Der Mann im Turm

Diesen Turm kennen viele – das Wahrzeichen von Worms: der Nibelungenturm. Wussten Sie aber auch, dass man darin wohnen kann? Henrik Arlt aus Aachen ist für ein Jahr der Turmherr. Das ist zwar schön, aber auch ganz schön anstrengend.

Die erste feste Brücke über den Rhein in Worms gibt es seit über 120 Jahren. Am 26.03.1900 ist sie eingeweiht worden. Heute verbindet die Ernst-Ludwig-Brücke Hessen mit Rheinland-Pfalz. Einer von ursprünglich zwei Brückentürmen steht noch: Der Wormser Nibelungenturm. Hier macht Henrik Arlt sein Freiwilliges Soziales Jahr. Gut zu Fuß muss der 18-Jährige sein, denn einen Aufzug gibt es nicht.
Henrik Arlt, absolviert sein FSJ im Wormser Nibelungenturm
„Man gewöhnt sich auf jeden Fall an die Stufen. Es ist so, dass man am Anfang noch sehr oft schnaufend oben ankommt, aber das ist eine Sache der Übung. Das passiert innerhalb von wenigen Wochen, dass man so oft hoch geht, dass man oben nicht mehr aus der Puste ist. Und bis zum vierten Stock sind es tatsächlich fast 200 Stufen und bis zum 5. Stock also unserem höchsten Stock sind es 225 Stufen.“

Der Treppensteige-Profi ist Pfadfinder. Sein Freiwilliges Soziales Jahr macht er beim christlichen Verband der Pfadfinder. Irgendwie haben es die Verbandsmitglieder geschafft, in den fünften Turmstock ein Klavier hochzubekommen.

Henrik Arlt, absolviert sein FSJ im Wormser Nibelungenturm
„1975 gab es einen Pachtvertrag und da wurden die Innenräume des Turms an die Pfadfinder damals weitergegeben. Und die Pfadfinder haben daraufhin den Turm ausgebaut, zu Schulungsräumen und einer Jugendherberge.“
Henrik Arlt ist sozusagen der Herbergsvater. Er hält den Nibelungenturm in Schuss, bereitet Veranstaltungen vor, schaut nach, ob alles in Ordnung ist. Dazu gehört auch, das Nachzählen des Besteckbestandes. Der 18-Jährige hat dieses Jahr sein Abitur gemacht.
Henrik Arlt, absolviert sein FSJ im Wormser Nibelungenturm
„Ich wollte etwas sehr Vielfältiges haben und ich bin vor knappen zwei Jahren das erste Mal im Turm gewesen und durfte den FSJler, den Lars, hier kennenlernen und der hat viel mit mir über das FSJ-gesprochen und daraufhin habe ich mich in den Turm verliebt. Und hab gesagt: Hey, das ist der Ort, wo ich mein FSJ machen möchte.“
Der FSJler lebt auch im Turm. Seine Wohnung ist für uns tabu: zu unaufgeräumt. Im Turm ist es relativ leise, auf der Terrasse allerdings ziemlich laut.
Henrik Arlt, absolviert sein FSJ im Wormser Nibelungenturm
„Das ist aber kein Problem. Da gewöhnt man sich schnell dran. Und wenn man sich damit dann abfindet, dann hat man hier sehr viel Spaß und kann hier sehr gut drin wohnen.“

Bis zum 31. Juli will Henrik Arlt hier seinen Dienst tun. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Bewerben können sich nicht nur Pfadfinder. Jeder ist willkommen, um ein Jahr lang Hüter des Wormser Nibelungenturms zu werden.