Ehemaliger Regierungsbunker in Alzey

Interessierte Besucher konnten am Wochenende in Alzey Staatsgeheimnisse erleben. Der alte Regierungsbunker öffnet jedes Jahr Anfang November seine Türen. Die Führungen waren restlos ausverkauft. Und die, die keine Karte bekommen haben: Wir haben für Sie einen Blick zurück in die Geschichte des Kalten Krieges geworfen.

Hier steht die Zeit still. Acht Meter tief unter der Erde liegt er, der sogenannte „geschützte Ausweichsitz der Landesregierung“. In einem Ernstfall hätte die Regierung im Bunker Schutz suchen und weiterregieren können – und das einen ganzen Monat lang. Rund 600 Menschen nutzen die Gelegenheit für einen Blick unter die Erde.
Jörg Diester, Dokumentationsstätte Regierungsbunker
„Das ist ein Thema, das den Leuten jetzt wieder irgendwie unter den Nägeln brennt. Hat natürlich was mit unseren geopolitischen aktuellen Ereignissen zu tun, dass man sich wieder mit der Frage viel mehr beschäftigt. Ich meine, wir sehen es jeden Tag im Fernsehen, da wird auch von Schutzräumen gesprochen und dann ist immer die Frage da: ´Gibt’s sowas eigentlich noch hier bei uns?‘.“
Der gesamte Atombunker mit einer Größe von 1.140 Quadratmetern liegt als geheime Unterwelt direkt unter der Turnhalle eines Gymnasiums in Alzey. Das ist keine Seltenheit. In den 60er Jahren werden Schulneubauten wegen ihrer Größe immer auf die Möglichkeit zusätzlicher Schutzräume geprüft. Nur eine von vielen Informationen, die die Besucher bei der Führung erhalten.
Manfred Bilavski
„Was mich am meisten beeindruckt hat, ist eigentlich, dass für die Privatpersonen überhaupt nichts vorgesehen war. Ja da war ich schon so ein bisschen geschockt.“
Kolja Krebs
„Also ich hätte mir den nicht so groß vorgestellt und halt alles ein bisschen moderner und vielleicht auch wirklich die Türen und Wände ein bisschen dicker als 30 Zentimeter wie sie jetzt sind.“
Karin Bilavsk
„Wenn man das jetzt mal so sieht – wahnsinn, was da geplant war damals, zu dem damaligen Zeitpunkt und wie es jetzt halt aussieht. Ich hoffe, wir brauchen es nie.“
In diesem Jahr gibt es zudem eine Besonderheit. Nach jahrelangem Streit mit den Behörden, darf Diester sich bis vor kurzem geheim gehaltene Akten zum Bunker ansehen. Der Inhalt – zum Teil sehr kurios:
Jörg Diester, Dokumentationsstätte Regierungsbunker
„Dass man einen Bunker gebäudeversichert, auch für einen Kriegsfall, denn die Frage ist ja immer: Wenn was passiert, an wen wende ich mich mit meinem Versicherungsschaden? Kommt ein Gutachter vorbei? Das geht ja alles nach dem dritten Weltkrieg nicht mehr und da ist dieser Bunker hier bundesweit wirklich in einer einmaligen Position.“
Die nächsten Führungen finden erst wieder 2025 statt. Vielleicht werden bis dahin noch weitere Geheimnisse rund um den alten Bunker gelüftet.