Eine Währung feiert Geburtstag – der Euro wird 20

Es war eine verrückte Silvesternacht. Nicht diese, sondern die vor 20 Jahren. Noch in der Nacht konnte man seine ersten Euros in einem sogenannten Starterkit erwerben. Die einheitliche Währung sollte den Handel innerhalb Europas erleichtern, für viele Menschen bedeutete es damals aber eine große Umstellung.

Januar 2002 – für viele Hessen und Rheinland-Pfälzer ein aufregender Moment. Die Deutsche Mark wird durch den Euro ersetzt. Lange Schlangen an den Bankschaltern – wer dabei war, erinnert sich noch an diese Starterkits. Europa sollte weiter zusammenwachsen: Kein Geldumtauschen mehr vor dem Urlaub, kein Preisumrechnen mehr im Ausland.
Doch wofür würden sich die Deutschen heute entscheiden, wenn sie 20 Jahre später die Wahl hätten: den Euro oder die gute alte D-Mark?
Dominik Pfister, Krankenpfleger
„Ich würde den Euro nehmen. Ich meine, die Mark finde ich zwar schöner vom Design her, aber ich würde den Euro nehmen.“
Faik Südfels, Bäckermeister
„Ich bin ja Europäer, ich nehme den Euro. Ich habe mich sehr dran gewöhnt und es ist so einfach: Man reist in ein anderes europäisches Land, muss nicht wechseln, wird nicht abgezockt mit den Wechselkursen am Flughafen oder anderswo. Ich finde das eine sichere Sache.“
Rolf Schweisfurth, Rentner
„Ich habe damals meine Rente in D-Mark berechnet. Und da muss ich sagen, da bin ich mit dem Euro nicht zufrieden. Bei der Situation auf D-Mark-Basis hatte ich eine gute Rente. Aber heute, naja.“
Nora Rachel, Französischlehrerin
„Jetzt mit dem Euro müssen wir immer aufpassen, dass das Geld bis zum Ende des Monats reicht. Es ist alles teurer geworden.“
Schon kurze Zeit nach der Einführung machte das böse Wort vom „Teuro“ die Runde. Der gängige Eindruck: Viele Unternehmen hätten die Währungsumstellung genutzt, um die Preise deutlich zu erhöhen. Doch hat Euro wirklich alles teurer gemacht? Jein, heißt es an der „Frankfurt School of Finance & Management“:
Prof. Emanuel Mönch, Frankfurt School of Finance & Management
„Es gab einige wenige Preise nur, die mit der Einführung des Euro stark gestiegen sind. Zum Beispiel Restaurant- und Café-Preise. Aber die Teuerungsrate insgesamt ist durch den Euro nicht stark in die Höhe gegangen, ganz im Gegenteil. Die Inflationsraten sind jetzt niedriger als in den 20 Jahren vor der Währungsunion.“
Dennoch hatte der Euro auch schwere Zeiten zu bewältigen. Um zu verhindern, dass Griechenland pleite geht und die Währungsunion auseinander bricht, waren Milliardenschwere Hilfspakete nötig. Als 2012 die Zweifel an der Zukunft des Euro dramatisch zunahmen, pumpte die Europäische Zentralbank massenhaft Geld in den Markt. Seitdem versucht die EZB mit einer Niedrigzinspolitik, die Wirtschaft in der Eurozone in Schwung zu halten. Dennoch blicken Experten positiv in die Zukunft.
Prof. Emanuel Mönch, Frankfurt School of Finance & Management
„Die europäische Währungsunion steht heute stabiler da als etwa vor 15 Jahren. Es sind neue Instrumente geschaffen worden, die Stabilität auch in Zukunft sicherzustellen. Allerdings wird es wichtig sein, die Schuldentragfähigkeit der europäischen Länder zu gewährleisten.“
Andere Experten sagen der Gemeinschaftswährung voraus, dass sie untergehen wird. Und so bleibt die bange Frage: Welche Krisen erwarten den Euro in den kommenden 20 Jahren?