Dr. Günter Gerhardt über die aktuelle Grippewelle

Viele Unternehmen haben derzeit Probleme, weil immer mehr Mitarbeiter erkranken. Die Wartezimmer der Ärzte sind voll. Viele Patienten haben sich mit Corona infiziert, aber noch mehr sind an Influenza, also einer echten Grippe, erkrankt.

Eva Dieterle, Moderatorin: Darüber spreche ich jetzt mit dem Allgemeinmediziner Dr. Günther Gerhardt aus Wendelsheim. Warum bekommen gerade so viele Menschen eine Grippe?
Dr. Günter Gerhardt, Allgemeinmediziner in Wendelsheim: Wir hatten … Influenza hat ja 2020 und 2021 so gut wie nicht stattgefunden. Warum? Weil alle Leute eine Maske getragen haben, wie die Chinesen das ja schon immer machen, wo wir drüber gelächelt haben. Aber die Ansteckungshäufigkeit war also verringert. In diesem Jahr ist das nicht so der Fall. Im Wartezimmer stecken Sie sich immer noch nicht an, weil im Wartezimmer oder in der Arztpraxis muss Maske getragen werden, das gehört ja zu den Räumlichkeiten, wo das sein muss, aber draußen eben nicht. Und da findet derzeit eine große Ansteckungswelle statt. Warum das? Da gibt es Spekulationen, dass das Immunsystem eine Pause eingelegt hat. Ich weiß es nicht genau.
Es kommt jetzt noch dazu, dass ja dieses RS Virus oder RSV, dass das auch auf dem Vormarsch ist. Und da gibt es auch eine große Ansteckungswelle. Aber die Influenza, also die echte Grippe, ist die häufigste Co-Variante, also Kompagnon, wenn man so will, zu Corona, also Corona plus Influenza ist eine ganz, ganz häufige und sehr, sehr gefährliche Kombination. Hat gerade eine Studie ergeben, dass das gefährlicher ist, dass da mehr Leute auf Intensivstationen landen als nur mit Corona alleine. Das ist also wichtig.
Dieterle: Lohnt es sich jetzt noch, sich gegen die Influenza impfen zu lassen? Bringt das überhaupt noch was?
Gerhardt: Also dafür gibt es zweimal ja. Einmal wissen wir, dass es zurzeit gerade, Ende Dezember 2022, dass ein Wiederaufflackern der Influenza stattfindet. Warum? Es ist auf jeden Fall so, das hatten wir sonst auch nicht. Deswegen jetzt auf jeden Fall noch impfen lassen. Auch im Januar. Ganz, ganz, ganz wichtig. Und um diese Co-Infektion zu vermeiden, weil eine Co-Infektion mit Corona verdoppelt das Risiko schwer zu erkranken, auf Intensivstation zu landen oder – ich muss es einfach sagen – auch zu sterben. Alleine Corona wesentlich weniger Fälle als mit dieser Kombination.
Dieterle: Was kann man aus Ihrer Sicht tun, um sich vor Grippe zu schützen?
Gerhardt: Ja, das Zauberwort heißt eben “Abhärtung”, trainieren des Immunsystems. Da kann man eben den Kalt-warm-Effekt trainieren, indem man morgens warm duscht und anschließend noch mal ein bisschen kalt duscht, zumindest die Beine. Da gibt es ganz eindeutig Studien, die nachweisen, dass diese Menschen, die das machen, dass die weniger häufig eine Erkältung einfangen oder eine Grippe. Es gibt eine große alte Studie aus dem Kindergarten, da haben die Kinder eben mit den Kindergärtnerinnen die Unterarme in kaltes Wasser eingetaucht, das mehrmals täglich und in diesen Kindergärten war der Krankenstand wesentlich niedriger als in anderen.
Dazu gehört auch eine vitaminreiche Ernährung. Wir wissen heute, dass bei Longo-Covid Hochdosis Vitamin-C-Infusionen, dass die helfen, dass die die Symptome lindern. Und zur Abhärtung hilft eben auch eine vitaminreiche Ernährung. Das kann man aber mit Obst machen, mit Gemüse, mit Salat machen und sich eben einfach jedem Wetter aussetzen. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung, das ist das Wichtige, ziehen Sie sich warm an und machen Sie mehrmals in der Woche einen ausgiebigen Spaziergang. Auch wenn es regnet.
Dieterle: Herr Gerhardt, vielen Dank für das Interview.
Gerhardt: Gerne.