Drogenhochburg Frankfurter Bahnhofsviertel

Crack, Kokain, Heroin – im Frankfurter Bahnhofsviertel gibt es alles. Auf offener Straße wird dort geraucht, gespritzt und gedealt. Das ist seit Jahrzehnten so und die Situation hat sich in den vergangenen Jahren sogar verschärft – laut Polizei steigt die Kriminalität. Aber es gibt auch positive Impulse, wie man das Drogenproblem lösen könnte. Eine Reportage aus dem Bahnhofsviertel.

Der Tag im Bahnhofsviertel geht zu Ende. Für Drogenkranke sind alle Tage gleich. Immer dieselbe Routine.
Thomas
„Mein Tagesablauf fängt an mit schnorren, Dope kaufen, schnorren, Dope kaufen. Weißte, so geht’s den ganzen Tag.“
Ein fataler Teufelskreis aus dem es praktisch kein Entkommen gibt – weiß Ulrich Mattner, der Journalist und Kenner der Szene. Mattner macht Führungen durchs Bahnhofsviertel.
Aufklärungsarbeit über die vielen Menschen, die im Drogen-Sumpf feststecken.
Ulrich Mattner, Journalist aus Frankfurt
„Das sind Suchtkranke. Das ganze Gehirn, das baut sich um in den zehn, zwanzig Jahren, die diese durchschnittliche Drogenerfahrung haben, und giert nach diesen Drogen. Das sind keine gesunden Menschen mehr. Deswegen: Die sind krank.“
Die Stadt Frankfurt versucht bereits in den 1990er Jahren das Problem in den Griff zu kriegen: Es werden Konsumräume eröffnet.
Hier können die Abhängigen sicher Drogen konsumieren. Der sogenannte „Frankfurter Weg“ entsteht. Allerdings mit einem Geburtsfehler.
Tom Holz, Sozialarbeiter
„Leider sind die umliegenden Gemeinden, wie Mainz, Wiesbaden, Aschaffenburg und Hanau, leider nicht mitgegangen und haben diese fortschrittliche Drogenpolitik nicht mitvertreten. Das ist ein Grund dafür, dass sich das alles hier gesammelt hat und eine Sogwirkung entstanden ist.“
Holz und Mattner kritisieren, der Frankfurter Weg sei nicht weiterverfolgt worden.
Denn in den Konsumräumen ist bis heute das Dealen streng verboten. Ein Fehler.
Ulrich Mattner, Journalist aus Frankfurt
„Viele sagen: Wir brauchen einen Frankfurter Weg 2.0. Das heißt, wir erlauben das Dealen in diesen Konsumräumen. Und das klingt jetzt ziemlich abstrakt, aber in der Schweiz ist das Dealen erlaubt in den Konsumräumen und die Schweizer haben keine offene Drogenszene, wie wir hier. Dann sind die Leute in diesen Räumen drin und nicht hier draußen.“
Der erwünschte Effekt: Bessere Kontrolle. Mediziner sagen, nur so wird sich die Situation auf den Straßen verbessern.
Betroffene selbst gehen sogar einen Schritt weiter.
Thomas
„Vielleicht wie eine Vergabe für Cracksüchtige halt so. Dass das Crack abgegeben wird von einem Arzt an die Cracksüchtigen, dass das hier nicht auf der Straße verkauft wird. Das würde dann auch die Kriminalität ein bisschen runterschrauben.“
Denn das ist ein weiteres Problem: Die sogenannte „Beschaffungs-Kriminalität“ ist überall.
Christian
„Ja, da gibt es schnorren, klauen, betrügen, Leute dealen, Betrügereien, was man sich vorstellen kann, alles.“
Für viele dürfte aber gelten: Das Drama im Bahnhofsviertel ist unvorstellbar. Die Teilnehmer der Führung sind von den Eindrücken überwältigt.
Sophia Fesselmann
„Man ist schon irgendwie ergriffen, finde ich. Wenn man hier so läuft, es ist irgendwie … es ergreift einen einfach.“
Jessica Huhn
„Das einfach mal live zu sehen. Es ist schon erschreckend.“
Eines dürfte allen klar sein: Unter den Teppich kehren lässt sich das Problem nicht. Das haben die vergangenen dreißig Jahre gezeigt.