Die Terminalmanagerin des Frankfurter Osthafens

Wie Flüsse die Landschaft prägen, so prägen sie auch die Menschen die an ihnen leben und arbeiten. Der Main zum Beispiel. Jeden Tag bringen Schiffe, Züge und Lastwagen Container in den Frankfurter Osthafen, wo die tonnenschweren Frachtbehälter umgeladen werden. Doch wie ist der Alltag in einem der größten deutschen Binnenhäfen? Ein weiterer Teil unserer Serie: „Einflüsse: Wie Main und Mosel die Region prägen“.

Marjorie Wallace, Terminalmanagerin Contargo Osthafen Frankfurt
„Der Main bedeutet für mich eine sichere Arbeitsstelle. Denn wenn die Binnenschiffe hier nicht den Main passieren würden, hätten wir weniger Arbeit.“
Marjorie Wallace ist im Stress. Der Güterzug aus Hamburg sollte schon längst da sein und Container liefern. Binnenschiffe und LKW warten schon im Frankfurter Osthafen, um sie weiter zu transportieren. Sechs Schiffe werden hier jede Woche be- und entladen. Als Terminalmanagerin sorgt sie dafür, dass alles glatt läuft. Schon seit 20 Jahren arbeitet sie hier am Main.
Marjorie Wallace: „Hi, ich war gerade drüben an den Gleisen. Der Zug ist noch nicht da, der sollte doch um elf da sein“?
Kollege: „Ja, die hatte mit mir telefoniert, der soll jetzt so gegen 13:30, um halb zwei soll der hier sein.“
Marjorie Wallace: „Okay, schaffen wir das dann alles?“
Kollege: „Ja das schaffen wir.“
Dafür muss es aber schnell gehen. Sonst staut es sich im Hafen. Teamwork ist gefragt.
Marjorie Wallace, Terminalmanagerin Contargo Osthafen Frankfurt
„Und dann werden natürlich auch Überstunden gemacht, weil ohne Überstunden wird das hier auch nicht funktionieren, weil wir müssen ja gewährleisten, dass der Zug dann auch heute wegfährt dann wieder. Und wenn dann nicht alle mitziehen, sowohl auch die Kranführer oder auch das Team im Büro, klar, oder auch die Hafenbahn muss da auch mitziehen. Ansonsten haben wir ein großes Problem.“
Der Frankfurter Osthafen ist direkt mit der ganzen Welt verbunden. Von hier kommen und gehen Container nach Asien, Australien und Amerika. 50.000 sind es jedes Jahr. In den Containern sind meistens Reifen, Papier, Haushaltswaren und Lebensmittel. Die Waren die hier ankommen bringen LKW dann direkt zu Kunden in Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz.
Verzögerungen im Arbeitsablauf wie heute kommen in den letzten Jahren häufiger vor. Ein großes Problem ist der Klimawandel. Durch das Niedrigwasser im Rhein kann Contargo die so wichtige Wasserstraße aktuell nicht nutzen. So müssen schon in Frankfurt viele Container von Schiffen auf LKW umgeladen werden.
Christian Eichmeier, Geschäftsführer Contargo Rhein-Main
„Neben dem generellen Problem Klimawandel sind wir natürlich durch die Corona-Pandemie in unseren Abläufen sehr eingeschränkt und es ist sehr schwierig im Moment das Geschäft ‚business as usual‘ abzuwickeln.“
Grund sind Störungen der globalen Lieferketten. Nachdem chinesische Häfen über Wochen geschlossen waren, staut es sich nun vor den großen Häfen in aller Welt, da die Lieferungen nachgeholt werden müssen. Die Folge: Container kommen zu spät oder können nicht abgeholt werden. Contargo im Frankfurter Hafen ist mittendrin im Chaos.
Christian Eichmeier, Geschäftsführer Contargo Rhein-Main
„Die Seeschiffe sind verspätet, also müssen wir zusehen, dass wir irgendwo die Container zwischenlagern. Unser Gelände hier im Frankfurter Osthafen ist voll. Müssen also Lösungen suchen, um den Kunden letztendlich zu sagen: Wir können das managen. Es entstehen für den Kunden Kosten, es entstehen für uns gegebenenfalls Kosten.
Diese Mehrkosten werden dann auf die Preise im Supermarkt oder Fachhandel draufgerechnet.“
Mittlerweile ist es halb zwei. Der Zug aus Hamburg kommt. Jetzt können Marjorie Wallace und ihr Team die Container endlich umladen. Auf die Straße und auf den Main. Eine der wichtigsten Wasserwege in Hessen. Und Garant für eine sichere Arbeitsstelle für Marjorie Wallace im Frankfurter Osthafen.