Gesundheit

  • 100-Tage-Bilanz der neuen Leitung der Mainzer Universitätsmedizin

    100-Tage-Bilanz der neuen Leitung der Mainzer Universitätsmedizin

    120 Millionen Euro Miese. Mit diesem dicken Rekorddefizit wird die Universitätsmedizin Mainz das Jahr 2023 wohl abschließen. So geht es nicht weiter, da sind sich alle Beteiligten einig. Seit Anfang des Jahres hat das größte rheinland-pfälzische Krankenhaus nun einen neuen Vorstandschef. Und der hat heute Bilanz gezogen über seine ersten hundert Tage im Amt. Wo geht die Reise hin und wo steht die Universitätsmedizin heute? Diese Fragen beschäftigen Ralf Kiesslich seit gut drei Monaten. Der Vorstandschef muss einräumen: Im bundesweiten Vergleich steht sein Haus deutlich schlechter da als die meisten anderen Universitätskliniken. Prof. Ralf Kiesslich, Vorstandsvorsitzender Unimedizin Mainz „Wir haben Personal auch aufgebaut, aber dann weniger Leistung angeboten. Und das war ungewöhnlich, weil alle anderen Kliniken in Deutschland haben es geschafft, nach der Coronakrise – vor allem im stadtnahen Bereich – wieder zuzulegen. Das ist uns nicht geglückt.“ Insgesamt sitzt die Universitätsmedizin auf einem Schuldenberg von rund 600 Millionen Euro. An Tilgung sei in den nächsten fünf Jahren nicht zu denken, sagt die neue kaufmännische Verantwortliche Waltraud Kreutz-Gers. Dass sich ihre Vorgänger im Vorstand uneinig waren über den Kurs der Unimedizin, sei nur ein Faktor, der die Bilanz getrübt habe. Waltraud Kreutz-Gers, Kaufmännische Vorständin  Unimedizin Mainz „Und was wir hatten, ist in manchen der Verwaltungsabteilungen – gerade etwa in Finanzen – eine hohe Fluktuation, was sich niedergeschlagen hat in allen möglichen Performanceproblemen, die man sich als Finanzbuchhaltung einfach nicht erlauben sollte, wie eine zu späte Bezahlung von offenstehenden Rechnungen etc.“ Höchste Priorität habe es jetzt, die jährlichen Verluste zu verringern. Einsparungen sollen durch bessere Abläufe im Klinikalltag und eine höhere Belegung der Betten erreicht werden. Die aktuell über 50 einzelnen Fachkliniken werden zudem künftig zu zwölf interdisziplinären Zentren zusammengefasst. Und noch eines sei wichtig, sagt Gesundheitsminister und Aufsichtsratschef Clemens Hoch. Clemens Hoch (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender  Unimedizin Mainz „Wir haben teure Hochleistungsmedizin, […]

  • Neue Therapie gegen Leukämie

    Neue Therapie gegen Leukämie

    In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 13.000 Menschen an Leukämie. Viele davon sind Kinder und Jugendliche. Trotz aggressiver Chemotherapie führt Blutkrebs bei fast der Hälfte der Patienten zum Tod. Ein Hoffnungsschimmer kommt aus Frankfurt. Dort entwickeln Forscher gerade neuartige Therapie auf Basis von RNA. Der Tierversuch zeigte deutliche Erfolge, einige Mäuse konnten sogar geheilt werden. Die Kinderkrebsstation der Frankfurter Uniklinik. Rund 30 Prozent der Patienten hier sind an Leukämien erkrankt. Eine häufige Form ist die akute myeloische Leukämie, kurz AML. Jan-Henning Klusmann ist Direktor der Kinderklinik und kämpft täglich gegen die Krankheit. Prof. Jan-Henning Klusmann, Direktor Kinderklinik Frankfurt „Die AML ist eine sehr aggressive Krankheit, die unbehandelt auch in einigen Monaten zum Tode führt. Die geht von unreifen Zellen im Knochenmark aus, die unkontrolliert sich teilen und die normale Blutbildung mit den normalen Funktionen auch verdrängen.“ Bereits 2018 haben Forscher ein Molekül entdeckt, das eine ganz entscheidende Rolle beim Wachstum der AML-Krebszellen spielt: Eine spezielle sogenannte Mikro-RNA. Jan-Henning Klusmann und Leukämie-Forscher Dirk Heckl haben gemeinsam mit ihrem Team darauf aufbauend nun eine Therapie entwickelt. Normalerweise sorgt die Mikro-RNA dafür, dass Zellen normal wachsen – sie also nicht entarten können und Krebs erzeugen. Leukämiezellen haben jedoch eine Strategie entwickelt, dieses wachstumshemmende Molekül herunter zu regulieren. Durch den Mangel der Mikro-RNA können sie unkontrolliert wachsen. Die Idee: Über ein Medikament das bremsende Molekül wieder in die Zellen bringen und so den Krebs bekämpfen. Prof. Dirk Heckl, Leukämie-Forscher „Was wir dann im Endeffekt in einer Therapie machen, ist, dass wir einfach den Normalzustand wieder herstellen und darüber im Grunde auch in den normalen Körperzellen keinen Schaden anrichten, weil dort ist der Zustand ja bereits vorhanden und wir stellen nur wieder her, was in den Leukämien fehlt.“ Im Gegensatz zur aggressiven Chemotherapie, die den gesamten Körper angreift, wirkt die RNA-Therapie ganz gezielt nur in […]

