DGB wirbt für öffentlichen Dienst

Jobsicherheit und eine gute finanzielle Absicherung – mit diesen Vorteilen konnte der öffentliche Dienst lange viele Arbeitnehmer locken. Aber die Zeiten haben sich geändert. Mittlerweile bietet die private Wirtschaft in vielen Branchen attraktivere Arbeitsbedingungen. Die Folge: In gesellschaftsrelevanten Berufen, beispielsweise im Erziehungs- und Gesundheitswesen, fehlt das Personal. Das wollen die zuständigen Gewerkschaften in Rheinland-Pfalz ändern und haben heute eine neue Kampagne vorgestellt, die den öffentlichen Dienst wieder attraktiv machen soll.

Morgen ist Notbetrieb in dieser Kita im rheinhessischen Zornheim. Das heißt: Von neunzig Kindern können nur vierzig kommen. Es fehlt an Personal. Drei Vollzeitstellen sind unbesetzt, dazu kommen Krankheitsfälle im Kollegium – ein Stresstest für alle Beteiligten.
Kristin Starck Fürsicht, Kita-Leitern: „Das ist für Eltern sehr herausfordernd, das ist für die Zusammenarbeit mit Eltern sehr herausfordernd, das ist für ein Team sehr herausfordernd und auch irgendwann einfach anstrengend. Und man hat so ein bisschen auch Sorge um seinen Berufszweig, den man eigentlich mit Leidenschaft und Spaß macht und man sich auch immer noch als Bildungsinstitution sieht, aber gerade so merkt, das ist kaum noch umsetzbar, weil du auch für die Kinder nicht mehr verlässlich bist.“
Ausflüge entfallen, Elterngespräche müssen verschoben werden, die Öffnungszeiten reduzieren sich um zwei Stunden pro Tag. Und immer wieder muss die Kita in den Notbetrieb gehen.
Jacqueline Böhringer-Willuweit, Vorsitzende Elternausschuss: „Die Kraft der Eltern reicht auch nicht mehr nach dieser ganzen Zeit und das Ganze zu organisieren in einem Alltag ist halt auch einfach schwierig. Also die Eltern werden unruhig und es ist leider nicht immer mehr ein Miteinander, das Verständnis schwindet einfach.“
So wie dieser Kita geht es sehr vielen in Rheinland-Pfalz. Insgesamt fehlen hier rund 5000 Erzieher – damit ist diese Berufsgruppe mit am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen. Aber auch Krankenpfleger, Busfahrer, Polizisten und Grundschullehrer werden mehr und mehr gesucht. Um dem Trend entgegenzuwirken, starten der Deutsche Gewerkschaftsbund und mehrere Einzelgewerkschaften jetzt eine Kampagne, die wieder mehr junge Menschen in den öffentlichen Dienst locken soll.
Susanne Wingertszahn, Bezirksvorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz / Saarland: „Das Kampagnenmotto ist „Mit Sicherheit attraktiv“, und zwar deshalb, weil wenn wir uns die Generation Z – das ist die Generation, die um die Jahrtausendwende geboren ist, und die jetzt Entscheidungen treffen in ihrem Berufsleben – angucken, dann suchen diese jungen Menschen nach Sicherheit, weil sie sie nicht mehr haben, weil sie nicht mehr davon ausgehen können, kann ich mir eine Wohnung leisten, habe ich später eine auskömmliche Rente.“
Beim Thema Jobsicherheit kann der öffentliche Dienst punkten. An anderen Stellen gibt es Nachholbedarf. So ist die Bezahlung im öffentlichen Dienst, gerade in sozialen Berufen, oft schlechter als in der freien Wirtschaft.
Michael Blug, Landesbezirksleiter ver.di Rheinland-Pfalz / Saarland: „Und was bei der Ausbildung als Erzieherin dazukommt: Sie machen eine fünfjährige Ausbildung und kriegen während der fünf Jahre kein Geld – nach wie vor ein riesiges Problem. Und natürlich entscheiden sich junge Menschen, wenn sie eine Ausbildungsvergütung kriegen können von 1000 Euro und mehr oder sie kriegen keine, dann ist die Entscheidung relativ klar.“
Mit der Kampagne wollen die Gewerkschaften auch ihren Forderungen gegenüber den Arbeitgebern Nachdruck verleihen: Nur durch eine bessere Bezahlung und flexiblere Arbeitsbedingungen könne der öffentliche Dienst wieder attraktiv und der Fachkräftemangel nachhaltig reduziert werden.