Champions-League-Duell SSC Neapel gegen Eintracht Frankfurt

Heute will die Frankfurter Eintracht im Achtelfinale der Fußball Champions League das Unmögliche möglich machen: auswärts in Neapel den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel in Frankfurt noch aufholen. Dass alle Eintracht Fans von den italienischen Sicherheitsbehörden heute Abend aus Sorge vor Randale aus dem Stadion ausgeschlossen sind, macht das Vorhaben nicht einfacher – in einer Stadt, die sich aktuell eher von der ungemütlichen Seite zeigt.

Neapel im Frühling 2023. Mit Wind und Nieselregen empfängt die süditalienische Küstenstadt ihre Gäste. Gäste, die diesmal nicht alle willkommen sind an einem Ort, der sich sonst so offen, quirlig und lebensfroh zeigt. Hier im Stadion werden sie heute Abend fehlen, die Eintracht Fans. Auch ohne hessische Anfeuerung von den Rängen – Trainer Oliver Glasner und seine Mannschaft spüren den Rückhalt ihrer Anhänger.
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Wir wissen, dass viele vielleicht jetzt nicht körperlich anwesend sind, aber uns mit sehr, sehr viel positiver Energie unterstützen. Wo auch immer die Eintracht-Fans sind, sie werden zwar nicht hier im Stadion sein, aber die Unterstützung, die haben wir. Vielleicht nicht vor Ort, aber wir lassen uns davon nicht in irgendeiner Weise beeinflussen.“
Beeinflussen, was man beeinflussen kann, lautet die Devise – und zwar hier auf dem grünen Rasen. Den Zwei-Tore-Rückstand noch irgendwie drehen – zum Weiterkommen brauchen die Frankfurter mindestens drei Tore. Gegen die starken Italiener eigentlich unmöglich. Für Eintracht Kapitän Sebastian Rode ist aber der Traum vom Einzug ins Viertelfinale noch lange nicht vorbei.
Sebastian Rode, Kapitän Eintracht Frankfurt
„Es braucht am Ende natürlich auch immer eine gewisse Portion Glück. Aber allen voran: Mit Mut an die ganze Sache ran gehen, sich hier auch bestmöglich verkaufen zu wollen. Und von daher schauen wir mal, was einfach morgen alles hier in diesem berüchtigten Stadion drin ist.“
Das Stadion – gewidmet dem Besten seiner Zeit: Diego Armando Maradona. Hier in Neapel verzückte das argentinische Fußballgenie seine Fans. „Grazie Diego“, heißt es hier an jeder Ecke. In der gesamten Stadt verehren sie ihn nach wie vor wie einen Heiligen.
Das Heiligtum der Fußballer ist die Umkleidekabine. Frisch gereinigt für die Eintracht. Ein exklusiver Einblick für unsere Kamera – an den Ort, an dem Oliver Glasner heute Abend die womöglich siegbringenden Spielzüge aufzeichnen wird.
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Ein einzelner Spieler kann sowieso nicht gewinnen gegen Neapel. Wir können es nur als Mannschaft, mit einer sehr geschlossenen Mannschaftsleistung, mit viel Zuversicht, mit viel Power. Und das werden die Spieler, die morgen auf dem Platz stehen, sicherlich auch zeigen!“
Es könnte eine denkwürdige, ja historische Partie werden. Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League. SSC Neapel gegen Eintracht Frankfurt. Anstoß heute Abend ist um 21:00 Uhr.

Eva Dieterle, Moderatorin: Und vor dem Maradona-Stadion in Neapel steht jetzt unser Sportreporter Thorsten Arnold. Thorsten, wichtigste Frage: Wie ist die aktuelle Lage in der Stadt? Durch den Fan-Ausschluss wollte man ja Frankfurter Anhänger aus Neapel fernhalten. Hat das funktioniert?
Thorsten Arnold, Sportreporter: Ja, also das hat überhaupt nicht funktioniert, muss man sagen, denn es sind ja Hunderte Eintracht-Anhänger nach Neapel gekommen und das wollte man ja eigentlich verhindern. Und, ja, diese Maßnahme hat sich jetzt quasi ins Gegenteil verkehrt. Sie hat alles nur noch gefährlicher gemacht. Dieses Problem nämlich hier aus dem Stadion – hinter mir sieht man es – hinein in die Stadt verlagert, wo es tatsächlich jetzt schon die ersten Auseinandersetzungen gibt.
In der Nacht hat es schon angefangen, da wurde dann eine Bar überfallen, mutmaßlich auch von Eintracht-Ultras. Also es ist das Befürchtete eingetreten. Und, ja, diese Maßnahme, die verurteilt mittlerweile auch die UEFA, also diesen behördlichen Fanausschluss, der macht alles nur noch schlimmer. Und der UEFA-Präsident Ceferin, der hat gesagt: “So geht das nicht, das muss auch mit uns abgesprochen werden. Und das wird Folgen haben und wir müssen unsere Regularien ändern.”
Also da, wo die Sicherheit nicht gewährleistet ist, wie hier heute in Neapel – also hier am Stadion ist es zwar noch ruhig, aber das Ganze wird sich so in den nächsten Stunden hierher verlagern. Also da, wo es quasi gefährlich wird, da darf eigentlich kein Spiel mehr ausgetragen werden.
Dieterle: Kommen wir zum Sportlichen. Frankfurt liegt nach dem Hinspiel zwei Tore im Rückstand. Geht da noch was für die Eintracht? Wie schätzt du es ein?
Arnold: Ja, das Spiel tritt ja fast ein bisschen in den Hintergrund. Aber klar, die Spieler, die wollen es trotzdem reißen hier, die werden so nach Möglichkeit von alldem, was hier passiert, abgeschirmt. Und wenn sich zwei Dinge nicht ausschließen, dann ist es eben Eintracht Frankfurt und ein Fußballwunder. Und das müsste dann schon ein ganz großes Wunder sein, was da passiert.
Also diese italienische Mannschaft, SSC Neapel, die sind ja bärenstark, italienischer Tabellenführer, und da muss wirklich ganz viel schiefgehen für die Italiener und im Umkehrschluss für die Eintracht alles wie am Schnürchen klappen. Aber da kommt eben der alte Spruch aus der Fußball-Mottenkiste: “Die Eintracht hat eigentlich überhaupt keine Chance, aber die will sie ganz beherzt nutzen.”
Dieterle: Dann sind wir gespannt, ob es zum ‚Wunder von Neapel‘ kommt. Danke, Thorsten, für die letzten Infos vor dem Spiel.