Demonstration zum Erhalt der Pfungstädter Brauerei

Nach fast 200 Jahren Brau-Tradition ist wohl bald endgültig Schluss. Die hessische Pfungstädter Brauerei steht nach Jahren des Bangens vor dem endgültigen Aus, nachdem die Stadtverordnetenversammlung letzte Woche dafür gestimmt hat, das Brauereigelände mit Wohnhäusern zu bebauen. Ihre Wut und Enttäuschung über diese Entscheidung haben die Brauereibeschäftigten heute auf die Straße getragen.

„Unser Bier bleibt hier“
Die Brauer sind sauer. Fast alle der knapp 70 Mitarbeiter von Pfungstädter und viele hundert Menschen aus der Region, die sich mit der Brauerei verbunden fühlen haben sich heute Nachmittag in Pfungstadt versammelt. Sie wollen die Hoffnung noch nicht aufgeben, auch wenn die Lage aussichtslos erscheint.
Susanne Siebert
„Ich finde einfach, ein Traditionsunternehmen aus solchen Gründen stillzulegen echt schade.“
„Happy“ aus Pfungstadt
„Das ist Weltkulturerbe für uns. Mein Uropa hat schon mit dem Bier hier rumgemacht und das kann´s nicht sein, also wirklich. Das ist, als wie wenn das Brandenburger Tor weg ist. Für manche vielleicht nicht, aber für uns schon, uns liegt´s am Herzen.“
Aussagen, die Brauerei-Chef Peter Winter wohl unterschreiben würde. Er ist stolz auf seine Belegschaft und bereit, bis zu Letzt gegen das Aus des Traditionsunternehmens zu kämpfen.
Peter Winter, Geschäftsführer Pfungstädter Brauerei
„Also ich finde es überwältigend, wie die Bürgerinnen und Bürger, wie die Öffentlichkeit Anteil nimmt an der Brauerei. Das zeigt aber gleichzeitig die Stellung der Brauerei regional in der Stadt, in der Umgebung aber auch überregional in ganz Hessen.“
Nach dem Votum des Stadtrats für eine Bebauung des Brauereigeländes mit Wohnungen steht jetzt fest, dass nur ein Umzug die Brauerei und damit die Jobs der Mitarbeiter retten könnte. Doch auch das könnte sehr schwer werden.
Peter Winter, Geschäftsführer Pfungstädter Brauerei
„So ein Umzug ist schwierig mit den hiesigen Anlagen. Man müsste schon viel erneuern. Dazu kommt, dass wir auf diesem Gelände vier Brunnen in Betrieb haben, ein Brunnen ist Mineralwasser-zertifiziert. Das heißt wir haben Wasserrechte hier als Brauerei auf dem Gelände. Das ist natürlich essentiell richtig für das Bierbrauen.“
In einem Jahr ein neues Gelände zu finden und die Brauerei umzuziehen – ein Ding der Unmöglichkeit. Unterstützung erhoffen sich die Bierbrauer von der Politik und so lenken sie ihren Protestzug nach einer Kundgebung am Werksgelände zum Rathaus. Bürgermeister Patrick Koch versteht ihre Sorgen, ist aber nach Jahren der gescheiterten Verhandlungen wenig optimistisch.
Patrick Koch, SPD, Bürgermeister Pfungstadt
„Wir haben schon zig verschiedene Lösungen angedacht. Es gibt ganz viele verschiedene Pläne, die aber immer wieder aufgrund irgendwelcher Begebenheiten nicht gehen und dass ist natürlich extrem schwierig. Deshalb ist der einzige langfristig gute Plan, dass man entweder die Brauerei komplett aussiedelt, das ist wirtschaftlich schwierig, die andere Sache ist, dass man die Brauerei da lässt, wo sie ist, das
will der Grundstückseigentümer nicht. Und ich weiß nicht, ob hier auf den letzten Metern noch eine Lösung gefunden werden kann, ich bin da sehr skeptisch, und das ist sehr, sehr traurig, dass man da nicht irgendwie zu einer Einigung kommen kann.“
Der Eigentümer des Grundstücks, ein Zusammenschluss verschiedener Projektentwickler, hat bislang allerdings keine Bereitschaft dafür signalisiert, den Mietvertrag mit der Brauerei zu verlängern. Und so sieht es so aus, als würden Ende 2023, wenn der Vertrag ausläuft, in Pfungstadt endgültig die Lichter ausgehen.