Die Zukunft der Landwirtschaft ist digital

Satellitengesteuerte und digital vernetzte Traktoren – das wird für die Landwirte bei uns immer mehr Normalität. Doch noch gibt es gerade bei der digitalen Infrastruktur so manche Hürde zu nehmen. Wir haben uns im hessischen Taunus den Ackerbau 4.0 angesehen.

Landwirt Torsten Reim ist einer der Pioniere der digitalen Landwirtschaft. Durch Sensoren und GPS-Daten bekommt er in seinem Hightech-Traktor punktgenau angezeigt, welche Stellen seines Ackers im Taunus von Unkraut oder Pilzen befallen sind und kann diese auf seiner einprogrammierten Route zielsicher anfahren. Seit über zehn Jahren nutzt Torsten Reim bereits digitale Technik und spart damit ein Viertel an Düngemittel ein. Das bedeutet für seinen Familienbetrieb mehr Ertrag und weniger Umweltbelastung.
Torsten Reim, Landwirt aus Hohenstein
„Also, wir haben zum Beispiel durch diesen Einsatz von der modernen Technik keinerlei Probleme mehr, Düngebilanzen einzuhalten, weil wir den Dünger einfach besser verteilen.“
Neben Dünger, der sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine ebenfalls verteuert hat, kann Torsten Reim durch das zielgerichtete Verfahren auch Kraftstoff sparen. Die digitale Landwirtschaft könnte in Zeiten von Hamsterkäufen auch leeren Supermarktregalen vorbeugen – zumindest langfristig.
Hans-Georg Paulus, Generalsekretär Bauernverband Hessen:
„Wir erleben schon eine Zeitenwende, dass wir jetzt viel mehr über Ernährungssicherung sprechen. Da müssen auch wir alles dafür tun, dass wir hier produzieren, um einfach auch die Märkte in Ordnung zu behalten. Damit die Märkte nicht noch mehr verrücktspielen. Und das können wir natürlich mit Digitalisierung und besserer Produktion noch besser, völlig klar.“
Das hat auch das Land Hessen erkannt und will über 5 Millionen Euro in die Digitalisierung der Landwirtschaft investieren. Bei einer Probefahrt mit Torsten Reim muss Digitalministerin Kristina Sinemus eingestehen, dass der Ackerbau 4.0 für sie Neuland ist.
Kristina Sinemus, CDU, Digitalministerin Hessen:
„Ich bin beeindruckt, wie viel Technik und wie viel Möglichkeiten an Digitalem ich in so einen Traktor schaffen kann. Wobei man auch sagen muss, das sind ja große Geräte mittlerweile, die aber auch anschlussfähig sind an die digitale Technik dort oben, nämlich GPS-fähig.“
Noch gibt es in der digitalen Infrastruktur aber deutlich Luft nach oben. Denn Funklöcher bereiten den Landwirten gerade in hügeligem Gelände immer wieder Probleme.
Torsten Reim, Landwirt aus Hohenstein
„Wir sind im Taunus. Gerade wenn du viele Hindernisse hast – Bergkuppen, Wälder –, da hast du dann auf einmal keinen Empfang mehr. Also, das ist auch ein Problem.“
Und es gibt einen weiteren Haken: Ein aufgerüsteter Trecker kostet mit Sensoren und Kameras schnell über 100.000 Euro – das Doppelte eines herkömmlichen Traktors. Bauerverbände fordern deshalb noch mehr von der Politik.
Frank Gemmer, Hauptgeschäftsführer Industrieverband Agrar
„Das sind schon hohe Investitionen für die Landwirte. Da wären Investitionsunterstützungen aus meiner Sicht notwendig, damit viele Landwirte sich diese Technik auch leisten können.“
Torsten Reim will seine langjährige Erfahrung künftig in Kursen an den die nächste Generation der Landwirte weitergeben. Damit der digitale Ackerbau nicht mehr lange Neuland bleibt.