Landwirte in Sorge wegen Mindestlohn
Noch vor dem Regierungsantritt streitet die künftige schwarz-rote Koalition über die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro. Der Bauernverband warnt vor drastischen Folgen. Hier auf den Feldern von Familie Billau bei Lampertheim wird gerade Spargel gestochen. Eine von vielen Tätigkeiten, die zu Hochzeiten gut 40 Erntehelfer erledigen. Für 12,82 Euro die Stunde – den aktuellen Mindestlohn, der seit Anfang des Jahres gilt. Seitdem hätten etliche kleinere und mittlere Betriebe in der Region bereits aufgegeben, meint Landwirt Willi Billau. Auch er macht sich Sorgen, dass Kunden am Ende nicht bereit sind, die Mehrkosten zu tragen. Willi Billau, Landwirt aus Lampertheim „Wenn der Lohn nochmals um 10, 15 Prozent angehoben wird, dann werden wir zu teuer. Das heißt, wir müssen mit den Preisen bleiben, wir können nicht mitziehen und müssen eben einen Teil unserer Marge opfern. Und das geht natürlich nicht ewig.“ Hinzu kämen Inflation, gestiegene Energiekosten und höhere Preise für Saatgut und Pflanzenschutz. Die arbeitsintensive Bewirtschaftung von 120 Hektar Ackerfläche gerate so zunehmend unter Druck. Bis spätestens Ende Juni empfiehlt eine Expertenkommission einen neuen Mindestlohn. Grundlage sind die Tarifentwicklung und ein Referenzwert von 60 Prozent des mittleren Einkommens – in etwa 15 Euro. Dadurch würde die Landwirtschaft weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, mahnt der Hessische Bauernverband. Schon jetzt verzeichne man einen Rückgang der Anbaufläche – und riskiere künftig eine Verlagerung der heimischen Produktion ins europäische Ausland. Karsten Schmal, Präsident Hessischer Bauernverband „Und das kann ja gerade in so unsicheren Zeiten, in denen wir uns im Moment befinden, nicht Ziel sein. Ich denke, Versorgungssicherheit, Produktion von heimischen, regionalen Lebensmitteln vor Ort, wenn wir auch an CO2-Fußabdruck denken – das alles wären Argumente, die Produktion hier zu halten. Und genau das Gegenteil wird passieren, wenn wir den Mindestlohn so nach oben anheben.“ Der Verband fordert daher eine Sonderregelung für Saisonarbeitskräfte, die Landwirte finanziell entlastet. […]