Die nach oben offene Energiepreis-Skala

Am 24. Februar hat Russland den Krieg gegen die Ukraine begonnen. Seitdem liefert Russland immer weniger Gas an die Staaten der Europäischen Union. Und auch das Öl-Embargo gegen Russland hat Folgen: Immer weiter steigende Energiepreise. Bundesfinanzminister Christian Lindner hat heute die Bürger auf eine lange Phase der Entbehrungen und eine folgenschwere Wirtschaftskrise eingeschworen.

10 Uhr morgens in Frankfurt. An dieser Tankstelle in Griesheim herrscht kaum Betrieb, denn der Blick auf die aktuellen Spritpreise treibt vielen die Sorgenfalten ins Gesicht. Resignation an der Zapfsäule:
Omar Al Kafri, Lehrer
„Man kann ja nicht viel machen gegen die Macht der Konzerne.“
Johann Muth, Rentner
„Man traut sich gar nicht mehr aufs Gas zu treten.“
Moses Calderaz, Autohändler
„Das ist echt krank, wie der Preis jetzt aussieht. Das wird immer höher.“
Dabei sollte der sogenannte Tankrabatt, den die Bundesregierung zum 1. Juni eingeführt hatte, eigentlich für eine finanzielle Entlastung an der Zapfsäule sorgen. Dafür wurde die Energiesteuer auf Kraftstoffe gesenkt. Benzin sollte so um rund 35 Cent billiger werden, Diesel um rund 17 Cent. Jetzt – nur 3 Wochen später – ist der Effekt verpufft. Der Liter Diesel ist teurer als vor Einführung des Rabatts.
Das läge an den hohen Preisen für Rohöl argumentieren die Branchenverbände. Der Tankrabatt werde nicht an die Kunden weitergegeben sondern in die eigene Tasche gewirtschaftet, argumentieren Kritiker. Fakt aber bleibt: Sprit wird immer teurer.
Und auch beim Gas ist keine Besserung in Sicht. Nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin den Gashahn immer weiter zudreht, zeigt die Preisentwicklung deutlich nach oben. So ist der Gaspreis in Deutschland seit Kriegsbeginn um rund 20 Prozent gestiegen. Das bringt nicht nur die Wirtschaft ins Schwanken, auch Verbraucher spüren: Heizen wird deutlich teurer – spätestens im kommenden Winter.
Und so heißt es sparen, sparen, sparen. Im Haushalt und an der Zapfsäule. Viele Bürger aber sind auf ihr Auto angewiesen:
Johann Muth, Rentner
„Die kurzen Wege macht man mit dem Fahrrad und die längere Strecken braucht man dann halt doch das Auto, gell?!“
Omar Al Kafri, Lehrer
„Ich fahre jetzt nur das Nötigste und nur die nötigsten Fahrten. Zum Beispiel meine Tochter zur Schule bringen, weil sie einen langen Schulweg hat. Aber ansonsten versuche ich dann mit Fahrrad oder zu Fuß, mit der Bahn; 9-Euro-Ticket auszunützen.“
Cumali Burcu, Verkäuferin
„Trotzdem fahre ich immer, weil ich brauche das Auto. Ich fahre immer weit weg. Also Langen, Darmstadt, sonstige – also andere Städte. Wegen meiner Arbeit auch.“
Die Folgen des russischen Angriffskrieges müssen auch die Bürger aus Rheinland-Pfalz und Hessen teuer bezahlen. Und das wohl noch auf unbestimmte Zeit.