Die Störche sind wieder da

Die Temperaturen steigen, die Blumen blühen – so langsam kommt der Frühling nach Hessen und Rheinland-Pfalz. Und mit ihm ein Vogel, der voller Mythen steckt: der Storch. Aus Spanien und Nordafrika machen sich gerade Tausende Vögel wieder auf den Rückweg. Eines Ihrer Ziele: das am dichtesten besiedelte Storchengebiet in ganz Deutschland – das hessische Ried.

Ob auf den Bäumen oder im Feld. Auf den Bruchwiesen bei Büttelborn sind schon jetzt so einige Störche unterwegs. Manche suchen nach Holz für ihre Nester – andere sind voller Hormone und vergnügen sich freudig.
Bernd Petri, Ornithologe vom Naturschutzbund Hessen, schätzt, dass schon 1.000 Brutpaare wieder im Land sind.
Bernd Petri, Ornithologe NABU Hessen
„Man kann überall das Klappern hören und erleben. Das Liebesleben bestaunen der Störche. Und vor allen Dingen auch, wie sie ihre Appartements bauen. Also die Nester ausbauen. Das lässt sich jetzt wunderbar beobachten.“
Alle 15 Minuten nimmt das Liebesspiel der Störche wieder seinen Lauf. Eine anstrengende Zeit für Vögel. Dafür brauchen sie viel Energie und Futter, das sie auf der anliegenden Mülldeponie oder im Sumpfland finden. Der feuchte Boden beherbergt allerlei Köstlichkeiten, wie Würmer oder Kröten. Kein Wunder, dass sich hier dieses Jahr sogar 1.500 Paare niederlassen werden, schätzt Bernd Petri. Das wäre ein Rekord. Ein Grund, weshalb sich gerade hier so viele Störche wohl fühlen, ist auch der Mensch.
Bernd Petri, Ornithologe NABU Hessen
„Ganz früher vor Tausenden von Jahren gab es bei uns eigentlich gar keine Störche, weil Deutschland war ein Waldland. Überall Wälder, Bäume und da leben keine Störche. Der Storch ist ein Steppenvogel. Der braucht Offenland. Und mit den ersten ackerbauenden Menschen, die also die Wälder gerodet haben, konnte der Storch aus den Steppengebieten hier einwandern.“
Nach dem Winter trifft sich jedes Storchenpaar an seinem Nest wieder. Wahre Romantiker sind die Störche aber nicht. Der Partner darf gerne mal ausgewechselt werden, denn im Vordergrund steht das Nest. Das wird jedes Jahr weitergebaut und kann bis zu zwei Tonnen schwer werden. Wenn das kaputt geht müssen sie sich ein neues Eigenheim bauen.
Bernd Petri, Ornithologe NABU Hessen
„Problem ist allerdings, sage ich mal, wenn die Störche Nestunterlagen suchen. Dann entscheiden die sich zunehmend auch mal für ein Hausdach. Und, ja, ist die Frage – wer möchte heute ein beschissenes Dach haben?“
Ein anderes beliebtes Ziel der Störche ist der Strommast. Denn der ist für sie leicht erreichbar.
Bernd Petri, Ornithologe NABU Hessen
„Wenn Störche auf Hochspannungsmasten gerade außen auf den Traversen brüten, wie wir das hier sehen, dann sind die sehr nahe an den Stromleitungen. Und dann kommt es schnell zum Überschlag, zum Stromschlag. Die Nester können in Brand geraten. Die Masten nehmen Schaden. Und natürlich kommt es zu Kurzschlüssen und Stromausfällen. Die Kreisstadt Groß-Gerau hatte schon mal 20 Minuten gar keinen Strom mehr.“
Um das zu verhindern sollen kleine Windräder auf den Masten die Störche vertreiben.
Obwohl viele Störche hier überwintern, ziehen die meisten im Herbst wieder in den Süden. Bis es dann wieder heißt: Der Frühling kommt.