  • Dreyer setzt Reise durch Ruanda fort

    Dreyer setzt Reise durch Ruanda fort

    Es ist der dritte Tag, an dem die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit ihrer Delegation durch Ruanda reist. Auf dem Programm stand eines der bedeutendsten Prestigeprojekte, das aus der Partnerschaft der Rheinland-Pfälzer hervorgegangen ist. Das ‚Ruli District Hospital‘ unter der Trägerschaft des Erzbistums von Kigali. Eine Erfolgs-Geschichte: Das Krankenhaus von Ruli ist mittlerweile ein Leuchtturm im ruandischen Gesundheitswesen. Die Wege in Ruanda sind, verlässt man die Fernstraßen, durchweg anstrengend und beschwerlich. Für die rund 70 Kilometer von Kigali nach Ruli benötigen wir rund zweieinhalb Stunden. Auch die Patienten, die das Krankenhaus in Ruli aufsuchen wollen, müssen anstrengende Wege zurücklegen. Und dies meist zu Fuß. Doch sie wissen: Rulis Klinik hat einen exzellenten Ruf in Ruanda. Auch aus entfernteren Landesteilen kommen Patienten hierher. B. Judson Mumbere, Klinikarzt in Ruli “Hier in Ruli können wir eine qualitativ hochwertige Behandlung anbieten. Ich bin sehr stolz darauf, diese auch durchgängig anbieten zu können. Durch die Unterstützung aus Deutschland können wir das umsetzen, was wir gelernt haben. Und dies macht mich stolz.” Motor der Entwicklung des Krankenhaus ist die Partnerschaft mit einem Verein aus Kaiserslautern. 1995 gegründet, bietet Ruli das klassische Angebot eines großen Krankenhauses von A wie Ambulanz bis Z wie Zahnheilkunde. Auch eine Frühchenstation gibt es; dieses Baby ist gerade einmal achtundzwanzig Wochen jung. Aus Rheinland-Pfalz zieht es regelmäßig junge Mediziner in diese ruandische Provinz, um hier vorübergehend zu praktizieren und neue Erfahrungen zu machen – fernab des deutschen Gesundheitssystems. Norbert Neuser, Präsident Partnerschaftsverein RP-Ruanda “Also ich denke, was die jungen Ärzte, die überwiegend aus Kaiserslautern, aber auch aus ganz Rheinland-Pfalz kommen, sie bringen Know-how mit, sie bringen Equipment mit, lernen aber gleichzeitig hier praktisches Arbeit.“ Ruli bildet auch Hebammen und Krankenpfleger aus. Sie lernen hier Deutsch, um danach in Rheinland-Pfalz für drei Jahre weiter ausgebildet zu werden. Wie der 23-jährige Samuel Murara, […]

  • Wie gefährlich ist die Cannabis-Freigabe?

    Wie gefährlich ist die Cannabis-Freigabe?

