Der 17:30-Jahresrückblick: Das zweite Halbjahr 2021 in Hessen und Rheinland-Pfalz

Wir werfen nun den regionalen Blick auf das fast abgelaufene Jahr zurück. Was war wichtig in Hessen und Rheinland-Pfalz. Im zweiten Halbjahr starten wir mit der Jahrhundert-Katastrophe in Rheinland-Pfalz: Die Flut im Ahrtal.

JULI
Es ist eine Katastrophe historischen Ausmaßes: In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli werden viele Orte im Westen Deutschlands überflutet – das rheinland-pfälzische Ahrtal wird besonders hart getroffen. Hier verlieren mindestens 133 Menschen ihr Leben, Hunderte werden verletzt, Tausende obdachlos. Das Wasser reißt Häuser, Straßen und Brücken mit sich, ganze Ortschaften werden von der Außenwelt abgeschnitten.
Anwohner: „Alles kaputt – du hast kein Wohnzimmerschrank mehr drin. Nix, alles kaputt, weggeschwommen. Fenster rausgerissen.“ / „50 Jahre war ich in der Feuerwehr. Sowas hatten wir nicht gehabt – Hochwasser hatten wir schon öfter, aber nicht so brutal.“
Viele Menschen müssen in Notunterkünften untergebracht werden. Am Nürburgring wird eine Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet. Freiwillige Helfer aus ganz Deutschland kommen ins Ahrtal. Doch der Wiederaufbau geht nur schleppend voran.
Klaus Kniel (CDU), Ortsvorsteher Heppingen: „Aus meiner Sicht ist das die Katastrophe nach der Katastrophe, wie das eigentlich funktionieren sollte, aber nicht funktioniert hat. Und wir können uns nur auf uns selbst verlassen und nicht auf die großen Katastrophenschutz-Organisationen, weil die kommen hier unten nicht an.“
Vielerorts gibt es weder Strom noch sauberes Trinkwasser. Betroffene Bürger beklagen, sie seien zu spät vor der Flut gewarnt worden. Viele Wochen danach wird Landrat Jürgen Pföhler in den Ruhestand versetzt.

 

Eine Klage gegen die hessische Landesregierung findet bundesweite Beachtung: ein Sondervermögen von 12 Milliarden Euro, das sie zur Bewältigung der Corona-Pandemie aufgenommen hat, soll verfassungswidrig sein. Und tatsächlich: im Oktober entscheidet der hessische Staatsgerichtshof: das Corona-Sondervermögen steht nicht im Einklang mit der Verfassung.

 

UNESCO-Weltkulturerbe: diesen Titel tragen seit Juli drei weitere Sätten im Sendegebiet: die berühmte Mathildenhöhe in Darmstadt, die sogenannten Schum-Städte Speyer, Worms und Mainz und der nieder-germanische Limes, der an Remagen vorbeiläuft.
AUGUST
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Corona-Impfung für alle ab 12 Jahren. In den 28 hessischen Impfzentren können sich die Menschen jetzt auch ohne Termin impfen lassen. In Rheinland-Pfalz werden zusätzlich Impfbusse eingesetzt. Ende des Monats sind etwa 60% der Bevölkerung doppelt geimpft. Die Infektionszahlen steigen allerdings wieder an. Die Bund-Länder-Konferenz beschließt, dass Tests für Ungeimpfte kostenpflichtig werden. Bei vielen Einrichtungen und Freizeitangeboten gilt die 3G-Regel.

 

Die Bundeswehr und andere ausländische Einheiten ziehen nach 20 Jahren im Krisengebiet ihre Truppen aus Afghanistan ab. Aus Angst vor der radikal-islamischen Taliban versuchen die Menschen vor Ort verzweifelt, mit dem Militär das Land zu verlassen. Mehr als 30.000 Flüchtlinge werden für einen Zwischenstopp nach Ramstein in Rheinland-Pfalz gebracht. Ihre Weiterreise in die USA verzögert sich allerdings um mehrere Wochen.

 

Vor dem Landgericht Trier beginnt der Prozess gegen einen mutmaßlichen Amokfahrer. Am 1. Dezember 2020 soll er mit einem Auto durch die Trierer Innenstadt gerast sein und dabei mehrere Menschen getötet und verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 Fällen vor.
SEPTEMBER:
Die Corona-Neuinfektionen gehen zurück. Auch die Lage auf den Intensivstationen entspannt sich. In Hessen und Rheinland-Pfalz schließt ein Großteil der Impfzentren. Politiker sprechen bereits von einem Freedom-Day, an dem alle Maßnahmen fallen sollen.
Stephan Wefelscheid (Freie Wähler), Abgeordneter Landtag RLP: „Für uns bedeutet die Ausrufung eines „Freedom Days“ einen Schritt des Mutes und der Vernunft. Wir müssen wegkommen von „German Angst“ – wer sich bewusst gegen die Impfung entscheidet, der muss mit dem daraus resultierenden Risiko leben.“
Doch ein solcher Freedom Day soll bald in weite Ferne rücken.

