Der Rhein und die Kunst

Einer der längsten Flüsse Europas fließt auch durch Rheinland-Pfalz und Hessen und hat Künstler längst vergangener Zeiten beeindruckt. Ganz besonders die Kunst-Epoche der Romantik wurde stark vom Rhein beeinflussen. Der Kulturphilosoph Friedrich Schlegel bezeichnete ihn einst als „ein in sich geschlossenes Gemälde und überlegtes Kunstwerk“. Doch was ist von der Rheinromantik geblieben? Das sehen wir jetzt in einem weiteren Teil unserer Serie „Rheinblicke“.

O Ton Klaus Klein, Kunstspektrum Bingen
„Der Rhein ist ein Fluss, der Landschaften formt, der Menschen formt. Und er war schon immer ein Strom, der die Kunst intensiv beeinflusst hat.“
Der Rhein und die Kunst. Eng verbunden über die Romantik. Als William Turner und Friedrich Hölderlin im 18. und 19. Jahrhundert durch das Mittelrheintal reisten und mit ihren Berichten und Gemälden eine ganze Epoche prägten. Die Romantik.
Aber: Gibt es die Rheinromantik heute noch? Und wenn ja, wie sieht sie aus?
Diese Frage stellte sich Klaus Klein, als er den berühmten Mäuseturm bei Bingen malte. Er gilt als ein Symbol des romantischen Mittelrheintals. Schnell wurde ihm aber klar:
Klaus Klein, Kunstspektrum Bingen
„Ich hab zwar Lust auf Romantik, aber keinen Bock auf Mäuseturm, weil er einfach zu platt ist. Er ist ein großes Symbol aber er ist nicht das, was man sucht, weil, wenn hier schönes Wetter ist und Niedrigwasser ist, dann laufen Hunderte von Menschen in den Mäuseturm rein und dann ist Schluss mit der Romantik.“
Mit diesem Gedanken startete er mit Künstlerkollegen vom „Foto-Club Koblenz“ das Projekt „Rhein!Romantik?“ und setzte ein großes Fragezeichen dahinter. Die Künstler zeigen Bahngleise, Niedrigwasser, Containerschiffe und Massentourismus. Sie gehören zum Alltag des Mittelrheintals. Doch die Romantik Turners spiegeln sie nicht wieder. Das Mittelrheintal hat sich verändert.
Klaus Klein, Kunstspektrum Bingen
„Das sind die Dinge, wo die Romantik massiv gestört ist. Wo man sie nicht sieht, wo man sie nicht hört, aber sie ist dennoch da. Geh einen Schritt weiter und du findest sie. Also praktisch den Gegensatz oder darauf hinzuweisen. Man ist der Meinung, sie ist nicht da, aber es gibt sie doch.“
Zum Beispiel an einem ruhigen, schattigen Platz oder zwischen Blumen am Altrhein.
Und sie ist ganz individuell. Im 21 Jahrhundert muss sie für die Künstler nicht unbedingt ein Foto oder Gemälde sein.
Auch Skulpturen aus Schwemmholz können etwas Romantisches an sich haben. Britta Issing sammelt bei ihren Spaziergängen altes, kaputtes Holz aus dem Rhein. Überbleibsel von Hochwassern, vom Fluss geformt. Ohne Wert.
Britta Issing, Kunstspektrum Bingen
„Ich finde, wenn man dann irgendetwas in dem toten Stück Holzabfall sieht und mit so wenigen Instrumenten dann nochmal etwas daraus machen kann, dann leben sie wieder.“
Seit Sonntag werden die Kunstwerke in der Rheinfelshalle St. Goar ausgestellt. Jetzt kann sich jeder selbst überzeugen: Die Rheinromantik gibt es noch – sie hat sich nur verändert.