    Das aus Hanfpflanzen gewonnene Cannabis ist aktuell in aller Munde – nicht nur, weil einige Menschen das Rauschmittel konsumieren, sondern auch, weil gerade heftig über das neue Cannabis-Gesetz diskutiert wird. Politiker und auch Wissenschaftler sind sich nicht einig darüber, ob die Teil-Legalisierung von Cannabis eine gute oder eine schlechte Idee ist. Sie haben es gepafft: Seit Montag können Cannabis-Konsumenten in Deutschland 25 Gramm des Rauschmittels bei sich tragen und öffentlich rauchen – wenn sie sich hundert Meter von Kitas, Schulen und Sportstätten entfernt aufhalten. Der Joint legal, der Polizei egal. Zuhause dürfen sie 50 Gramm Cannabis aufbewahren und maximal drei Pflanzen pro Person anbauen. Durch das neue Gesetz will die neue Bundesregierung nicht nur mehr Rausch wagen. Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, am 23.02.2024 „So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Wir verfolgen zwei Ziele: Das erste Ziel ist es, den Schwarzmarkt zu bekämpfen.“ Das zweite Ziel sei: Polizei und Justiz zu entlasten. Doch viele Mediziner halten die Teil-Legalisierung von Cannabis für falsch, denn das menschliche Gehirn sei bis 25 nicht fertig entwickelt – Cannabis könne bis dahin Schäden im Gehirn anrichten. Mögliche Folgen: Eine geringere Intelligenz, Psychosen bis zu einer Schizophrenie. Dr. Lothar Maurer, Kinder- und Jugendarzt „Wir haben jetzt schon viel zu wenige Kinder- und Jugend-Psychiater, wir haben noch eine ganze Welle von kinderpsychiatrischen Fällen aus der Covid-19-Zeit, die uns hinterherlaufen wegen der ganzen Isolationsmaßnahmen, was da stattgefunden hat. Ein Jahr Wartezeit, um einen Kinderpsychiater zu bekommen und wenn noch Cannabis-Fälle dazu kommen: Das wird vom System nicht aufgefangen.“ Harmloses Hanf oder Einstiegsdroge, die der Gesellschaft mehr Nachteile als Vorteile bringt? Das Cannabis-Gesetz sieht vor, die Folgen der Teil-Legalisierung genau zu untersuchen, in vier Jahren soll eine abschließende Bewertung vorliegen. ———- Eva Dieterle, Moderatorin: Und vom Centre for Drug Research der Uni Frankfurt ist jetzt live bei mir […]

  • Cannabis-Legalisierung in Kraft

    Cannabis-Legalisierung in Kraft

    Kaum ein Thema ist so hoch umstritten – das Cannabisgesetz drohte auf den letzten Metern noch zu scheitern oder sich zumindest zu verzögern – jetzt ist es doch da. Seit gestern sind der Besitz und Anbau der Droge in begrenzter Menge in Deutschland erlaubt, ab Juli gehen sogenannte Cannabis-Clubs an den Start. In vielen Städten in Hessen und Rheinland-Pfalz sind gestern die ersten Kiffer ganz öffentlich zum gemeinsamen Rauchen zusammengekommen. Ankiffen vor dem hessischen Landtag gestern Abend. Vor kurzem noch ziemlich riskant, jetzt legal. Hier in der Fußgängerzone gilt das nach 20 Uhr. Mario kämpft schon lange für die Legalisierung, startete mehrere Petitionen. Für ihn bedeutet der Tag heute endlich ein Ende der Stigmatisierung. Mario B. „Auf jeden Fall ist es jetzt definitiv entkriminalisiert und das ist natürlich ein wichtiger Schritt, denn vorher war ja auch das Kiffen eigentlich erlaubt, aber zugleich durftest du nichts besitzen.“ Trotzdem wollen die meisten hier noch unerkannt bleiben. In der Öffentlichkeit dürfen Erwachsene ab 18 Jahren bis zu 25 Gramm Cannabis mit sich führen. Der Konsum ist nur mit einem Mindestabstand von 100 Metern zu Schulen, Kitas und Spielplätzen erlaubt. Für Jugendliche bleibt Cannabis verboten. Bis zur letzten Sekunde wollten die CDU-geführten Bundesländer das Cannabisgesetz verhindern und übten massive Kritik. Zwischen Beschluss im Bundestag und Inkrafttreten sei für die Behörden zu wenig Vorbereitungszeit gewesen. Nur ein Gegenargument von vielen, sagt heute auch Christian Baldauf von der rheinland-pfälzischen CDU. Christian Baldauf (CDU), Landesvorsitzender Rheinland-Pfalz „Es ist ein Riesenfehler, es bringt enormen zusätzlichen Aufwand für Polizei und Justiz und ist im Übrigen auch gesundheitsschädlich, wie viele Mediziner dies sagen. Ein Gesetz, das wirklich kein Mensch verstehen kann.“ In Wiesbaden sind die Passanten geteilter Meinung. Peter Sander „Mich stört das nicht, ich finde das eigentlich gut, dass die Legalisierung jetzt da ist, nur die Umsetzung der Regelkontrollen, […]

