„Der Göttliche“ im Städel-Museum

Seine Werke sind nicht selten Millionen wert – er war der Star seiner Zeit: Guido Reni. „Il divino“ – der Göttliche wurde er schon zu Lebzeiten genannt. Ein ganz großer Maler des frühen Barocks. Und trotzdem gerät er über die Jahrhunderte in Vergessenheit. Das soll sich ändern! Das Frankfurter Städel Museum widmet Guido Reni jetzt eine große Ausstellung.

Große Meisterwerke sind es auf jeden Fall! Imposante Gemälde mit meist biblischen Motiven. Das ist so üblich im 17. Jahrhundert.
Kunst von Guido Reni. Schon zu Lebzeiten erhält er von seinen zahlreichen Fans den eindrucksvollen Beinahmen „Il Divino“, der Göttliche Guido Reni.
Philipp Demandt, Direktor Städel Museum Frankfurt
„Es sind zwei Dinge. Zum einen war Guido Reni ein Superstar zu seiner Zeit. Er hat die Schönheit des Göttlichen, sowohl die Antike wie auch das Christentum, gemalt wie kein anderer. Und auf der anderen Seite war er auch eine ziemlich göttliche Person. Etwas divenhaft muss man sagen. Großes Auftreten, sehr erfolgreich, unendlich religiös, gleichzeitig abergläubisch. Reich und spielsüchtig zugleich, also eine schillernde Persönlichkeit würden wir heute sagen.“
Ein Maler mit Star-Allüren. Der Erfinder des Blicks nach oben. So hat um 1610 niemand sonst religiöse Motive gemalt. Ein fragender, suchender Blick gen Himmel. Aber “il divino“ Guido kann noch mehr: oder besser bei Guido Reni ist weniger mehr!
Bastian Eclercy, Kurator der Ausstellung
„Er ist ein Meister der Fokussierung auf das Wesentliche, vor allem in der Komposition. Er lässt eigentlich immer alles weg, was sekundär ist. Er fokussiert sich ganz auf die Figuren. Der Hintergrund ist sehr stark reduziert. Er steckt sozusagen seine ganze Kunst in die Protagonisten rein. Das Prinzip der genialen Einfachheit.“
Jesus Christus lebensgroß – und sonst ist im Gemälde fast nichts zu sehen. Um 1604 eine ganz neue Art der Darstellung. Ob die englische Königin oder der Papst – alle wollen ein Bild von Guido Reni. Zu Lebzeiten ein Malerstar. Heute vergessen, nicht nur weil der Kunstgeschmack sich ändert. Im 19. Jahrhundert wird Guido Reni kopiert und verkitscht. Der Blick zum Himmel ist überall zu finden. In Gebetsbüchern, auf Schmuckstücken. Schlecht fürs Image des Göttlichen.
Philipp Demandt, Direktor Städel Museum Frankfurt
„Wenn man sich den eigentlichen Guido Reni anschaut, den wir hier in Frankfurt zeigen, und nicht den verkitschten Guido Reni, dann sieht man schon, um was es dem Künstler eigentlich geht. Es geht um Transzendenz. Es geht darum, das zu malen, was man eigentlich nicht sehen, sondern nur fühlen oder glauben kann. Das, was dann später aus Guido Reni gemacht worden ist, vor allem im 19. Jahrhundert, das war ‚kitsch as kitsch can‘.“
Es gilt ihn wiederzuentdecken, den Maler, der vor 400 Jahren ein Weltstar war, den Maler des Göttlichen. Dafür Zeit bleibt bis zum 5. März im Frankfurter Städel Museum.