CDU informiert sich im Ahrtal

Fast ein Jahr nach der Flut in Rheinland-Pfalz ist viel passiert und trotzdem herrscht vor allem im Ahrtal noch immer der Ausnahmezustand. Infrastruktur, Wärmeversorgung, Gebäude und Landwirtschaft – die Liste der Baustellen scheint endlos. Für den Wiederaufbau hat das Land Rheinland-Pfalz einen Fonds in Höhe von 30 Milliarden Euro eingerichtet. Bei vielen Betroffenen ist kaum etwas davon angekommen. Zudem mangelt es an Handwerkern. Die CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag hat sich heute vor Ort ein Bild von der Lage gemacht.

Bei Loni Radermacher aus Bad Neuenahr stand das Wasser im Erdgeschoss bis unter die Decke. Die gröbsten Spuren sind mittlerweile beseitigt. Wohnen kann die 80-Jährige in diesem Stockwerk aber noch immer nicht. Die Türen fehlen, das Bad, die Küche. Auch die Fassade muss sie erneuern. 20% der ihr zustehenden finanziellen Hilfe aus dem Wiederaufbaufonds hat sie bisher bekommen. Dieses Geld ist jetzt aufgebraucht.
Loni Radermacher, Betroffene aus Bad Neuenahr
„Im Moment also habe ich kein Geld mehr. Das war ja vorher, das musste verputzt werden, der Boden musste, das Bad musste gemacht werden und dann war das Geld weg. Die elf Monate kann ich sagen, da war ja jeder Tag schrecklich. Weil, ich habe gedacht zeitweise, ich werde… mein Leben verbringe ich nur noch mit warten, dass jemand kommt.“
Seit fünf Wochen wartet sie nun auf weiteres Geld, erzählt sie heute den Landtagsabgeordneten der CDU bei deren Besuch. Schnelle und unbürokratische Hilfe, davon merkt Loni Radermacher nichts.
Loni Radermacher, Betroffene aus Bad Neuenahr
„Wenn ich jetzt in der Zeitung lese, zum Beispiel Nordrhein-Westfahlen zahlt früher und Rheinland-Pfalz schafft es scheinbar nicht. Was will man denn… was will man mit dem Geld machen und wie viel Vertrauen hat man zu den Menschen.“
Die parteilose Landrätin des Kreises Ahrweiler Cornelia Weigand hatte die Landesregierung bereits aufgefordert, die erste Abschlagszahlung für Betroffene zu erhöhen. Bisher ohne Erfolg. Dieser Forderung schließt sich auch die CDU an.
Christian Baldauf, CDU, Fraktionsvorsitzender Rheinland-Pfalz
„Ich habe heute sehr deutlich gemerkt, dass die Abschlagszahlungen bei der Wiederaufbauhilfe viel zu gering sind. Es muss deshalb umgehend von Seiten der Landesregierung, von Malu Dreyer, genauso wie in Nordrhein-Westfahlen eine Abschlagszahlung von mindestens 40% geleistet werden, damit hier überhaupt etwas in Bewegung kommt. Die Menschen fühlen sich verlassen, so nehme ich das wahr.“
Doch nicht nur bei Privatpersonen geht es schleppend voran. Viele Hotels in der Region sind noch weit davon entfernt, wieder Gäste zu empfangen. Das Hotel Central in Bad Neuenahr war zwar versichert, eine schriftliche Zusage über die Höhe der Entschädigung hat Betreiber Michael Lenz aber noch immer nicht. Doch selbst wenn der Wiederaufbau in seinem Betrieb bereits weiter wäre – seiner Meinung nach braucht es mehr, um den Tourismus im Tal wieder aufleben zu lassen.
Michael Lenz, Hotelbesitzer
„Es geht hier um die Allgemeinheit, um den Tourismus. Was hier gemacht werden muss, ist auf jeden Fall die Infrastruktur, sonst brauchen wir hier gar nicht mehr anzufahren. Für Außenstehende hat man schnell etwas Neues, man sieht, es geht voran und dies und jenes, aber wenn Sie hier jeden Tag sind, das ist… Hier vor der Türe ist zwölf Wochen nichts passiert.“
Lange Wartezeiten bei der Versicherung, komplizierte Anträge für die Wiederaufbauhilfe und obendrauf noch der Mangel an Handwerkern – bis die Schäden beseitigt sind, die die Flut hier vor mehr als elf Monaten verursacht hat, ist es noch ein weiter Weg.