  • Weitere Nachrichten im Überblick

    Weitere Nachrichten im Überblick

    Hessengeld soll ab Herbst kommen — Wieder Warnstreiks bei der Postbank — Weiter technische Probleme beim E-Rezept Anmoderation: Das Oberlandesgericht Frankfurt startet am 21. Mai einen Strafprozess gegen neun mutmaßliche Reichsbürger, die unter Führung von Heinrich dem 13. Prinz Reuß einen gewaltsamen Umsturz geplant haben sollen. Die Bundesanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, eine terroristsche Vereinigung gebildet zu haben. Dieser Vereinigung sollen noch 18 weitere Personen angehört haben. Und damit kommen wir zu weiteren kurzen Nachrichten: Hessengeld soll ab Herbst kommen Die Hessische Landesregierung geht davon aus, dass jährlich mehr als 20.000 Bürger von der geplanten Prämie für die erste eigene Immobilie profitieren können. Das sogenannte Hessengeld soll die gestiegenen Zinsen und Baukosten abfedern und vor allem jungen Familien beim Kauf einer Wohnung oder eines Hauses helfen. Pro Käufer soll es 10.000 Euro und 5.000 Euro für jedes Kind geben. Laut Finanzminister Alexander Lorz könnte in diesem Herbst das erste Hessengeld ausgezahlt werden. Wieder Warnstreiks bei der Postbank Im Tarifkonflikt bei der Postbank hat die Gewerkschaft ver.di die Beschäftigten in mehreren großen Städten dazu aufgerufen, von heute an bis einschließlich Donnerstag die Arbeit niederzulegen. In Frankfurt sollen die Streiks morgen beginnen. Betroffen sind diesmal die Mitarbeiter, die für die Eröffnung von Girokonten oder Darlehensauszahlungen zuständig sind. Ver.di fordert für die rund 12.000 Beschäftigten der Deutschen Bank-Tochter deutlich mehr Lohn. Weiter technische Probleme beim E-Rezept Nach Einschätzung von Arzt- und Apothekenvertretern in Rheinland-Pfalz funktioniert das elektronische Rezept noch nicht reibungslos. Laut Landesärztekammer stürzt die digitale Technik immer wieder ab oder funktioniert zum Teil gar nicht. Ärzte müssten dann wieder Rezepte auf Papier ausstellen. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium wertet das E-Rezept dagegen als Erfolg. Das System als Ganzes funktioniere. Das elektronische Rezept wurde zum Jahresanfang eingeführt. Abmoderation: Das IT-Unternehmen Ionos im rheinland-pfälzischen Montbaur hat von der Bundesverwaltung einen Großauftrag erhalten. Das hat heute Vorstandschef […]

  • Umstrittene Cannabis-Freigabe

    Umstrittene Cannabis-Freigabe

    Am kommenden Montag ist es soweit, dann soll das neue Cannabis-Gesetz in Kraft treten. Der Bundesrat hat am Freitag den Weg dafür frei gemacht. Doch die Diskussionen um das Gesetz reißen nicht ab. Kritik kommt vor allem von der CDU, aber auch von der Gewerkschaft der Polizei. Für die einen ist es eine „Kehrtwende in der Drogenpolitik“, für die anderen schlicht eine „Katastrophe“. Durch das neue Gesetz wird  Konsum, Besitz und Anbau von Cannabis teilweise erlaubt. Jeder Erwachsene darf dann auf der Straße 25 Gramm Cannabis zum eigenen Gebrauch bei sich tragen. In der Öffentlichkeit darf auch konsumiert werden, aber nicht im Umkreis von 100 Metern um Schulen, Kitas und Sportstätten. Zu Hause dürfen 50 Gramm aufbewahrt werden. Zum Eigenanbau werden drei Cannabispflanzen erlaubt.  Außerdem sollen auch Cannabis-Vereinigungen zum gemeinschaftlichen Anbau erlaubt werden. Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist das Gesetz ein wichtiger Schritt. Die jetzige Drogenpolitik sei in Sachen Cannabis klar gescheitert. Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister am 22.3.2024 „Aus meiner Sicht eine überfällige Maßnahme. Wir werden einen besseren Kinder- und Jugendschutz einführen. Wir werden Anbauvereinigungen ermöglichen, sodass der Schwarzmarkt austrocknen kann.“ Laut Lauterbach hilft das neue Gesetz außerdem dabei, die Qualität der Drogen zu überwachen, Jugendliche vor kriminellen Drogenhändlern zu schützen und die Justiz zu entlasten. Entlastung der Justiz? Ganz im Gegenteil, sagt der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin. Denn das Gesetz sieht auch eine sogenannte Amnestie vor. Bereits begangene Straftaten sollen rückwirkend erlassen werden. Eine Mammutaufgabe. Herbert Mertin (FDP), Justizminister Rheinland-Pfalz „Man kann kein Gesetz verabschieden, was zum 1. April in Kraft tritt und den betreffenden Behörden ganze vier Arbeitstage Zeit lässt, um rund 10.000 Akten zu überprüfen und die notwendigen Schlüsse daraus zu ziehen. Das ist in der verbliebenen Zeit schlichtweg unmöglich.“ Besonders kompliziert wird es laut Mertin bei sogenannten „Mischtatbeständen“. Herbert Mertin (FDP), Justizminister Rheinland-Pfalz „Wenn zum Beispiel […]

