Daimler in Wörth startet Serienanfertigung von E-LKW

Das Ende des Verbrennungsmotors – darüber wird sicher in den kommenden Wochen in den Sondierungs- und Koalitionsrunden in Berlin gesprochen werden. Doch wie lassen sich die Lastwagen mit Dieselmotor, die im vergangenen Jahr 3,6 Milliarden Tonnen Waren über Deutschlands Straßen transportiert haben, klimafreundlich ersetzen? Das Lkw-Werk im rheinland-pfälzischen Wörth hat heute eine mögliche Lösung präsentiert. Dort startete Mercedes-Benz die Serienproduktion seines ersten voll elektrischen Lastwagens.

Hier laufen täglich mehr als 400 Fahrzeuge vom Band, heute zum ersten Mal ein voll elektrisches. Ab sofort wird hier serienmäßig der eActros gefertigt, ein Elektro-Lastwagen der, je nach Ausstattung, eine Reichweite von 300 bis 400 Kilometern hat. Zusammen mit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt eröffnete heute Karin Rådström aus dem Vorstand der Daimler Truck AG die Produktionslinie. Der eActros soll vor allem die CO2-Bilanz der LKW-Sparte verbessern.
Karin Rådström, Vorstand Daimler Truck AG
„Es ist ein ganz anderes Arbeitsumfeld für den Fahrer und auch in den Städten und Dörfern hat es Vorteile. Es ist einfach nicht mehr so eine Lärmbelästigung. Und natürlich hilft es uns auch, wegzukommen von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Wenn man es dann noch mit grünem Strom auflädt ist es ein emissionsfreies Fahrzeug. Es verbessert also unseren CO2-Fußabdruck.“
Ein Schritt in die richtige Richtung sollte man meinen, denn bei der Umweltverträglichkeit schneidet der Diesel-LKW vergleichsweise schlecht ab.
Pro zurückgelegtem Kilometer bläst er mehr als dreimal so viele Treibhausgase in die Atmosphäre als zum Beispiel ein Binnenschiffer. Am wenigsten schädlich ist der Transport auf der Schiene.
Doch Branchenexperten wollen in den Jubel über den ersten E-LKW von Mercedes-Benz trotzdem nicht so recht einstimmen.
Jürgen Pieper, Autoanalyst für das Bankhaus Metzler
„Auch weil die Preise so hoch sind für die Elektro-LKW wird das in den nächsten vier, fünf Jahren sicher kein richtiges Geschäft werden. Betriebswirtschaftlich macht es keinen Sinn, die echt in größeren Mengen zu produzieren. Aber zu zeigen, dass wir technologisch vorne sind. ist. glaube ich. für das Unternehmen Daimler wichtig. weil sie mehrere Jahre lang vermeintlich hinter Tesla und auch hinter dem VW-Konzern hinterhergehangen haben.“
Ist der eActros also nur ein PR-Manöver? Der elektrische LKW kostet rund 300.000 Euro. Das ist dreimal so viel wie das gleiche Modell mit Verbrennungsmotor. Viele Spediteure schreckt wohl auch die fehlende Ladeinfrastruktur ab. An öffentlichen Ladesäulen finden LKW keinen Platz, die meisten Betriebe müssten sich also eigene Anlagen anschaffen.
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin verweist bei der Frage nach neuen Ladesäulen auf die Zuständigkeit des Bundes.
Daniela Schmitt, FDP, Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz
„Wir stehen bereit. Es braucht richtige Standorte, aber es braucht natürlich auch die bundesweite Koordinierung und auch Unterstützung und Finanzierung. Und hier werden wir hier in Rheinland-Pfalz auch auf wichtige Signale hoffen und aber auch immer wieder appellieren, das wir hier Fahrt aufnehmen müssen.“
Ob das am Ende reichen wird, um die Speditionen von der Elektromobilität zu überzeugen, wird sich wohl erst zeigen müssen.
Sicher ist nur, dass der Bedarf nach LKW weiter wächst. Das Bundesministerium für Verkehr geht davon aus, dass die Menge an Waren, die auf der Straße transportiert werden, bis zum Jahr 2024 auf fast 4 Milliarden Tonnen anwachsen wird.