Das Gewächshaus der Zukunft

Gemüse regional anbauen auf einer relativ kleinen Fläche und dabei auch noch wenig Energie und Wasser verbrauchen –  so wie die Welt zurzeit aussieht, wäre das ein Traum. Ein Traum der durchaus realistische Chancen hat, wahr zu werden und zwar in Bürstadt an der hessischen Bergstraße.

Das Gewächshaus der Zukunft. Statt Glasdach, eine hochtransparente Folie, hagelsicher, lichtdurchlässig. Das komplette Gewächshaus besteht aus recycelbaren Materialien. Es steht auf dem Dach einer ehemaligen Packhalle und könnte so auch zum Beispiel auf jedes Flachdach eines Supermarktes gebaut werden.
Franz Schreier, Geschäftsführer „energy biosphere food“
„Mit dem Gewächshaus wollten wir zeigen, dass es möglich ist, auf kleiner Fläche ein sogenanntes Doppelerntesystem zu installieren. Das heißt, wir nutzen die Fläche einerseits für Pflanzenproduktion, andererseits erzeugen wir Strom. Das wird ja auch in der Gesellschaft diskutiert, für was verwenden wir die limitiert vorhandenen Flächen in Deutschland. Produzieren wir darauf Strom oder produzieren wir Lebensmittel?“
Hier im Bürstädter Gewächshaus beides. Die Chilli-Pflanzen blühen, die Folie sorgt für das perfekte Licht. Strom wird durch Sonnenkollektoren erzeugt, die draußen am Haus angebracht sind. Und durch kleine Solarzellen drinnen unter der Folie. Die sind so angebracht, dass sie das Sonnenlicht optimal nutzen und den Pflanzen dabei Schatten spenden können. Noch fehlt die Steuerung, bis Ende des Jahres soll der Prototyp fertig sein.
Für sein Versuchsgewächshaus konnte Franz Schreier einen Bio-Gärtner gewinnen.
Alexander Hicks, Chilli-Experte
„Ja, das Thema Energie ist im Gartenbau natürlich auch immer ein großes. Weil Gartenbau einfach sehr energieintensiv ist und deswegen sind natürlich solche Konzepte, wo man eben auch Energie erzeugt in einem Gewächshaus, natürlich sehr interessant für die Produktion der Zukunft, damit man kostengünstiger produzieren kann.“
Das Bürstädter Gewächshaus ist Teil des EU-Projekts GROOF. Neben Deutschland sind Belgien, Luxemburg, Frankreich und Spanien beteiligt. Es geht um klimafreundliche Gewächshäuser, die so gebaut werden, dass sie die Energie, die sie verbrauchen auch selbst erzeugen. Der südhessische Prototyp hat 200.000 Euro gekostet. 60 Prozent der Kosten trägt die Europäische Union. Im Bau nicht günstig, aber Heizkosten sollen hier auch im Winter keine anfallen.
Franz Schreier, Geschäftsführer „energy biosphere food“
„Es ist nur eine nach Süden geneigte konvex gekrümmte Fläche die transparent ist. Die wird dann im Winter, wenn es einfach kalt und in den Nächten keine solare Energie zur Verfügung ist, dann lassen wir einfach ein Thermorollo runter und haben das Gewächshaus quasi eingepackt wie eine Thermoskanne. In dem Augenblick sind die Energieverluste extrem niedrig. Also, wir gehen davon aus, dass wir zwischen 80 und 90 Prozent Energieeinsparung haben, verglichen mit konventionellen Gewächshäusern.“
Die Energiekosten sind aktuell hoch und sie werden noch weiter steigen. Für Gärtner wäre das Konzept des Bürstädter Gewächshauses ideal. Aber bisher gibt es nur einen Prototyp.
Alexander Hicks, Gärtner
„Es dauert bestimmt noch einige Jahrzehnte, bis wir alle soweit sind. Es kommt natürlich darauf an, es kann sein, dass es sich beschleunigt durch politische Situation oder ähnliches aber auch dann geht es nicht von heute auf morgen.“
Energie erzeugen, – lokal Gemüse anbauen. Und das platzsparend auf einem Dach. In Südhessen hat man begonnen daran zu arbeiten, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen könnte.