  • Bei Schlaganfall schnell reagieren

    Bei Schlaganfall schnell reagieren

    Ein Thema, das jedes Jahr rund 270.000 Menschen bundesweit betrifft: Es geht um Schlaganfall. In einer solchen Situation ist Eile geboten, andernfalls drohen langfristige Gesundheitsschäden oder der Tod. Karol Kulczynski aus Seligenstadt hatte Glück. Seine Geschichte zeigt, dass – wenn auch deutlich seltener – schon junge Menschen einen Schlaganfall erleiden können und dann ist die medizinische Akutversorgung immens wichtig. Karol Kulczynski hat seinen Schlaganfall überlebt, im Alter von gerade mal 38. Als er hier ins Frankfurter Universitätsklinikum eingeliefert wird, kann er nicht sprechen, ist halbseitig gelähmt. Die Blutversorgung des Gehirns ist gestört, sofort leiten die Ärzte Notfallmaßnahmen ein. Gut anderthalb Stunden zuvor: Dachdecker Karol Kulczynski ist auf dem Weg zur Arbeit. Gerade losgefahren, merkt er plötzlich, dass er seinen rechten Fuß und seine rechte Hand nicht mehr bewegen kann. Er schafft es gerade noch, das Auto zu wenden und wieder abzustellen. Karol Kulczynski, Schlaganfallpatient aus Seligenstadt „Das war irgendwie so mal bisschen Panik, weil da hab ich ja nicht gewusst, was los ist. Dann habe ich die Tür aufgemacht, dann bin ich direkt rausgefallen. Und das war’s. Da konnte ich gar nix mehr sagen, gar nix mehr machen. Und Gott sei Dank hat ein Nachbar, der da drüben, hat mich dann gefunden. Weil da hat er gemeint, ich habe noch einmal ‚Aua‘ geschrien und das war’s. „ Der vom Nachbarn gerufene Rettungsdienst trifft wenige Minuten später ein und bringt Karol in die Klinik. Dort erhält er ein Medikament gegen das Blutgerinnsel in seinem Gehirn, das anschließend mit einem Katheter entfernt wird. Damals wie heute, rund sieben Monate später, ist Oberarzt Ferdinand Bohmann an seiner Seite. Das Blutgerinnsel war durch ein Loch im Herzen entstanden. Nach erfolgreicher Operation zeigt sich die Schlagader weiter unauffällig. Solche Nachsorgeuntersuchungen sind wichtig, … Dr. Ferdinand Bohmann, Universitätsklinikum Frankfurt „… denn alle Patienten, die einen Schlaganfall […]

  • Digitales Organspenderegister

    Digitales Organspenderegister

    Den Organspendeausweis kennen Sie bestimmt. Auf diesem Kärtchen kann man einfach ankreuzen, ob man einverstanden ist, dass Organe nach dem Tod entnommen werden dürfen oder eben nicht. Seit dieser Woche können Sie Ihren Willen auch digital dokumentieren. Im neuen zentralen Organspende-Register. Wie das geht und was sich Experten von dem neuen System versprechen, zeigen wir Ihnen jetzt. Sonia Schmitt, Reporterin „Ich habe schon eine Weile einen Organspendeausweis und da finde ich es jetzt nur logisch, mich auch in das neue Online-Organspenderegister einzutragen. Der Eintrag ist übrigens nicht gleich Zustimmung. Es geht nur darum, dass man eine Entscheidung dokumentiert. Und die kann für Organspende sein oder eben dagegen. Und natürlich kann man seine Entscheidung auch jederzeit nochmal überarbeiten.“ Um sich registrieren zu können, muss man die Ausweis-App des Bundes installieren und am Smartphone die Funktion für die kontaktlose Datenübertragung einschalten. Vor allem aber braucht man einen Personalausweis mit Online-Funktion und seine sechsstellige Pin. Wer das nicht hat, kann sich aktuell nicht in das Register eintragen. Ursprünglich war geplant, dass man sich auch über die Bürgerämter der Kommunen registrieren kann. Das ist aber an der technischen Ausstattung und der unklaren Finanzierung gescheitert. Sonia Schmitt, Reporterin Es braucht also viel Eigeninitiative und man braucht die technischen Mittel und Fähigkeiten. Kritiker sagen, das seien viel zu hohe Hürden. So lasse sich die Anzahl der Organspender nicht steigern.“ Ich frage nach im Rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium: Hält der bürokratische Aufwand nicht zu viele Menschen davon ab, ihre Entscheidung zu dokumentieren? Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz „Normalerweise sage ich immer, wir machen in Deutschland manche Sachen viel zu kompliziert. Beim Organspenderegister muss es jetzt vielleicht eine kleine Hürde haben. Weil Ärztinnen und Ärzte müssen sich auch drauf verlassen können, dass die Eintragung, die dort ist, wirklich von demjenigen ist, der gerade ins Krankenhaus eingeliefert wurde und derjenige, der […]

