Diskussion um Reaktivierung der Hunsrückquerbahn
Der Schienenverkehr muss weiter ausgebaut werden, denn nur ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr ist eine Alternative zum Auto – das weiß die Politik. Im Hunsrück gibt es seit Jahren das Anliegen der rheinland-pfälzischen Landesregierung die Hunsrückquerbahn wieder zu reaktivieren. Keine schlechte Sache sollte man meinen. Doch in den Gemeinden entlang der Strecke regt sich Widerstand.
Sie verband den Hunsrück mit dem Rhein-Main Gebiet. Doch der letzte Personenzug rollte hier im Jahr 1984. Seitdem liegt die Hunsrückquerbahn brach. Schon seit Jahren diskutiert die Landespolitik eine Reaktivierung. Doch die Gemeinden entlang der Strecke sind dagegen. Der Bürgermeister von Langenlonsheim spricht von klimapolitischer Alibipolitik.
Bernhard Wolf ( parteilos), Bürgermeister Langenlonsheim
„Für viele ist dieser Wunsch diese Bahn zu reaktivieren – auch ein ganz böses Wort – so ein Stück ‚Sozialromantik‘. Das war früher immer cool. Die Bahn. Man konnte da zum Hunsrück fahren. Wäre doch schön wenn es wieder so wäre. Aber ich glaube, sobald man anfängt kaufmännisch zu rechnen, muss man sagen: Das ist Unfug.“
Denn in den letzten Jahrzehnten sind Strecke und Infrastruktur immer mehr verwahrlost. Eine Sanierung könnte mehrere Hundertmillionen kosten. Zumal die Strecke nicht elektrifiziert ist und nur von Dieselloks befahren werden kann.
Auch in Stromberg zweifelt man den Nutzen einer Reaktivierung an. Zu schlecht sei die Anbindung der Hunsrückquerbahn.
Claus-Werner Dapper (parteilos), Bürgermeister Stromberg
„Was nützt es mir, wenn ich jetzt mit einer Diesellok über irgendwelche Umsteigpunkte Ewigkeiten später in Wiesbaden oder Frankfurt ankomme. Und dann greifen dann eben doch viele zum Auto, setzen sich in ein PKW und nutzen die Autobahnanbindung, die ja hier perfekt ist.“
Ein Schweizer Unternehmen, das auf der Strecke Holz transportieren wollte, verklagte die Deutsche Bahn und setzte eine Sanierung die Strecke durch. Seitdem wurden zumindest die Bahnübergänge repariert. Das Schweizer Unternehmen ist mittlerweile insolvent. Die Streckensanierung geht trotzdem weiter – wenn auch sehr langsam. Über den genauen Stand der Arbeiten wissen die Gemeinden laut eigener Aussage nichts. Die Bahn übermittle den Bürgermeistern keinerlei Informationen. Das streitet der Konzern ab.
Deutsche Bahn
„Die DB hat die Gebietskörperschaften vor Ort jeweils zeitnah und vorab über anstehende Maßnahmen informiert. Mit Blick auf die […]Bauarbeiten ist hier ebenfalls eine intensive Einbindung vorgesehen.“
In Windesheim verläuft die Strecke nur wenige Meter neben den Wohnhäusern. Die Anwohner sind von den Plänen zur Reaktivierung genervt.
Carmine Prencipe, Anwohner
„Ich finde das nicht okay, was die machen. Weil für das Land wäre es besser, wenn hier ein schöner Fahrradweg kommt. Für uns alle hier. Weil, was haben die jetzt hier gemacht? Die haben nur Geld – Millionen Euro – aus dem Fenster geworfen.“