 

Idar-Oberstein trauert: In einer Tankstelle wird ein 20-jägriger Mitarbeiter durch einen Kopfschuss getötet. Dieser hatte den mutmaßlichen Täter zuvor darauf hingewiesen, dass im Laden eine Maskenpflicht gilt. Zum Motiv gibt der 49-Jährige später an, dass ihn die Corona-Pandemie stark belaste. Bei der Durchsuchung seines Hauses findet die Polizei weitere Waffen und Munition.
OKTOBER
Anfang Oktober wird die Fassade des hessischen Landtags zu einer 2.000 Quadratmeter großen Leinwand. Denn: Das Land Hessen feiert seinen 75. Geburtstag! Als Geschenk für alle Bürger gibt es eine spektakuläre Lichter-Show.
Boris Rhein (CDU), Präsident Landtag Hessen: „Wir werden natürlich auch symbolisieren, die Demokratie. Und dass Demokratie nicht etwas ist, was gegeben ist, sondern dass Demokratie etwas ist, was wir alle sind und dass wir alle Demokratie sind. Und es soll auch ein bisschen ein Aufruf sein, sich zu engagieren für die Demokratie sich einzusetzen. Und sich zu begeistern für die Demokratie.“
Als Geburtsstunde des Landes Hessen gilt der 1. Dezember 1946.

 

Der Betreiber des Regionalflughafens Frankfurt-Hahn ist pleite. Für viele Menschen ist diese Nachricht ein schwerer Schlag, denn in der Region sind sie auf den Tourismus angewiesen. Auch die 2.000 Mitarbeiter am Flughafen müssen um ihre Jobs fürchten. Der zuständige Insolvenzverwalter sucht aktuell nach neuen Investoren. Der Flugbetrieb geht erst einmal wie gewohnt weiter.

 

NOVEMBER
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt wieder stark an. Die Intensivstationen warnen vor einer Überlastung, zumal seit Jahresbeginn rund 4.000 Intensivbetten abgemeldet wurden. Wer an seinen Arbeitsplatz gelangen oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Zugang zu Veranstaltungen und Restaurants haben nur noch Geimpfte und Genesene. An den wiedereröffneten Impfzentren bilden sich lange Schlangen, denn viele Bürger wollen sich ihre Booster-Impfung abholen. Zumal eine neue Virus-Variante namens Omikron viele Menschen beunruhigt.

 

Sie ist das November-Highlight in der Region: Die Sprengung der Salzbachtalbrücke bei Wiesbaden. Nachdem im Juni Betonteile von der Brücke abgefallen waren, war schnell klar: die Brücke muss weichen, es droht Einsturzgefahr. Fünf Monate später lassen die 220 Kilo Sprengstoff so gut wie nichts mehr von der Brücke übrig. Die Bahngleise darunter sind mittlerweile wieder in Schuss, spätestens ab dem nächsten Jahr soll der Zugverkehr wieder planmäßig laufen.
 
DEZEMBER:
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Booster-Impfung für alle Menschen ab 18 Jahren. Anfang Dezember erreicht die bundesweite 7-Tage-Inzidenz einen Wert von über 440. Bundesrat und Bundestag stimmen für eine Impfpflicht in Gesundheitsberufen. Sie soll ab Mitte März 2022 gelten. Die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz weiten die 2G-Regeln auf den Einzelhandel aus. Für Ungeimpfte werden Kontaktbeschränkungen eingeführt. Viele Weihnachtsmärkte werden geschlossen. Doch während der vierten Welle steigt die Zahl der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen deutlich an.

 

Nach ihrem Sieg bei der Bundestagswahl im September, unterschreiben die Ampelparteien aus SPD, Grünen und FDP den neuen Koalitionsvertrag und stellen ihr Bundeskabinett vor. Mit dabei sind auch einige bekannte Gesichter aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Fünf der 16 neuen Ressortchefs kommen aus dem Sendegebiet.

 

Das Landgericht Kassel verurteilt den 31 jährigen Maurice P. zu einer lebenslangen Haftstrafe. Der arbeitslose Elektriker ist mit seinem Auto am Rosenmontag 2020 in Volkmarsen in eine Zuschauermenge gerast. Die Richter werten das als 88-fachen versuchten Mord.