Digitaloffensive in der Pflege

Man sollte meinen, im Jahr 2023 seien Computer, Smartphones und digitale Kommunikation keine Fremdwörter mehr. Aber – wie so oft, wenn es um Digitalisierung geht – sind eine entsprechende Ausstattung und der Umgang damit, alles andere als selbstverständlich. Handlungsbedarf gibt es zum Beispiel im Bereich der Pflege. Deshalb hat die rheinland-pfälzische Landesregierung eine Studie in Auftrag gegeben, die digitale Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen soll.

Die direkte Beschäftigung mit alten oder kranken Menschen, sei es Körperpflege, Unterhaltung oder die Versorgung mit Essen – diese Bilder haben wohl die meisten im Kopf, wenn es um die Pflege geht. Aber es gehört so viel mehr dazu. Dienstplanerstellung, Dokumentation, fachliche Absprachen – all das kostet viel Zeit. Es gilt die Arbeitsabläufe zu optimieren, zu digitalisieren. Aber noch lange nicht alle Einrichtungen haben den Übergang von analog zu digital gemeistert. Das zeigen die Ergebnisse der deutschlandweit ersten Standortanalyse zur Digitalisierung in der Pflege. Die Forscher haben Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und Pflegeschulen befragt, inwiefern sie mit digitalen Geräten ausgestattet sind und wie kompetent ihre Mitarbeiter damit umgehen.
Demnach gebe es gerade im Bereich der Anwendung von Spezialsoftware und dem Umgang mit Datenschutz noch Nachholbedarf.
Prof. Dr. Frank Weidner, Pflegeforscher DIP GmbH
„Wir wissen, dass vielen der Einrichtungsleitungen Überblickswissen fehlt. Die wissen einfach gar nicht, was gibt es überhaupt alles. Und deswegen muss man da auch nachhelfen, man muss was anbieten, man muss überhaupt einen Überblick herstellen.“
Diesen Anstoß nimmt der zuständige Minister gerne entgegen. Unter Beachtung der Studienergebnisse möchte er eine digitale Bildungsoffensive im Bereich der Pflege starten.
Alexander Schweitzer, SPD, Arbeits- und Digitalisierungsminister Rheinland-Pfalz
„Es geht darum, Messengedienste, Kommunikation zwischen Berufsangehörigen, zwischen Angehörigen von zu Pflegenden so zu verkürzen und zu digitalisieren, dass ein bisschen mehr Zeit bleibt, für das Eigentliche, nämlich die tatsächliche Pflege. Das wollen wir mit Digitalisierung unterstützen. Digitalisierung wird nicht alle Probleme in der Pflege lösen, das wäre eine Illusion. Aber sie kann auch den Arbeitsalltag ein wenig erleichtern.“
Vor allem Lehrende an Pflegeschulen sollen ab dem kommenden Jahr durch das Programm geschult werden, um die erlernten digitalen Kompetenzen an ihre Schüler weiterzugeben. Damit mehr Zeit bleibt für die wirklich wichtigen Dinge.