Delegiertentag des Bauern- und Winzerverbandes

Hinter den rheinland-pfälzischen Bauern und Winzern liegt ein ereignisreiches Jahr – mit Protesten, Inflation und schlechtem Wetter. Das sorgte für ordentlich Unruhe bei den Landwirten. Bei einer Tagung in Kirchheim-Bolanden haben Vertreter aus Politik und der Landwirtschaft jetzt über die aktuelle Lage und über die drängendsten Probleme diskutiert.

Über ein Drittel der rheinland-pfälzischen Gesamtfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Besonders Weinberge prägen die Landschaft. Doch gerade die Winzer haben ein schweres Jahr hinter sich. Diese Bilanz zieht der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd.
Eberhard Hartelt, Präsident BWV Rheinland-Pfalz Süd e.V
„Die aktuelle Lage der Landwirte und insbesondere der Winzer ist eine kritische im Moment. Weil wir von den Märkten her bedrohliche Vorzeichen haben. Das heißt: Schlechte Preise in den Ackerbaubereichen aber auch dramatisch verschlechternde Marktsituationen im Weinbau. Das ist etwas was uns sehr umtreibt und bedrückt.“
Bei der Delegiertentagung in Kirchheimbolanden kritisieren die Vertreter heute vor allem eine Überregulierung seitens der Politik. Die Planungssicherheit fehle. Neben der aktuellen Lage diskutieren die Vertreter aber auch über die Auswirkungen der Bauernproteste aus dem vergangenen Winter. Damals demonstrieren die Bauern vor allem gegen die geplante Abschaffung der Steuerbegünstigung von Agrardiesel und für eine Entbürokratisierung. Es folgt ein zurückrudern der Politik. Der Agrardiesel soll nun erst 2026 nicht mehr subventioniert werden. Auch eine Vereinfachung von Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten ist versprochen.
Andy Becht (FDP), Staatssekretär Landwirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz
„Mittelbar merke ich schon dass ein neues Verständnis für die Belange der Landwirtschaft eingezogen ist. Wir merken das auf der Agrarministerkonferenz, wo wir zu Positionen wie Pflanzenschutz – ja auch chemisch-synthetischer Pflanzenschutz ist in Zeiten des Klimawandels wichtig – plötzlich einstimmige Positionen über Parteien- und Ländergrenzen hinweg haben.“
Wenn es nach den Bauern geht, muss aber noch viel mehr passieren, um die Landwirtschaft attraktiver und im europäischen Markt wettbewerbsfähig zu machen. Die Proteste dürften nicht in Vergessenheit geraten.
Bernhard Krüsken, Deutscher Bauernverband e.V.
„Wir haben die Republik verändert und haben auch Agrarpolitik in der Wahrnehmung von Politik und Medien und der Gesellschaft in ein ganz neues Licht gerückt. Sie haben ja dann auch konkrete Ergebnisse hervorgebracht. Wir sind dabei aber noch nicht am Ende Also wir haben das Thema Agrardiesel immer noch ungelöst, wir sind in Europa sehr stark benachteiligt und es gibt viele andere Beispiele wo wir noch nachziehen müssen. Und das ist die Hausaufgabe für die nächste Bundesregierung.“
Sollte es seitens der neuen Regierung kein Umdenken geben, sei die Zukunft der Landwirtschaft gefährdet. Erneute Bauernproteste wären dann nicht auszuschließen.