Die CDU in der Krise

Ist das noch Selbstfindung oder schon Selbstzerstörung? Diese Frage von Kritikern in Richtung der Union zeigt den momentanen Zustand zweieinhalb Wochen nach der Bundestagswahl. Seit Montag steht jetzt fest: Die Partei will sich von Grund auf erneuern, Parteivorstand, der Vorsitz – alles soll neu gewählt werden. Dabei soll wieder mehr auf die Parteibasis gehört werden, also auf genau diejenigen, die vor Ort in den Städten und Gemeinden die Partei vertreten und das Ohr an der Bevölkerung haben. Doch wie ist eigentlich die Stimmung an genau jener Basis nach den ganzen Querelen der letzten Wochen? Wir haben uns mal umgehört.

Nein, es ist wahrlich kein gutes Jahr für den CDU-Kreisverband Trier-Saarburg. Erst die verloren gegangene Landtagswahl im März, dann geht auch noch das Direktmandat bei der Bundestagswahl an die Konkurrenz von der SPD und erst letzten Sonntag kommt die nächste Niederlage hinzu: Seit 1983 wird der neue Landrat erstmals nicht von der CDU gestellt.
Lars Rieger, Kreisvorsitzender CDU Trier-Saarburg
„Naja, die Stimmung ist natürlich nicht besonders positiv.“
Man könne die einzelnen Wahlen nicht miteinander vergleichen, sagen sie hier. Die Gründe seien vielschichtig. Aber gegen einen so schlechten Bundestrend könne selbst ein Landkreis, der sonst als CDU-Hochburg gilt, einfach nichts machen, da ist man sich sicher.
Lars Rieger,  Kreisvorsitzender CDU Trier-Saarburg
„Ganz klar war das aus Sicht der Mitglieder und man hat‘s im Wahlergebnis gesehen, aus Sicht der Bevölkerung, dass die CDU nicht mit dem richtigen Kandidaten unterwegs gewesen ist. Wenn man alleine in der Partei sieht, dass viele große Motivationsprobleme hatten, im Wahlkampf überhaupt Armin Laschet zu plakatieren oder für ihn zu laufen, dann sieht man das.“
Immerhin soll jetzt vieles anders werden. Die Mitglieder an der Basis sollen wieder mehr gehört werden, hieß es am Montag in Berlin. Ein längst überfälliger Schritt, sagen sie im Kreis Trier-Saarburg.
Lars Rieger, Kreisvorsitzender CDU Trier-Saarburg
„Denn wenn es so weitergehen würde, wie es in der Vergangenheit gelaufen ist, dann laufen uns wirklich die Mitglieder weg. Wenn sie nur noch als Stimmvieh benutzt werden oder meinen, sie müssten nur Beiträge zahlen, sollen Plakate aufhängen und Flyer verteilen und das ist es dann gewesen, dann kann das nicht die Zukunft sein. Da bin ich froh, dass man die Zeichen der Zeit jetzt in Berlin erkannt hat und dass man da jetzt andere Wege geht.“
Ähnlich sieht man das auch bei der Jungen Union in Hessen. Auch hier war die Stimmung schon mal besser. Hier drängt man nun auf schnelle Veränderung. Entscheidungen müssten her – auch im Hinblick auf die anstehende Landtagswahl in zwei Jahren.
Sebastian Sommer, Junge Union, Landesvorsitzender Hessen
„Wir brauchen Erneuerungen auf allen Ebenen, also auch auf der Ebene der CDU Hessen. Und wir sind der festen Überzeugung, dass der CDU-Landesvorsitzende Volker Bouffier hier die Initiative ergreifen muss. Wir brauchen einen Plan für die Zukunft der Union auch über die 2020er Jahre hinaus. Da muss eben auch dabei sein, dass wir uns inhaltlich und strukturell neu aufstellen – und das ist jetzt sein Auftrag, den wir an ihn haben.“
Nein, es sind wahrlich keine leichten Zeiten für die einst so stolze Volkspartei.
Hört man in Berlin wirklich auf die Stimmen der Basis, könnten hier bald schon ganz andere Gesichter eine wichtige Rolle spielen.