Chatgruppe soll Anschläge und Entführungen geplant haben

Mitglieder einer Chatgruppe sollen in Deutschland Sprengstoffanschläge und Entführungen geplant haben, unter anderem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Jetzt hat die Polizei unter Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz mehrere Tatverdächtige festgenommen.

Es sind erschreckende Details, die die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und das rheinland-pfälzische Landeskriminalamtes heute Morgen in Mainz bekannt geben. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen wollten Mitglieder der Telegram-Gruppe „Vereinte Patrioten“ einen bundesweiten Stromausfall auslösen, um so bürgerkriegsähnliche Zustände zu schaffen. Danach wollten sie mit Waffengewalt das demokratische System Deutschlands zerstören.
Dr. Jürgen Brauer, Generalstaatsanwalt Koblenz)
„Man hatte das Geld – die finanziellen Mittel – dafür besorgt und ist zur Tat geschritten, hat die Waffen übernommen und da war für uns klar: Wir haben es nicht nur mit Spinnern zu tun, sondern wir haben es mit gefährlichen Straftätern zu tun, die ihre Pläne auch umsetzen wollen und wahrscheinlich auch können.“
Nach monatelanger Beobachtung sind die Ermittler sicher, dass die Mitglieder der Chatgruppe auch Entführungen geplant haben – auf der Liste der möglichen Ziele: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.
Johannes Kunz, Präsident Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz
„ Diese Seite sieht das nicht als eine Geiselnahme, sondern sieht das als eine Festnahme bei der ein Haftbefehl verkündet wird gegen Herrn Lauterbach. Und diese Gefangennahme von Herrn Lauterbach, das ist im Grunde genommen nur Teil 1 der weiterführenden Maßnahmen gewesen.“
Am Mittag tritt Bundesgesundheitsminister Lauterbach selbst vor die Presse. Er stellt klar: Er werde sich von den Drohungen nicht einschüchtern lassen.
Karl Lauterbach, SPD, Bundesgesundheitsminister
„Ich bin bestürzt über die Ermittlungen, die jetzt stattgefunden haben und über die Vorgänge, über die heute berichtet wurde. Meine eigene Arbeit wird das nicht beeinflussen. Ich werde weiter machen wie bisher.“
Um Anschläge und Entführungen zu verhindern, hat die Polizei gestern Wohnungen in Rheinland-Pfalz und acht weiteren Bundesländern durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten dabei Waffen, Munition, Goldbarren und Silbermünzen. Die Ermittlungen richten sich gegen zwölf Personen, der Hauptverdächtige wurde in Neustadt an der Weinstraße festgenommen.
Johannes Kunz, Präsident Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz
„Insgesamt ist es aus meiner Sicht bedeutsam, dass wir es hier mit einer Melange zu tun haben, bestehend aus Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, aber auch Reichsbürgern, die wir eigentlich in dieser Form bisher nicht festgestellt hatten. Das ist, glaube ich, auch ein besonderer Aspekt dieses Verfahrens.“
Der rheinland-pfälzische Innenminister lobt heute die Zusammenarbeit der Bundesländer und ihrer Behörden. Der Staat sei bereit, die Demokratie mit aller Härte zu verteidigen.
Roger Lewentz, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz
„Meine politische Analyse ist: Das ist eine rechtsterroristische Gruppierung und ich bin sehr dankbar, dass wir dort über Monate hinweg verdeckt in der gesamten Bundesrepublik, das heißt mit sehr vielen Beteiligten, ermitteln konnten und dann diesen Erfolg, diesen zupackenden Erfolg dann heute auch vermelden konnten.“
Die Tatverdächtigen sitzen inzwischen in Untersuchungshaft – ihnen drohen langjährige Haftstrafen.