Das Modeamt der Nazis

Kennen Sie das Frankfurter Modeamt? Das wurde in den Zeiten des Nationalsozialismus gegründet, da der damalige Oberbürgermeister Friedrich Krebs einen Plan hatte. Er wollte die Mainmetropele zur deutschen Modemetropole machen. Dazu soll es bald eine Ausstellung geben – zunächst der Blick auf die Mode in der Nazi-Zeit.

Eigentlich schon schick. Nicht so, wie man sich Mode im Nationalsozialismus vorstellt. Also keine Dirndl oder sonstige Trachtenmode, aber auch keine „ Haute Couture“. Nazisprachlich „Hochmode“ wird in Frankfurt ab 1933 entworfen. Auf dieser Baustelle in der Neuen Mainzer Straße steht bis 1944 das Frankfurter Modeamt.
Maren-Christine Härtel, Kuratorin Textilsammlung Historisches Museum
„Das Ziel war in jedem Fall, dass man über Frankfurt hinaus eine Mode inszenieren wollte, entwickeln wollte, die für ganz Deutschland eine Geltung hatte. Das war das ganz erklärte Ziel. Die Neue Deutsche Mode zu entwickeln und Frankfurt zu einem Zentrum der deutschen Modeindustrie zu machen.“
Es ist nicht viel übriggeblieben von der Frankfurter „Hochmode“. Tatsächlich gibt es wohl nur noch diese beiden Abendkleider. Das Historische Museum hat sie vor ein paar Wochen von den Nachkommen der Leiterin des Modeamts erhalten. Ganz vorsichtig setzen Maren-Christine Härtel und die Textil-Restauratorin Laurence Becker ein Ensemble zusammen. Durch Geld von der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung können die Kleider jetzt restauriert werden.
Maren-Christine Härtel, Kuratorin Textilsammlung Historisches Museum
„Wir werden jetzt, da wir diese Objekte haben, versuchen, die Entwurfsmechanismen, die im Modeamt verwendet wurden, also, wie ist man überhaupt vorgegangen, welche Schnitte hat man verwendet, wie ist es auch mit der Fertigung gemacht worden, dem versuchen wir auf den Grund zu gehen.“
Maren-Christine Härtel sucht nach Fotografien der Abendkleider. Bisher ohne Erfolg. In den Archiven des Historischen Museums schlummern Tausende Fotos von Modellen, die im Modeamt entworfen und geschneidert wurden. Mitarbeiter haben sie 1944 mit nach Hause genommen, bevor das Amt zerbombt wurde. Die letzten Kriegsjahre waren auch das Ende des Versuchs aus Frankfurt eine Modemetropole zu machen.
Maren-Christine Härtel, Kuratorin Textilsammlung Historisches Museum
„Es wurde dann immer schwieriger, tatsächlich Stücke in die Produktion zu bringen. Es hätte länger gebraucht, dass tatsächlich so eine Institution Fuß fasst.“
Ca. 200 Arbeitsstunden wird die Restaurierung der Abendroben einer dunklen Epoche dauern. Im kommenden Jahr sollen die wohl noch einzigen existierenden Modelle des Frankfurter Modeamts im Historischen Museum ausgestellt werden.