Ehemaliger Pfarrer wegen Kinderpornographie vor Gericht

Ein ehemaliger katholischer Pfarrer muss sich seit heute in Fulda vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, Kinder in Internetchats sexuell missbraucht zu haben.

Die Vorwürfe gegen den 42-jährige ehemaligen Pfarrer aus dem osthessischen Kalbach wiegen schwer. Zwischen September 2021 und Juli 2022 soll er in insgesamt 71 Fällen kinderpornografische Inhalte verbreitet und Minderjährige sexuell missbraucht haben. Den Kontakt zu ihnen fand er über eine Videochatplattform.
Benjamin Krause, Oberstaatsanwalt
„Er soll also den Kindern kinderpornographische Videos vorgespielt haben und auch sexuelle Handlungen an sich selbst in diesen Chats vorgenommen haben. Er soll aber auch die Kinder dazu aufgefordert haben, dass diese sexuelle Handlungen an sich selbst vornehmen und diese Handlungen dann als Videos für sich abgespeichert haben.“
Diese Videos soll er auch an Dritte weitergegeben haben. Von der Videochatplattform hatte der ehemalige Pfarrer durch einen Beichtenden erfahren. Zu Beginn des Prozesses räumt der Angeklagte heute ein, dort Kinder und Jugendliche kontaktiert zu haben. Durch familiäre Umstände und die Corona-Pandemie habe er sich damals einsam gefühlt habe und sei abgeglitten.
Axel Dohmann, Verteidiger
„Leider ist es heute, das kenne ich auch aus vielen anderen Verfahren, ja recht einfach, übers Internet, noch nicht mal übers Darknet, wie man sich das vorstellt, zu üblen Inhalten zu gelangen. Ob man es nun vorhat oder nicht. Ob man zufällig da reingerät, und das kann halt, ich bin nicht der psychiatrische Sachverständige, dazu haben wir eine solche hier, aber das kann auch nach meiner langjährigen Berufserfahrung eben dazu führen, dass man in bestimmten Situationen abgleiten kann und dann Inhalte konsumiert, die man eigentlich gar nicht konsumieren möchte oder Verhaltensweisen zeigt, die man sich selbst vorher nie zugetraut hätte.“
Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Pfarrer starteten im Mai 2022 nach einem Hinweis einer US-amerikanischen Kinderschutzorganisation. Bei der Durchsuchung seiner Wohn- und Büroräume stellte die Polizei Hunderte Fotos und Videos mit kinderpornografischen Inhalten sicher.
Bei einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu 15 Jahre Haft.