  • „Gemeinsamer Tresen“ am Klinikum Darmstadt

    „Gemeinsamer Tresen“ am Klinikum Darmstadt

    Notaufnahmen in Krankenhäusern sind – wie der Name schon sagt – für Notfälle da. Doch leider entscheiden sich immer noch zu viele Menschen für den Weg in die Notaufnahme, obwohl sie dort eigentlich nicht hingehören. Volle Krankenhausflure, lange Wartezeiten und gestresstes Personal sind die Folge. In Darmstadt will man deshalb nun neue Wege gehen. Notfall oder kein Notfall? Diese Entscheidung soll künftig hier am „gemeinsamen Tresen“ getroffen werden. Klinische Notaufnahme und ärztlicher Bereitschaftsdienst rücken so näher zusammen. Klinikchef Peter Petersen hat damit bereits am Krankenhaus Frankfurt-Höchst gute Erfahrungen gemacht und führt das Modellprojekt nun in Darmstadt fort. Dr. Peter Petersen, Leiter Zentrale Notaufnahme Klinikum Darmstadt „Wir haben festgestellt, dass die, die bei uns in der Notaufnahme sehr lange warten müssen, weil halt Rettungswagen von hinten reinkommen, weil Schwerverletzte zuerst versorgt werden müssen – die hatten unheimliche Wartezeiten und das haben die im ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht in dem Maße und durch den Tresen werden sie dann auch richtig gelenkt.“ Zufriedenere Patienten – und Mitarbeiter, die innerhalb weniger Minuten anhand eines computergestützten Fragenkatalogs einschätzen können, wo welcher Fall hingehört. Anstatt die Notaufnahme zu blockieren, sollen nicht dringende Fälle so direkt beim ärztlichen Bereitschaftsdienst behandelt oder an umliegende Praxen vermittelt werden, denn für gut ein Drittel der Patienten, die am Darmstädter Klinikum im Jahr versorgt werden, sei die Notaufnahme der falsche Ort. Dr. Peter Petersen, Leiter Zentrale Notaufnahme Klinikum Darmstadt „Man kann damit rechnen, dass 10 – 15.000 Patienten nicht unbedingt eine zentrale Notaufnahme brauchen sondern bei einem niedergelassenen Kollegen besser oder zumindest gleich gut aufgehoben wären.“ Armin Beck, Kassenärztliche Vereinigung Hessen „In dem blauen Bereich da hinten haben Sie einen Schockraum, Sie haben die Schwerstkranken, da kommen die Schlaganfälle, Herzinfarkte, Autounfälle hin, d.h. Sie haben eine völlig andere Maschinerie dort. Oder Sie werden bei uns ambulant behandelt, dann gehen Sie durch diese […]

