Deidesheimer Weinfest nimmt Eintritt

Ein neues Gesetz in Rheinland-Pfalz sorgt auf den Festen gerade für ordentlich Wirbel, denn es verlangt ein deutlich größeres und teureres Sicherheitskonzept als bisher. Erste Events wurden deshalb auch schon abgesagt. Die Deidesheimer feiern ihre Kerwe dennoch, aber zum ersten Mal kostet der Spaß Eintritt. Und das stößt nicht gerade auf Begeisterung.

„Nicht so fest, sonst haben Sie später Probleme. Viel Spaß auf dem Fest.“
Drei Euro kostet ein Bändchen und schon kann er losgehen, der Deidesheimer Kerwe-Besuch. Drei Euro, die in der Gemeinde für reichlich Diskussion sorgen, denn bisher war das Pfälzer Weinfest immer kostenlos.
Roswitha Conrad ist ein Urgestein auf der Deidesheimer Kerwe. Sie ist sehr unglücklich über den Eintritt.
Roswitha Conrad, Standbetreiberin Deidesheimer Kerwe
„Was wir jetzt dieses Jahr hier erleben müssen, ist schade für Deidesheim. Aber ich muss gleich dazu sagen, die Deidesheimer können da auch nichts dafür, weil es ja eine Regelung von Mainz oben runter ist und die Bürokraten wissen einfach nicht, wie das im tatsächlichen Leben abläuft. Es ist eine Katastrophe.“
Gemeint ist das neue rheinland-pfälzische Polizei- und Ordnungsbehördengesetz. Es sieht vor, dass Feste ab einer Größe von 15.000 Besuchern täglich ein besonderes Sicherheitskonzept vorlegen müssen. Wie die Stadt auf Anfrage von 17:30 Sat,1 live erklärt, kostet das zwischen 80 und 100.000 Euro. Fünfmal mehr als bisher.
Martin Eller hat zum ersten Mal einen Stand auf der Kerwe. Er ist mit dem Geschäft zufrieden. Die Regelung der Stadt, dass die Bürger die Kosten vollständig übernehmen müssen, kann er trotzdem nicht verstehen.
Martin Eller, Standbetreiber Deidesheimer Kerwe
„Ich bin kein Fan davon, von den Bändchen, von dem Eintritt. Ich glaube, wenn wir wieder ein normales Weinfest feiern wollen in Deidesheim, können wir auch ohne die Bändchen, ohne Eintritt zurechtkommen. Und dann müssen natürlich die Kosten auf die Betreiber der Kerwe umgelegt werden. Und für dieses Jahr sage ich, ist es besser mit drei Euro Eintritt als gar keine Kerwe zu feiern.“
Um die Kerwe feiern zu können, müssen die Deidesheimer dann trotzdem für jeden der zehn Festtage ein neues Bändchen kaufen. Das drückt auf die Stimmung.
Roswitha Conrad, Standbetreiberin Deidesheimer Kerwe
„Es ist weniger los und vor allen Dingen die Einheimischen, für die tut es mir ja furchtbar leid. Die boykottieren das zum Teil sehr heftig, weil sie sagen, sie sehen nicht ein, dass sie für ihre Kerwe noch Eintritt bezahlen sollen.“
Das zeigen auch die Zahlen: Laut Stadt seien bisher rund 35.000 Besucher gekommen. Vor Corona waren es im Schnitt 150.000. Das habe auch damit zu tun, dass die Kerwe in diesem Jahr kleiner sei: weniger Stände, weniger Live-Auftritte.
Unter den Kerwe-Besuchern sind die Meinungen zu den neuen Einlass-Regeln geteilt.
Jacqueline Vogt, IT- Managerin
„Ich bin jetzt heute auch widerstrebend mitgekommen. Ich hab’s eigentlich die ganze Zeit boykottiert, aber heute habe ich gedacht: ‚Ok,ay gehst trotzdem mal‘.“
Reporterin
„Warum finden Sie es nicht gut?“
Vogt
„Weil ich einfach finde, Weinfeste gehören öffentlich gemacht und nicht mit Eintritt, sonst sind wir ja schon in Baden-Württemberg. Und ja, widerstrebt mir halt einfach für ein Weinfest, das für’s Dorf ist, Geld zu bezahlen.“
Max Schick, Restaurantleiter
„Ist eine Situation, die wir hinnehmen müssen als Besucher, wenn wir’s haben wollen. Cool ist es net. Aber haben wir eone andere Wahl? Nein.“
Ralf Einwachter, Selbstständiger
„Ich hab mit den Bändchen keine Probleme. Nur, ich bedaure die Aussteller ein bisschen. Weil die machen keinen Umsatz.“
Unterkriegen lassen sich die Standbetreiber trotzdem nicht. Dass Deidesheim auch im nächsten Jahr Kerwe feiern wird, steht schon jetzt fest. Wie wird sich noch zeigen.