Dorf kämpft für seine Bank-Filiale

Keine Bank mehr im Ort, der nächste Geldautomat nur noch mit dem Auto zu erreichen. Genau das geschieht gerade in Wüstensachsen, einem Ortsteil im osthessischen Ehrenberg bei Fulda. Die letzte Bankfiliale soll dort zum Jahreswechsel dicht machen. Ihrer Wut gegen die geplante Schließung haben viele Bürger aus Ehrenberg auf der Straße Luft gemacht.

Hier auf dem Universitätsplatz Fulda wird eine Bank zu Grabe getragen – zumindest symbolisch. Die Volks- und Raiffeisenbank-Filiale in Ehrenberg – sie soll nach 130 Jahren das Zeitliche segnen. Ganz schön viel Trauer und Trubel für nur eine Filiale? Aber für die Bürger von Ehrenberg ist die Bank der Ort des Vertrauens – eine Schließung aus ihrer Sicht ein Skandal.
Gisela Schaub, Verwaltungsangestellte
„Mittlerweile habe ich auch ein Online-Konto, weil ich mich dazu genötigt fühle, aber viele ältere Leute, oder noch ältere Leute, die Rentner sind, die über 80, sind damit überfordert.“
Oliver Heimbuch, Versicherungsmakler
„Wir werden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt und das ist eigentlich nicht gut. Im ländlichen Raum wäre die Kommunikation wichtig. Und ältere Leute haben da schon ein Problem, sich mit Geld zu versorgen.“
Karl-Josef Hahner
„Wir beobachten die Schließung der Filialen von genossenschaftlichen Banken und von Sparkassen mit großer Sorge, weil die haben ja einen Auftrag zu erfüllen, weil dafür sind sie ja ursprünglich mal gegründet worden, für die Versorgung der Bürger mit Geld vor Ort.“
Weil die VR-Filiale in Ehrenberg nicht mehr rentabel ist, sollen hier ab Januar die Türen für immer schließen. Bitter für die Bürger, aber bitter nötig, um wirtschaftlich zu bleiben, sagt die Bank.
Thomas Sälzer, Vorstand VR-Bank Fulda
„Gerade deswegen müssen wir manchmal auch unangenehme Entscheidungen treffen. Wir wollen so lange es geht in der Fläche sein und in der Fläche unsere Filialen haben und wir denken, dass wir mit unseren Filialen ein dichtes Filialnetz haben und das, was wir jetzt tun, das soll auch andere Filialen stärken.“
Etwa die Filiale in Hilders: Die liegt aber rund neun Kilometer weit weg. Neben der Entfernung sieht der Bürgermeister von Ehrenberg, Peter Kirchner, ein weiteres Problem. Auch er argumentiert mit wirtschaftlichen Gründen: Nicht aber für die Schließung, sondern den Fortbestand der Filiale.
Peter Kirchner, parteilos, Bürgermeister Ehrenberg
„Wir befürchten tatsächlich eine Kettenreaktion für unsere Gemeinde. Die Leute werden zu anderen Kommunen fahren müssen, um dort ihre Geldgeschäfte zu erledigen und das werden sie verbinden mit Einkäufen. Und auch bei uns – das der letzte seiner Art – ist ein Lebensmittelmarkt und wenn dann die Kunden woanders einkaufen, ist auch seine Existenz bedroht.“
Bei den Demonstranten am Freitag hatte der Bankvorstand erwartungsgemäß einen schweren Stand, blieb aber standhaft: Die Schließung komme, auch um Arbeitsplätze zu sichern.
Kirchner will das nicht hinnehmen: Er will die Schließung zum Thema im Kreistag machen und sich politische Unterstützung bei Abgeordneten aus Landtag und Bundestag suchen.