Diskussion der Frankfurter OB-Kandidaten

Wer wird nach der Abwahl von Peter Feldmann neuer Oberbürgermeister von Frankfurt? In sieben Wochen wird gewählt. Gestern Abend saßen erstmals die fünf aussichtsreichsten Kandidaten gemeinsam auf einer Bühne. In der alten Seilerei in Sachsenhausen ging es um ein Thema, das in Frankfurt seit Jahrzehnten die Gemüter erhitzt: Den Flughafen und den damit verbundenen Fluglärm. Noch – so bekommt man den Eindruck – sind die Kandidaten auf Kuschelkurs.

Wer erwartet hatte, dass bei der ersten Podiumsdiskussion der Frankfurter OB-Kandidaten gleich so richtig die Fetzen fliegen, der sah sich gestern Abend getäuscht: Viel Eintracht statt heißer Debatte – und das, obwohl das Reizthema „Fluglärm“ in Frankfurt durchaus das Zeug hat, eine Wahl zu entscheiden. Alle sind sich einig: Als größter privater Arbeitgeber Deutschlands ist der Frankfurter Flughafen für die Stadt und die Region enorm wichtig, seine Bedeutung als Tor zur Welt und als Aushängeschild der Mainmetropole nicht zu unterschätzen, und: Fluglärm ist ein Ärgernis, vor dem es die Bürger so gut wie möglich zu schützen gilt. Etwa durch eine weitere Optimierung der An- und Abflugrouten.
Uwe Becker, CDU, Oberbürgermeister-Kandidat Frankfurt
„Nun, als Oberbürgermeister muss man das Wohl der Stadt und der Bürger im Blick haben. Dazu gehören wirtschaftlich-soziale Fragen, dazu gehört auch das Thema Arbeitsplatz-Motor Flughafen. Ich stehe dafür, dass wir den Flughafen weiterentwickeln, dass wir genauso aber auch darauf achten, dass die Belastung durch Lärm und andere Emissionen auf das notwendige Maß begrenzt werden. Eine gesunde Balance aus dem, was den Flughafen ausmacht und dem, was die Stadt und die Menschen erwarten.“
Unterschiede gibt es wenn im Detail – und nicht beim „was“, sondern beim „wie“. Während CDU-Kandidat Uwe Becker auf Fortschritte bei der Entwicklung leiserer Triebwerke setzt und das jetzige Nachtflugverbot von 23 Uhr bis 5 Uhr beibehalten will, fordert Mike Josef von der SPD ein Verbot von Kurzflügen unter 600 Kilometern – und eine Ausweitung des Nachtflugverbots von 22 Uhr bis 6 Uhr.
Mike Josef, SPD, Oberbürgermeister-Kandidat Frankfurt
„Wenn Sie Basketball draußen spielen: Ab 22 Uhr ist Schluss. Da beginnt die gesetzliche Nacht. Das ist gesetzlich so geregelt. Und das muss am Ende auch für den Flugverkehr gelten. Denn am Ende gilt die gesetzliche Nacht. Es ist gesund, acht Stunden schlafen zu können. Durchschlafen zu können.“
Manuela Rottmann von den Grünen schlägt vor, Flüge in den Nachtrandstunden auf besonders lärmarme Flugzeuge zu beschränken. Noch wichtiger sei es aber, künftig möglichst viel Verkehr auf die Schiene zu verlegen und Flugzeuge klimafreundlicher zu machen.
Manuela Rottmann, B‘ 90 /Grüne. Oberbürgermeister-Kandidatin Frankfurt
„Wir müssen raus aus den fossilen Energien. Das heißt, wir brauchen fossilfreie Antriebe, synthetische Kraftstoffe. Das erfordert Investition und Innovation. Dafür braucht es auch erhebliche wirtschaftliche Anstrengung. Gleichzeitig wollen wir den Flughafen als guten Arbeitgeber behalten, der ordentliche Löhne zahlt.“
Für Yanki Pürsün von der FDP ist klar: Der Wirtschafts-Motor Flughafen darf auf keinen Fall gefährdet werden. Statt weniger Flüge und erweitertes Nachtflugverbot sei deshalb Erfindergeist gefragt, um den Fluglärm weiter zu reduzieren.
Yanki Pürsün, FDP, Oberbürgermeister-Kandidat Frankfurt
„Wir setzen da auf technologischen Fortschritt. Es wird viel geforscht. Es gibt in den Ministerien und auch bei der Fraport die entsprechenden Bereiche, die sich darum kümmern. Und wir haben auch Regularien, damit trotz Wachstum weniger Belastung möglich ist.“
Am weitesten aus der Reihe tanzt Daniela Mehler-Würzbach von der Linkspartei. Sie fordert nicht nur eine Ausweitung des Nachtflugverbots – sie will dem Flughafen auch generell Grenzen setzen.
Daniela Mehler-Würzbach, DIE LINKE, Oberbürgermeister-Kandidat Frankfurt
„Natürlich brauchen wir in Frankfurt den Flughafen. Wir haben den Flughafen, wir brauchen die Arbeitsplätze. Aber der Flughafen darf nicht unendlich wachsen. Und im Vordergrund müssen die Bedürfnisse der Frankfurterinnen und Frankfurter stehen und nicht die Wirtschaftsinteressen und der internationale Wettbewerb. Ganz klar ist für uns auch: Wir müssen an die Reduktion des Flugverkehrs dran. Da bleibt nichts übrig.“
Am Ende bleibt bei den 170 Zuschauern nach rund 90-minütiger Debatte wohl vor allem eines hängen: Eine richtige Entscheidungshilfe ist die erste Podiumsdiskussion im Frankfurter OB-Wahlkampf noch nicht gewesen. Da werden sich die Top-Kandidaten wohl noch ein wenig steigern müssen.