Gerade wenn man im Herbst hier ist und man steht früh auf, dann sieht man die Mosel dampfen, weil die Mosel halt noch sehr warm ist, die Nacht kalt war. Man hat kleine Wolken in den Weinbergen. Und das ist halt besonders spannend für Botrytis und für verschiedenste Arten von Weinen, die wir produzieren können hier. Und da ist der Fluss maßgeblich.“
Auch Lichtreflektionen von der Mosel helfen den Weintrauben besser zu reifen. Jan-Philipp Bleeke wollte diese besonderen Bedingungen nutzen, um ein besonderes Projekt zu starten. Die erste solidarische Landwirtschaft an der Mosel. Das heißt: Er ist nicht alleine. Interessierte Bürger finanzieren und bewirtschaften den Weinberg mit dem Winzer zusammen. Die Gemeinschaft teilt sich dann Wein, Risiko und Erfahrung.
Jan-Philipp Bleeke, Moselwinzer: „Das schöne ist vielleicht eine Gemeinschaft hinter sich zu haben, dass wir Wein produzieren wollen und das möglichst nachhaltig. Also mit einem ganz geringen Fußabdruck. Und der Druck ist halt da, das zu erfüllen. Und wenn man Druck verspürt kann man sich auch einfach der Gemeinschaft öffnen und sagen, hey ich habe hier ein Problem. Eigentlich hat man weniger Druck, weil man sich mehr teilt und mehr abgeben kann. Und man ganz offen und ehrlich sein kann, anders als am Markt, wo man versucht der Starke zu sein.“
75 Mitglieder sind in der Gemeinschaft. Aus ganz Deutschland, Belgien und Frankreich. So kommen jährlich 53 000 Euro zusammen, um den Weinanbau und den Winzer zu finanzieren. Doch um Geld geht es hier weniger. Der Wein wird nur für die Gruppe hergestellt und nicht verkauft. Ein eigener kleiner Wirtschaftskreislauf.
Florian Mantel: „Mich interessiert das halt, wie das ganze so aufgebaut ist, was man alles machen muss und wie der Wein von der Rebe in die Flasche kommt.“
Ute Alfes: „Und so lerne ich einfach alles. Dass Weingenuss ganz viel Pflege hat und ich trinke viel demütiger den Wein. Das heißt, du bist im Winter hier, du schneidest und bindest auf, du legst auch viel in den Keller.“
Monika Wolf: „Zu helfen an einem Projekt, wo so viele Leute dran beteiligt sind. Finde es auch immer toll neue Menschen kennen zu lernen und auch in allen Altersklassen.“
Elodie Flaba: „Ja wir hatten eine Aktivität gesucht, die wir auch mit den Kindern machen können am Wochenende. Außerhalb der Stadt, in der Natur, wo die Kinder mit machen können. Und wir trinken sehr gerne Wein und deshalb sind wir auf Jan gestoßen.“
Jan-Philipp Bleeke ist nicht nur der erste Winzer mit einer solidarischen Landwirtschaft, er ist auch der erste Agroforst-Winzer. Das heißt der Weinberg ist keine Monokultur. 60 Obstbäume wachsen im und um den Weinberg herum. So kann die Gruppe auch Säfte herstellen. Hauptsächlich geht es aber um etwas Anderes.
Jan-Philipp Bleeke, Moselwinzer: „Vor allen Dingen bringt es eine Nachhaltigkeit für meinen Boden. Nämlich, ich habe eine Wasserhaltefähigkeit eine verbesserte, ich habe mehr Biodiversität da, es blüht mehr. Und da gibt es verschiedene Studien, dass Bäume und Reben auch miteinander kommunizieren. Die Rebe ist eigentlich eine Rankpflanze, die sich an den Bäumen orientiert und hochwächst an Bäumen. Und so bringen wir das eine wieder mit dem anderen zusammen.“
Noch ist Jan-Philipp Bleeke der einzige Winzer, der so ein Projekt ausprobiert. Doch schon einige Kollegen zeigen Interesse die nächste Solidarische Landwirtschaft an der Mosel zu gründen. Um eine Gemeinschaft zu bilden, die harmoniert wie der Wein und die Mosel.