Deutscher Aktienindex DAX wächst

Am heutigen Montag endet in Frankfurt eine Ära. 33 Jahre lang hat Deutschlands wichtigster Leit-Aktien-Index DAX die 30 größten börsennotierten Unternehmen abgebildet. Das ist ab heute Geschichte, denn künftig ist das Aushängeschild am Frankfurter Parkett um 10 Unternehmen größer. Wir waren heute an der Börse und haben nachgefragt, was man sich von der Vergrößerung erhofft – und was der Schritt für Anleger bedeuten könnte.

Am 1. Juli 1988 ging er in Frankfurt an den Start – der Deutsche Aktienindex, kurz DAX. Die 30 größten an der Börse notierten Unternehmen – alle unter einem Dach. Der hektische Parketthandel von damals ist längst passé, doch die Größe des DAX blieb unverändert – bis heute. Seit dem Vorjahr arbeitete die Börse an einer Reform ihres Leitindex.

Stephan Flägel, Leiter Indexgeschäft Deutsche Börse Group: „Das Ziel dieser Reform war es, den Dax qualitativ höherzustellen, das Regelwerk etwas zu simplifizieren und auch an internationale Standards anzupassen. Dazu muss ich sagen, der DAX war mit 30 Werten im Vergleich zu anderen Länderindizes immer kleiner und unser Regelwerk war etwas komplizierter.“

Der neue DAX soll transparenter und vielfältiger sein. Künftig dabei sind Traditionsunternehmen wie Airbus, Puma oder Porsche. Dazu drei Unternehmen aus der Gesundheitsbranche: Siemens Healthineers, Sartorius und Qiagen. Aus dem Online-Versandhandel Zalando und Hello Fresh. Und aus der Biotechnologie-Branche Symrise und Brenntag. Nach dem Wirecard-Skandal gibt es künftig auch strengere Regeln für neue DAX-Unternehmen an der Frankfurter Börse. Sie müssen vor der Aufnahme zwei Jahre Gewinn machen und regelmäßig Auskünfte über ihre Geschäfte geben. Das soll Anleger vor unangenehmen Überraschungen schützen, falls sie zum Beispiel in Indexfonds anlegen, die den DAX abbilden.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank: „Für die Anleger ändert sich überhaupt nix. Ob der DAX jetzt 30 oder 40 Werte hat, die sind automatisch mit dabei. Von daher ist das vollkommen in Ordnung. Aber man kann schon sagen: Mit 10 Werten mehr ist man schon breiter aufgestellt.“

Das könnte auch neue Anleger anlocken. Denn trotz vergleichsweise großer Erfolgsaussichten investieren nur gut 10 Millionen Bundesbürger ihr Geld in Aktien oder Fonds. Und auch einige große Unternehmen meiden das Frankfurter Parkett.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank: „Biontech zum Beispiel ist in New York an die Börse gegangen, nicht in Frankfurt. Das wäre natürlich toll gewesen, wenn Biontech im DAX gewesen wäre. Und sehr viele Weltmarktführer in Deutschland, die wollen gar nicht börsennotiert sein, weil ihnen einfach die Aktienkultur fehlt und die Regulation viel zu scharf ist. Die bleiben lieber im Verborgenen. Die müssten auch mit in den Dax rein.“

Große Euphorie hat der größere DAX bei den Anlegern noch nicht ausgelöst. Aus Angst vor einer Pleite des chinesischen Evergrande-Konzerns verbucht der Leitindex heute zwischenzeitlich ein Minus von bis zu 2,4 Prozent. Festtagsstimmung wie in früheren Zeiten kommt in Frankfurt heute nicht auf. Dazu passt, dass die ursprünglich geplante Feier zur DAX-Erweiterung coronabedingt abgesagt wurde.