Corona-Evaluierung wird weiter verschoben: Der Kommentar von Richard Kremershof

Geht das Fahren auf Sicht in Sachen Corona-Pandemie immer weiter? Ein Kommentar des 17:30 Sat.1 live Chefredakteurs Richard Kremershof.

Karl Lauterbach will die Auswertung all der Maßnahmen, die im Kampf gegen Corona getroffen wurden, verschieben – auf irgendwann im nächsten Jahr. Anstatt mit Hochdruck dafür zu sorgen, dass wir endlich wissen: Was hat was gebracht – und was hat nichts gebracht. Die Schulschließungen, das Home-Office, die Maskenpflicht, die Ausgangssperren, die schweren und die leichten Lockdowns. Lauterbach und seine Experten sagen: Es fehlten noch Daten – und überhaupt sei die Zeit zu knapp.  Ach ja – daran haben wir uns ja in diesem Land schon gewöhnt. Immerzu fehlt es an Zeit und Daten. Im Ausland schüttelt man den Kopf über uns. Doch der nächste Herbst kommt wie das Amen in der Kirche – und mit ihm auch die Wiederkehr des Virus. Und dann wird die deutsche Gesundheitspolitik  wieder im selbsterzeugten Nebel stochern und Maßnahmen anordnen, ohne Erkenntnisse, ob sie etwas bringen. Das kann nicht sein, dafür hat uns die Pandemie zu viel abverlangt: wirtschaftlich und  gesellschaftlich. Denken wir nur an die Millionen ausgefallenen Schulstunden: War es dieses Opfer wert? Keine Ahnung. Ich will nicht behaupten, dass die Arbeit der Sachverständigen eine leichte sei. Nein, im Gegenteil. Doch haben Bundesregierung und Bundestag, die diese Sachverständigen ausgewählt haben, auch alles dafür getan, dass sie auch liefern können? Und das in der geforderten Zeit? Es wäre so wichtig gewesen, dass die Politik in der nächsten Corona-Welle mehr weiß als bisher. Stand heute wird dies nicht der Fall sein. Ein Armutszeugnis für die deutsche Gesundheitspolitik.