Ein Kanu aus Beton

Wenn Sie an Beton denken, dann denken Sie wahrscheinlich an Gebäude oder Brücken. Das Material ist formbar, stabil und bietet Schutz vor Feuchtigkeit. Dass man mit Beton aber noch viel mehr anstellen kann als Häuser zu bauen, zeigen Studenten der Hochschule Darmstadt. Kleiner Tipp: Es geht um ein Sportgerät.

 

Tatsächlich, es schwimmt: Das Kanu aus Beton. Die Studenten der Hochschule Darmstadt testen heute ihre ungewöhnliche Kreation. Rund 60 Kilo schwer, 6 Millimeter dünn und Platz für zwei Personen. Kaum zu glauben – Beton der schwimmt, der Physik sei Dank.
Ina Oelkers, Teamchefin Beton-Kanu: „Es kommt auf die Form an. Also beim Schwimmen geht es darum, dass das Volumen vom verdrängten Wasser mehr Auftrieb erzeugt, als das Gewicht, das obendrauf kommt. Kreuzfahrtschiffe sind auch aus Stahl, sind riesig, sind tonnenschwer und die können auch schwimmen. Da gilt das gleiche Prinzip.“
Die ungewöhnliche Idee gibt es schon seit den 90er Jahren und nicht nur hier an der Hochschule Darmstadt. An der deutschlandweiten Betonkanu-Regatta nehmen mehr als 70 Hochschulen teil. Die Darmstädter sind fast von Beginn an immer dabei. Heute geht’s mit dem Boot namens „Hades“ zum ersten Mal auf‘s offene Gewässer. Der Altrhein bei Riedstadt bietet sich als ideale Teststrecke an. Und?
Ina Oelkers, studiert Bauingenieurwesen: „Also ich finde das sieht sehr gut aus. Wir haben gutes Freibord, also der Abstand über der Wasserlinie, das liegt da relativ gerade drin, dass auch kein Wasser rein schwappt und die zwei Jungs scheinen ja auch zufrieden zu sein mit dem Paddelergebnis.“
Es geht hier vor allem um Spaß und Teamarbeit. Aber gleichzeitig lernen die Studenten etwas über das Material Beton: die richtige Mischung mussten sie selbst herausfinden. Leicht und stabil sollen die Kanus sein und vor allem wasserdicht.
Ina Oelkers, studiert Bauingenieurwesen: „Beton besteht ja zum Großteil aus Gesteinskörnung wie Sand oder Kies, Zement und Wasser. Und damit unsere Boote möglichst leicht sind, haben wir leichte Gesteinskörnung in Form von Blähglas benutzt.“
Auf eine Schablone aus Styropor haben die Studenten den Beton wie eine Spachtelmasse in Schichten aufgetragen. Mehrere Monate Arbeit stecken in den beiden Kanus. Auch die Optik ist wichtig: In das Boot „Pegasus“ sind blaue Glassteinchen eingearbeitet. Zum Schluss müssen die Studenten die Oberfläche noch schön glatt schleifen, damit die Kanus schneller schwimmen. Dann dürfen sie endlich aufs Wasser.
Ina Oelkers, Teamchefin Beton-Kanu: „Wir treten in verschiedenen Kategorien an wie Konstruktion, Gestaltung, Nachhaltigkeit oder sportlicher Wettkampf. Und wir wollen natürlich in allen Kategorien sehr gut abschneiden, so wie die Teams vor uns auch. Aber unser Hauptfokus liegt dieses Jahr auf der Gestaltung und auf dem sportlichen Wettkampf.“
Jetzt muss alles passen, Zeit für Nacharbeiten gibt es nicht mehr. Der Wettkampf startet schon dieses Wochenende in Brandenburg an der Havel. Bis jetzt sieht es aber schon mal gut aus.