  • Ukrainische Ärzte trainieren Versorgung von Brandverletzungen

    Ukrainische Ärzte trainieren Versorgung von Brandverletzungen

    Angriffe durch Raketen, Bomben oder Drohnen auf die Heimat – für die Ukrainer ist das seit mehr als zwei Jahren Alltag. An der Tagesordnung sind deshalb leider auch schwere Brandverletzungen bei Soldaten und Zivilisten, die eine besondere Behandlung erfordern. Die Unfallklinik in Frankfurt schult deshalb ukrainische Ärzte und medizinisches Personal in der Versorgung solcher Brandwunden. Wir waren mit der Kamera dabei. Üben für den Notfall – Iryna Doshchych schneidet mit einem elektrisch erhitzten Messer in ein Stück lebloses Schwein. In der Unfallklinik Frankfurt riecht es nur unangenehm nach verbranntem Fleisch – in ihrer Heimat könnte vor ihr ein Mensch liegen, deren Leben sie retten sie muss. Das weiß die Narkoseärztin aus eigener Erfahrung. Iryna Doshchych, Anästhesistin „Als der Krieg angefangen hat, habe ich in einem Krankenhaus in Winnyzja gearbeitet. Leider kam es direkt am ersten Kriegstag zu einem Volltreffer auf eine militärische Einrichtung, sodass wir mit einer großen Zahl von Verwundeten konfrontiert waren. Es war wirklich eine Masseneinweisung, bei der wir Nothilfe leisten mussten.“ Auch Igor Kononenko übt mit. Der Militärarzt aus Saporischscha arbeitet an der Front im Osten des Landes. Oft behandelt er dort Schussverletzungen; deswegen nimmt er am Kurs teil. Igor Kononenko, Chirurg beim Militär „Verbrennungsverletzungen kommen in meiner Region nicht so oft vor. Zu 80% sind es Brüche oder Schrappnell-Verletzungen, aber wenn ich mal Brandverletzungen behandeln muss, will ich in so einer Situation wissen, was zu tun ist.“ Wissen, was zu tun ist, wenn beispielsweise Brandopfer schwer am Brustkorb verbrannt sind. Dann drohen Menschen zu ersticken, denn verbrannte Haut ist weniger elastisch; der Brustkorb ist eingeengt und das Atmen fällt immer schwerer. Albrecht Hennig-Geldern, Plastische Chirurgie „Die Therapie der Wahl ist hier im Notfall eine Escharatomie, also eine Durchtrennung des Verbrennungsschorfes mit einem Messer oder einem elektrischen Gerät. Man bricht den Ring des Verbrennungsschorfes und gibt dem […]

  • Rettungsmediziner-Kongress in Koblenz

    Rettungsmediziner-Kongress in Koblenz

    Stellen Sie sich vor, es ist ein Notfall, Sie rufen die 112 an und es ist kein Rettungswagen verfügbar, weil dieser gerade wegen einer kleinen Verletzung rausgefahren ist. Es gibt immer mehr digitale Helferchen, die in so einer Situation Leben retten können. Auf dem Notfallmedizin-Kongress in Koblenz präsentiert die Branche das Nonplusultra. Am Dummy für den Ernstfall üben. Das kennt jeder aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Leos Kubicek hat ein System entwickelt, um das Training an der Puppe realer erscheinen zu lassen. Leos Kubicek, Geschäftsführer Virtual Lab „Es geht darum, die Herzdruckmassage in verschiedenen Situationen zu trainieren. Mit der VR-Brille können Sie den verunglückten Motorradfahrer auf der Autobahn oder Arbeiter in Werkstätten oder Patienten im Krankenhaus simulieren.“ Reanimieren ist anstrengend. Das merkt auch unsere Reporterin. 100 Mal die Minute drücken, 6 Zentimeter tief. Ein kleine Sensor kontrolliert, dass man es richtig macht. Sind diese Zahlen im grünen Bereich, drückt man schnell und tief genug. Die Vision des Herstellers: Alle Defibrillatoren im öffentlichen Raum mit diesem Hilfsmittel ausstatten. Ernst Schorn, Vertriebsmitarbeiter Zoll Medical „Es muss einfach jeder mitnehmen: Wenn ich nicht früh genug mit einer Laienreanimation anfange, verringere ich die Chance auf eine erfolgreiche Wiederbelebung jede Minute um mindestens 10%.“ Digitale Assistenten, Geräte, die Reanimationen beispielsweise auch während der Fahrt im Krankenwagen zuverlässig übernehmen. Mit der technischen Ausstattung seien die Retter Großteils zufrieden, sagt Kongress-Organisator Jörg Christian Brokmann. Ein größeres Problem sei der Anspruch der Patienten, jederzeit vollumfänglich und bestmöglich behandelt zu werden, auch bei Lappalien. Er wünscht sich: Prof. Jörg Christian Brokmann, Notfallmediziner „Eine klare Kommunikation sicherlich seitens der Vertreter der Politik als aber auch der Kostenträger, dass man ganz klar sagt, dass man dieses hohe Anspruchsdenken in die nächsten ein / zwei Jahrzehnte wahrscheinlich nicht mehr so aufrecht erhalten kann.“ Es fehle schlicht an Geld und Personal. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael […]

