DRK-Helfer berichten vom Einsatz im Ukraine-Krieg

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind im Ukraine-Krieg schon mehr als 4.000 Zivilisten getötet worden, unzählige Menschen wurden verletzt. Umso wichtiger ist die medizinische Hilfe vor Ort. Zur Unterstützung hat auch das Deutsche Rote Kreuz Sanitäter in die umkämpften Gebiete geschickt. Einer von ihnen ist Rouven Höll aus Mainz. Vier Wochen lang war er mit einer Kollegin im Kriegsgebiet, brachte sich selbst in Lebensgefahr, um anderen zu helfen.

Menschen in Not zu helfen, seit vielen Jahren gehört das zu ihrem Alltag. Doch dieser Einsatz war alles andere als alltäglich. Noch nie waren sie in einem Kriegsgebiet eingesetzt – jetzt waren sie mittendrin. Bei einem Treffen des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz schildern Rouven Höll und Christina Matthias ihre Eindrücke. Im Auftrag des internationalen Kommitees vom Roten Kreuz werden die Notfallsanitäter Mitte April in Odessa und Mekolajiw eingesetzt. Von der Front trennen sie oft nur wenige Kilometer.
Rouven Höll, DRK-Ortsverein Mainz-Hechtsheim: „Man ist nachts auch teilweise eingeschlafen, in dem einen Ort zum Beispiel, der relativ nah an der Front war, mit dem Gedanken „Wache ich jetzt vielleicht auf mit einem Gewehrkolben im Gesicht?“ oder „Was passiert?“. Man weiß es einfach nicht.“ 
Trotz der Anspannung müssen sich die Sanitäter auf ihre Aufgaben konzentrieren: Sie retten alte und kranke Menschen aus ihren Häusern, evakuieren Zivilisten, transportieren Wasser und Medikamente. Außerdem bilden sie Ukrainer aus, wie sie medizinische Hilfe leisten können. Bei der Kommunikation helfen ihnen Kollegen vom israelischen Roten Kreuz, die russisch sprechen.
Doch Gefahren lauern überall. Schwer bewaffnete Soldaten und Straßenbarrikaden gehören zum Alltag. Nicht selten müssen die Helfer wegen Raketenangriffe in Schutzbunker fliehen. Einem schwer verletzten Mann, der nur 15 km entfernt ist, können sie nicht helfen – zu gefährlich, heißt es von der Einsatzleitung.
Rouven Höll, DRK-Ortsverein Mainz-Hechtsheim: „Den hatten wir am Telefon, der hat um Hilfe geweint. Wir waren bereit, wir hatten unsere Westen, unsere Helme an, wollten los, hatten dann Rücksprache mit unserem Office gehalten und da gab es ein definitives „Red light“ für diese Region dort. Und später hat sich herausgestellt, dass das hinter der Front war und es mit dem Militär viel zu gefährlich war. Das wäre eine Selbstmordmission gewesen, weil dort auch viele Mienenfelder waren und die Brücke alle zerstört.“
Als Notfallsanitäter in der Not nicht helfen zu können: Für die Einsatzkräfte ist das nur schwer zu ertragen. Auch deshalb schickt das Rote Kreuz nur sehr erfahrene Kollegen ins Kriegsgebiet. Rouven Höll hat lange auf der Intensivstation und im Katastrophenschutz gearbeitet. Doch diese vier Wochen waren auch für ihn eine sehr bewegende Zeit. Er schließt viele Freundschaften, die Dankbarkeit der Menschen ist überwältigend.
Rouven Höll, DRK-Ortsverein Mainz-Hechtsheim:
„Eine ältere Dame, die wir aus einem Bunker geholt haben, die dort seit Anfang des Krieges in diesem Bunker sitzt, ohne Licht, ohne fließendes Wasser, ohne frische Luft, die wir nach diesen ganzen Wochen und Monaten rausgeholt haben, die danach einfach unendlich dankbar war, endlich mal wieder den freien Himmel zu sehen, das waren schon schöne Situationen.“ 
Zurück in Deutschland wartet auf die Sanitäter ihr gewohntes Leben. Rouven Höll wird sich jetzt wieder auf sein Medizinstudium konzentrieren. Doch die Frage, ob er wieder ins Kriegsgebiet fahren würde, kann er schnell beantworten.
Rouven Höll, DRK-Ortsverein Mainz-Hechtsheim:
„Trotz der Gefahren dort, ich weiß, dort wird immer noch Hilfe benötigt. Ich würde sofort wieder fliegen. Auf jeden Fall.“