Eduard Kreyssig: Der Stadtbaumeister von Mainz

Die Stadt Mainz hat eine lange und spannende Geschichte. Zu Zeiten der Römer war sie als „goldenes Mainz“ bekannt, im Mittelalter als Sitz der damals mächtigen Mainzer Erzbischöfe. Doch dann passierte bis ins 19. Jahrhundert in Sachen Stadtentwicklung erst mal gar nichts mehr. Die Stadt drohte innerhalb der Mauern aus allen Nähten zu platzen. Bis Eduard Kreyssig um die Ecke kam und Mainz umgekrempelt hat.

Lothar Schilling, Gästeführer
„Liebe Mainzer, liebe Mainzerinnen! Liebe Zuschauer, Liebe Zuschauerinnen! Links von mir ist ein Denkmal. Gewidmet einem Mann: Eduard Kreyssig. Wenn Sie von ihm noch nicht gehört haben, er ist der Mann, der eine kleine Provinzstadt des 19. Jahrhunderts zu einer modernen Großstadt gemacht hat.“
Eduard Kreyssig, der Stadtbaumeister von Mainz. Er gilt als Vater der Mainzer Neustadt.
Lothar Schilling, Gästeführer
„Mainz bis dahin, bis in die frühen 1870er eine sehr kleine, eingeschnürte Stadt. Sie dürfen sich das vorstellen, hier wo wir gerade stehen, hier waren acht Meter hohe Festungsbauwerke, davor waren Wassergräben. Von mir aus gesehen zur Rechten war das sogenannte Gartenfeld. Auf gut Meenzerisch „Gaadefeld“. Wiesen, Gärten, wenig Bebauung, auch nicht dauerhafte Bebauung.“
Es ändert sich vieles unter Eduard Kreyssig. Als erstes verschwinden die Festungsmauern und die Kaiserstraße entsteht. Kreyssig lässt sich durch die damalige Trendsetter-Metropole inspirieren: Paris.
Lothar Schilling, Gästeführer
„Und er lernt dort französische Architektur und Stadtplanung kennen. Großzügige Straßen. Boulevards. Mit breiten Grünstreifen in der Mitte. Und das überträgt er hier nach Mainz.“
Schrittweise, Haus für Haus, entsteht ab den 1870er Jahren die heutige Mainzer Neustadt.
Lothar Schilling, Gästeführer
„Die Straßen sind breit. Die Wohnungen sind vergleichsweise groß und modern, mit fließend kaltem Wasser zumindest. Es gibt hier Kanalisation, was es in der Altstadt zu dieser Zeit noch nicht gibt.“
Die Neustadt füllt sich mit Leben. Aber bis heute bleibt der Stadtteil an manchen Stellen unvollendet.
Lothar Schilling, Gästeführer
„Was Sie sehen ist ein großes Tor, das ist der Eingang in den Keller. Wie kommt es? Kreyssig wollte dieses neue Stadtviertel höher legen, um es hochwasserfest zu machen, und deswegen wurde das Areal aufgeschüttelt durch Aushub aus dem Rhein. Leider ging das Geld aus vor dem Ersten Weltkrieg. Viele hatten schon gebaut in der Erwartung, dass diese Senke hier noch aufgeschüttet wird, aber dann kam die Aufschüttung nicht und dann musste man aus der Not eine Tugend machen, und das Erdgeschoss wurde zum Keller.“
Es entstehen weitere Bauten wie die Christuskirche. Mainz bekommt sein modernes Gesicht, das uns bis heute vertraut ist. Und es trägt die Handschrift von Eduard Kreyssig, dem Stadtbaumeister.