Edersee nur zu einem Fünftel gefüllt

Der Edersee in Hessen ist einer der wichtigsten Wasserversorger für den Schiffsverkehr im Norden Deutschlands. Zum wiederholten Mal hat Trockenheit den Wasserstand des Stausees wieder deutlich früher und extremer sinken lassen. Mit spürbaren Folgen für die Region.

Diese Steinwüste muss überquert werden, bevor man durch tiefen Schlamm ins kühle Nass des Edersees kommt. Es fehlt an Niederschlägen; der drittgrößte Stausee in ganz Deutschland ist nur noch etwa 20 Prozent befüllt. Das Wasser und die Stimmung vor Ort: Auf dem Tiefpunkt! Zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren endet hier die Saison vier bis sechs Wochen früher als geplant. Und das hat gravierende Folgen.
Thomas Hennig, Segelschule Rehbach-Edersee
„Wir haben jetzt Stornierungen. Wir können im September keine Segelkurse mehr durchführen. Segler verkaufen ihre Boote, verlassen den See, weil sie mit der Situation nicht zufrieden sind. Wir haben keine Badegäste mehr. Und schauen Sie sich um in der Gastronomie. Die Biergärten sind verwaist, die Strände sind verwaist. Die Region ist tot.“
Normalerweise lockt dieser Badestrand Mitte August täglich bis zu 1.000 Badegäste an. Ins Wasser möchten hier aktuell aber nur die Wenigsten. Das liegt auch an den Blaualgen, die sich wegen des Wassermangels intensiv ausbreiten. Allein Thomas Hennig rechnet in dieser Saison mit einem Umsatzverlust von bis zu 150.000 Euro. Für die gesamte Region ginge der Schaden in die Millionen. Die wenigen Touristen, die trotzdem gekommen sind, weichen meist auf andere Optionen aus.
Familie Goffing
„Wir wollten eigentlich schwimmen gehen, aber da unten ist es sehr matschig. Man muss also knöcheltief durch den Matsch laufen, bevor man überhaupt ans Wasser kommt und da gehen wir dann lieber ins Schwimmbad.“
Andreas Müller und Leah Schmidt
„Wir haben es uns schon anders vorgestellt glaube ich. Ein bisschen unerwartet am Anfang, als wir gesehen haben wie weit das Wasser hier weg ist. Aber wir versuchen das Beste daraus zu machen.“
Urlauber aus Nürnberg
„Also ich war schwimmen. Wir gehen aber jetzt ins Freibad, weil das Wasser zu algig ist. Und wirkt nicht so richtig schön da unten, das ist ja wie eine Steinwüste.“
Eine Wüste voller Boote, die auf dem Trockenen liegen. Thomas Hennig ist Vorstandmitglied beim Regionalverband Eder-Diemel, einer Interessenvertretung von Kommunen, Wassersportlern und Hoteliers. Laut dem Verband sei das Wasser ja da, es müsse nur sinnvoll verteilt werden. Sollte die Marke von 125 Millionen Kubikmetern im Edersee unterschritten werden, müsse über die Edertalsperre weniger Wasser an die Oberweser-Region abgegeben werden.
Thomas Hennig, Vorstandmitglied Regionalverband Eder-Diemel
„Dann muss pausiert werden mit dem Zuschussbetrieb für sechs Wochen, um dann anschließend wieder das Wasser an der Oberweser abzugeben. Aber dann haben wir wenigstens die Chance, hier am Edersee die Ferienzeit zu überstehen und anschließend kann die Oberweser-Schifffahrt auch wieder Schifffahrt betreiben.“
Dieses Jahr sei für den Edersee-Tourismus nicht mehr zu retten, aber umso wichtiger sei daher eine Perspektive für die kommenden Jahre. Damit Thomas Hennig seine Segelschule später mal wie geplant und guten Gewissens an seine Kinder übergeben kann.