Den Helfern gehen die Helfer aus

Zwei Monate sind vergangen, seit die verheerende Flutkatastrophe über Rheinland-Pfalz hereinbrach. Was nach der Flut kam, war eine Welle der Hilfsbereitschaft. Bis heute helfen tausende Freiwillige im Ahrtal beim Aufräumen, dem Wiederaufbau oder auch bei der Essensversorgung.

Auf dem Parkplatz eines Süßigkeiten-Herstellers steht die größte Feldküche, die Deutschland je gesehen hat. Mehr als 170 freiwillige DRK-Helfer und -Helferinnen aus ganz Deutschland kümmern sich seit dem 01. August um die Essensversorgung für die Menschen im Flutgebiet. Inzwischen wird es jedoch immer schwieriger, genug ehrenamtliches Personal zu finden.
Klaus Apel, stellvertretemder Einsatzleiter „Verpflegezentrum Zehntausend“
„Es ist so, dass die Arbeitgeber natürlich schon viele freigestellt haben, manche sogar bis zu drei Wochen, und jetzt halt die Arbeitgeber verständlicherweise ihr Personal wiederhaben wollen. Weil auch die haben ja Geschäfte zu erledigen. Und allein der Verdienstausfall nutzt ja nix, weil man muss ja jemand haben, der die Arbeit arbeitet. Und deswegen wird’s jetzt immer schwieriger hier Leute beizubringen.“
Die Zahl der Essen hat sich etwas reduziert, zu Spitzenzeiten waren es 13.000 pro Tag. Aber noch immer müssen täglich 7000 Mittagessen zu den 46 Ausgabestellen im Katastrophengebiet gebracht werden. Für die Ehrenamtlichen ein Kraftakt.
Jule Jakobs, ehrenamtliche Helferin
„Weil man arbeitet hier 14 Stunden teilweise. Die Köche stehen um drei Uhr hier und fangen an. Und da ist halt dieser Alltag, den man sonst hat, nicht da. Und dann kommt man sonntags zurück und hat gar keine Ruhe, irgendwie alles sacken zu lassen und zu verarbeiten, auf der anderen Seite sich auszuruhen, und muss dann montags direkt wieder auf die Arbeit.“
Charlotte Korn, ehrenamtliche Helferin
„Bei meinem Arbeitgeber ist es kein Problem, ich kann einfacher gehen, aber bei anderen ist es halt schwieriger, gerade wenn sie in der Erziehung arbeiten oder als Lehrer, weil ja jetzt die Schulen wieder anfangen dann.“
Bereits wenige Tage nach der Katastrophe ging die Internetseite „Ahrhelp“ an den Start. Seitdem bringt sie freiwillige private Helfer und Hilfesuchende zusammen. Betreiber Lars Ruth, der als Bundeswehr-Stabsoffizier in mehreren Lagezentren in Krisen und Kriegen mitgearbeitet hat, beklagt eine mangelnde Koordination.
Lars Ruth, Mitbegründer AhrHelp.com
„Zurzeit empfinde ich eine große Lücke zwischen dem, was privat durch freiwillige Helfer angeboten und geleistet wird, und dem, was offiziell angeboten und geleistet wird.“
Aber der 50jährige aus Grafschaft geht noch weiter und stellt die Frage:
Lars Ruth, Mitbegründer AhrHelp.com
„Wie sehr muss man lernen, Freiwillige, die kommen, auch in offizielles Geschehen einzubinden, sodass man möglichst effektiv die Helfer und zivilen Hilfsangebote mit den offiziellen Fähigkeiten verwebt, sodass wir schneller und besser handlungsfähig sind.
Beim Roten Kreuz wird sich die Personalsituation wohl bald entspannen. Demnächst sollen die warmen Mahlzeiten vom Nürburgring kommen, gekocht von einer Cateringfirma.
Klaus Apel, stellvertretender Einsatzleiter „Verpflegezentrum Zehntausend“
„Die Bevölkerung wird, außer dass das Essen ein bisschen schlechter wird, nicht merken, dass es jemand anderes ist, weil die Verteilung wird auch vom Roten Kreuz übernommen.“
Ohne die freiwilligen und ehrenamtlichen Helfer wäre die Not im Katastrophengebiet noch größer. Ihre Unterstützung wird immer noch gebraucht. Der Staat hat keine ausreichenden Ressourcen, das hat die Flutkatastrophe deutlich gezeigt.