Eine zweite Chance für aggressive Hunde

Tausende Hunde sitzen in deutschen Tierheimen und warten auf ein Zuhause. Die Hunde, die aggressives Verhalten zeigen, gelten dabei als besonders schwer oder gar nicht vermittelbar. Viele von ihnen sitzen dort dann ein Leben lang. Das Projekt „Start ins neue Leben“ im Tierheim Viernheim will diesen Hunden eine zweite Chance ermöglichen. Dafür trainieren sie – jeden Tag.

Den Großteil seines Lebens hat Xipoko im Tierheim verbracht. Dabei ist der Rüde gerade mal zwei Jahre alt. Seinen früheren Besitzern soll er gegenüber aggressiv gewesen sein, dann haben sie ihn abgegeben. Doch die Hundetrainer geben den Rüden nicht auf, auch wenn noch viel Arbeit vor ihnen liegt.
Frauke Loup, Hundetrainerin
„Beim Bürsten, da hat er noch so seine Schwierigkeiten. Das geht nicht gegen den Menschen, sondern für sich will er Raum machen. Da geht’s um seine Individual-Distanz. Da geht’s darum, dass er sich selber schützen möchte. Da braucht es auch einfach eine Weile, bis da genügend Vertrauen aufgebaut ist, bis der Hund weiß: Der Mensch ist wirklich ein Zuverlässiger, auf den er sich verlassen kann, dem er Vertrauen kann.“
Wie wichtig das Vertrauen des Hundes zum Trainer ist zeigt sich schnell, als Xipokos eigentliche Bezugsperson dazukommt. Jetzt lässt sich der Rüde ohne Probleme bürsten – ein riesen Schritt nach vorn.
Seit letztem Jahr ist Xipoko Teil des Projekts, bei dem das Tierheim mit einer Hundeschule und ausgebildeten Trainern zusammenarbeitet. 45 Minuten pro Tag trainieren sie mit den Hunden alltägliche Situationen, auch Sozialverhalten steht auf dem Plan.
Für viele Hunde ist das Training die letzte Chance vermittelt zu werden. Und es werden immer mehr.
Nicole Dalesio, Tierheimleiterin
„Es vergeht wirklich kein Tag, an dem nicht einer bei uns anruft, der Probleme hat mit seinem Hund und der gerne seinen Hund hier unterbringen will.“
Die Corona-Lage habe die Situation verschlimmert, weil die Hundeschulen lange geschlossen hatten. Aber vor allem der Online-Handel sei ein großes Problem.
Nicole Dalesio, Tierheimleiterin
„Der Hund zieht in die Familie ein und man kennt sich eigentlich gar nicht. Außer dass man weiß, wie er aussieht, das Äußerliche – was wir ja alle wissen, was es nicht ausmacht. Weder beim Menschen, noch beim Hund.“
Deshalb gilt hier: Der zukünftige Halter wird ins Training mit eingebunden, lernt das Tier mit all seinen Eigenheiten kennen. Mit viel Arbeit und Geduld, hat dann auch ein Hund wie Xipoko wieder eine Chance auf ein liebesvolles Zuhause.
Frauke Loup, Hundetrainerin
„Er bringt einige Päckchen mit und das darf man nicht unterschätzen. Aber wer einen Draht zu ihm findet, wer weiß, was es bedeutet einen Hund sicher durchs Leben zu führen, der hat wirklich einen Traum-Hund an seiner Seite.“
Bislang haben mehr als 70 Hunde ein neues Zuhause gefunden. Hunde, die vorher als nicht vermittelbar galten. Ein solches Happy End wünscht sich Frauke Loup auch für Xipoko. Der Name kommt übrigens aus dem Afrikanischen und heißt so viel wie „kleiner Hausgeist“.