Eine Stadtführung der hässlichen Art
Stadtrundgänge führen meist zu schönen Plätzen – nicht so in Ludwigshafen. Immer wieder geistert der Begriff „Deutschlands hässlichste Stadt“ durch die Medien. Daher wagt die Stadt in der Pfalz nun die Flucht nach vorne. Jetzt gibt es „Germany’s Ugliest City Tours“ – also Führungen durch die hässlichste Stadt Deutschlands.
Helmut van der Buchholz steht vor einem Wahrzeichen der Stadt, das hier bald gar nicht mehr steh: das Ludwigshafener Rathaus.
Helmut van der Buchholz
„Die Tage dieses Rathauses sind gezählt.“
Die nicht wirkliche Schönheit wird abgerissen. Ein passender Treffpunkt für die „Germany’s Ugliest City Tour“, die Tour durch die hässlichste Stadt.
Paul, Teilnehmer der „Ugliest City Tour“
„Das ist natürlich Gelegenheit, wieder spannende neue Sachen kennenzulernen, über die Stadt, in der man wohnt. Ich wohne seit zehn Jahren in Ludwigshafen und man kriegt immer so ein bisschen mit, dass manche Menschen einen negativen Eindruck haben.“Ingrid Kunz, Teilnehmerin der „Ugliest City Tour“
„Also so Stadtführungen, herkömmlicher Art, wo man in jedem Reiseführer nachlesen kann, ist nicht so spannend und das ist einfach mal was anderes.“Ulrike Lahre und Heide Quell, Teilnehmerinnen der „Ugliest City Tour“
„Sie ist ein Urgestein von Ludwigshafen, also sie liebt ihre Heimatstadt und ist einfach interessiert, an der weiteren Entwicklung und jetzt wollen wir uns das mal anhören und machen zum ersten Mal so eine Tour mit.“
Auf die Idee zur Tour ist die Stadt selbst gekommen; durch eine Satiresendung, die Ludwigshafen den Titel der Hässlichkeit verlieh.
Eine Reise zu bröckelnden Fassaden.
Helmut van der Buchholz
„Ansonsten steht das hier und steht und steht.“
Helmut van der Buchholz zeigt den 40 Teilnehmern auch, dass es in all der Hässlichkeit auch mal was Sehenswertes gibt. Seit 7 Jahren führt der Architekt abends durch sein Ludwigshafen.
Helmut van der Buchholz, Stadtführer
„Das mit dem Hässlichen ist sowieso so was. Ich habe beim ersten Mal schon gesagt, das Hässlich passiert ja bei dir im Kopf und nicht dadurch, dass es wirklich hässlich ist. Die Leute sollen einfach ein bisschen hingucken und überlegen, was da nicht stimmt, und dann sollen sie sich überlegen, wie man es vielleicht besser hinkriegt und im besten Falle gründen sie eine Bürgerinitiative und sagen: Mach doch mal, Stadt.“
Die Stadt macht zurzeit vor allem durch marode Straßen, wie die Hochstraße Nord auf sich aufmerksam. Es gibt viele Baustellen in Ludwigshafen, einige schon seit vielen Jahren. Eine Station der „Ugliest City Tour“ ist ein Loch mitten in der Stadt.
Helmut van der Buchholz, Stadtführer
„Der Abgrund und dann war irgendwann der Investor insolvent und dann ging alles zurück auf Los.“
Die Stadt Ludwigshafen finanziert die Stadtführungen mittlerweile nicht mehr. Das Image der hässlichsten Stadt Deutschlands soll nicht weiter gefördert werden. Helmut van der Buchholz führt jetzt in Eigenregie durch die „Ugliest City“.
Helmut van der Buchholz, Stadtführer
„So, dieser Brunnen hier, der war heute Morgen noch intakt.“
Humorvoll und ironisch präsentiert der 64-Jährige die Ecken und Kanten von Ludwigshafen.
Helmut van der Buchholz, Stadtführer
„Gib mir drei Tage Vorbereitungszeit und ich mache das auch in Köln und in Marburg, oder Heidelberg oder sonst wo.“
Gute zwei Stunden dauert die etwas andere Stadtführung. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Drei Kilometer Hässlichkeit, die sich lohnen?
Paul, Teilnehmer der „Germany’s Ugliest City Tour“
„Ja, auf jeden Fall. Ich habe jetzt doch mal gesehen, dass es an vielen Stellen die Möglichkeit gibt, doch mal etwas zu machen. Also, dass doch mehr Potenzial dahintersteckt, als man vielleicht denkt, aber dass auch noch einiges an Arbeit übrig bleibt.“Ingrid Kunz, Teilnehmerin der „Germany’s Ugliest City Tour“
„Die Tour hat richtig Spaß gemacht, weil es viele Dinge gab, die ich so nicht kannte.“