Chemieunternehmen fürchten hohe Gaspreise

Die Ministerpräsidentenkonferenz war heute auch bei der Tagung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie in Mainz ein Thema. Denn viele Unternehmen blicken mit Sorge auf die aktuellen Energiepreise. Global Player wie der Chemieriese BASF in Ludwigshafen oder der Spezialglashersteller Schott in Mainz sind auf Gas angewiesen. Tausende Arbeitsplätze sind gefährdet, wenn kein Gas mehr strömt.

Die Gaspreisbremse ist bei den Unternehmensvertretern in aller Munde. Man baut auf die Beschlüsse, die in Berlin erarbeitet werden. Denn ohne bezahlbares Gas, wäre die Industrie stark geschwächt.
Francesco Grioli, Hauptvorstandsmitglied IGBCE
„Wir sind ganz vorne mit der chemischen Industrie in der Wertschöpfungskette aller Industrien. Das heißt, wenn bei uns die Produktion gedrosselt wird, kann man die Uhr danach stellen, in wie vielen Betrieben es Tage und Wochen später eben auch zu Engpässen kommt. Und genau darüber wollen wir uns austauschen und das machen wir mit einer Reihe von Betrieben, die von Chemie, Papier, Glas, Keramik, alle heute hier sind.“
Bei dem Spezialglashersteller Schott in Mainz treffen sich deshalb über 100 Betriebsräte aus ganz Deutschland. Gemeinsam beraten sie darüber, wie die Industrie mit den hohen Energiepreisen umgehen soll. Der Schott AG zum Beispiel droht bei einem Ausbleiben der Gaslieferung ein großer Schaden. Die Glasschmelzanlagen müssen ständig auf Temperatur gehalten werden, denn sobald das flüssige Glas erkaltet, ist die Anlage zerstört. Die Forderungen des Vorstandes sind deshalb deutlich.
Dr. Frank Heinricht, Vorstandvorsitzender Schott AG
„Zum einen geht es natürlich um Energieversorgung, um Sicherheit. Das ist mal die Forderung Nummer eins. Und dann aber sofort gefolgt auch vom Thema ‚Bezahlbare Energie‘. Wir sind ja in einem internationalen Wettbewerb mit Amerikanern, chinesischen Unternehmen und so weiter. Und wenn wir hier nicht zu Preisen kommen, die wettbewerbsfähig sind, dann haben wir an der Stelle schon ein echtes Problem.“
Die Gaspreisbremse soll genau dieses Problem anpacken. Aktuell beraten Bund und Länder über die Deckelung des Gaspreises, um die Preisspirale zu stoppen. Die rheinland-pfälzische Regierung sieht hohe Kosten auf das Land zukommen, befürwortet die Pläne jedoch.
Alexander Schweitzer, SPD, Arbeitsminister Rheinland-Pfalz
„Ein großen Teil der Rechnung, die notwendig ist, zahlen die Länder. Auch Rheinland-Pfalz hat sich darauf vorbereitet mit einer dreistelligen Millionengrößenordnung, um Menschen, Verbraucher, Industrie, Handwerk zu unterstützen in dieser besonderen Situation.“
Für manche Unternehmen kommt diese Unterstützung zu spät. Vor Wochen gab die BASF bekannt, Stellen zu streichen und weiter in den asiatischen Markt zu expandieren. Die Gewerkschaft sieht das kritisch.
Francesco Grioli, Hauptvorstandsmitglied IGBCE
„Wir erwarten jetzt schon von den Unternehmen, dass sie so etwas wie Standortpatriotismus auch an den Tag legen. Und wir erwarten, dass sie zu ihren Beschäftigten stehen, sowie die Beschäftigten in den vergangenen Krisen auch immer zu ihrem Unternehmen gestanden haben.“
Unternehmen und Gewerkschaften hoffen auf zeitnahe Planungssicherheit. Eile ist geboten.