  • Angespannte Situation in rheinland-pfälzischen Notaufnahmen

    Angespannte Situation in rheinland-pfälzischen Notaufnahmen

    Unser Gesundheitssystem gerät immer öfter an seine Grenzen – und das ist noch milde ausgedrückt. Wie wir jetzt wieder sehen. Notaufnahmen sind – wie der Name schon sagt – für Notfälle da. Eigentlich ganz logisch. Doch aktuell sind die Notaufnahmen vieler rheinland-pfälzischer Krankenhäuser voll mit Patienten, die keine Notfälle sind. Die Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz schlägt Alarm. Herzinfarkt, Schlaganfall, schwere Verletzungen. Solche Patienten sind ein Fall für die Notaufnahme. Doch zurzeit kommen immer häufiger Menschen, die hier aus Sicht von Andreas Wermter nichts zu suchen haben. Andreas Wermter, Geschäftsführer Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz „Es sind viele Patienten jetzt vermehrt, die zu den Notaufnahmen kommen, die eben nicht mehr einer akuten Behandlung bedürfen, sondern vielleicht ein Rezept haben wollen oder eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Das sind Patienten, die aus unserer Sicht in die ärztliche Bereitschaftsdienstpraxis gehören und nicht in die Notaufnahme.“ Doch die ärztlichen Bereitschaftspraxen in Rheinland-Pfalz haben ihre Öffnungszeiten seit Anfang des Jahres drastisch reduziert. Montags, dienstags, donnerstags und in der Nacht bleiben die Praxen neuerdings zu. An den übrigen Tagen gelten reduzierte Öffnungszeiten. Andreas Wermter will das so nicht hinnehmen. Denn: Andreas Wermter, Geschäftsführer Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz „Für die Krankenhäuser ist das so, dass sie wieder einmal ein Lückenbüßer sein müssen für die Defizite in anderen Bereichen. Und wir erwarten schon auch von der Politik, dass sie hier eine Lösung herbeiführt, damit diese Belastung eben nicht noch weiter zunimmt.“ Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium  teilt heute mit, man bedauere die Entwicklung. Verantwortlich sei allerdings die Kassenärztliche Vereinigung. Clemens Hoch (SPD), Gesundheitsminister Rheinland-Pfalz „Dass die Notaufnahmen über eine Mehrbelastung klagen, ist verständlich und nachvollziehbar. Unverändert gilt aber auch, dass die KV in der Pflicht ist, die ärztliche Versorgung im Bereitschaftsdienst sicherzustellen.“ Die Kassenärztliche Vereinigung stellt in einer Pressemitteilung allerdings klar, den niedergelassenen Ärzten keine Bereitschaftsdienste aufzwingen zu können. Viele würden sich gerade deshalb für die Arbeit in einer Praxis […]

  • Klagen gegen Corona-Schutzmaßnahmen

    Klagen gegen Corona-Schutzmaßnahmen

    Ein ungewöhnlicher Prozess heute vor dem Verwaltungsgericht in Gießen: Ein Schüler klagt, weil er während der Corona Pandemie in häusliche Quarantäne geschickt wurde. Damals mussten ja auch gesunde Schüler eines Klassenverbandes in Isolation, wenn ein Corona-Fall auftrat. Im März 2021 wird eine Mitschülerin von Tom-Luca Hepp positiv auf das Coronavirus getestet. Als Folge davon muss auch er sich tagelang in häusliche Quarantäne begeben. Und das, obwohl er eigentlich gesund ist. Daraufhin verklagt der damals 15-Jährige den Wetterau-Kreis. Heute hat er vor dem Verwaltungsgericht Gießen recht bekommen. Die Anordnung der häuslichen Quarantäne war laut den Richtern rechtswidrig. Eine Entschädigung bekommt der Kläger allerdings nicht. Tom-Luca Hepp, Kläger „Es ist eine Erleichterung auf jeden Fall. Weil ich fand, es war schon Unrecht was hier passiert ist, weil es ist halt einfach blöd eingesperrt zu werden, obwohl man nichts hatte – nichts gemacht hat“ Die Richter berufen sich bei ihrer Entscheidung auf Kriterien die das Robert-Koch-Institut festlegte, um zu bestimmen wer als Kontaktperson gilt. Melina Hofmann, Sprecherin Verwaltungsgericht Gießen „Bei dem Kläger hier in dem Verfahren kam einzig in Betracht die Kategorie ‚Soziale Gruppe‘, weil er sich zusammen mit sieben anderen Mitschülern – von denen eine positiv getestet wurde – in einem Raum befand. Die Kammer meint aber nicht, dass er diese Voraussetzung erfüllt hat zum damaligen Zeitpunkt, weil während der gesamten Schulstunde gelüftet wurde, die acht Personen weit auseinander saßen und zusätzlich auch noch FFP-1 Masken trugen.“ Die Anwältin des Kläger ist mit dem heutigen Urteil zufrieden. Beate Bahner, Anwältin des Klägers „Hier geht es schon um die Freiheiten. Und man muss dann abwäge: War der Kläger wirklich eine Gefahr, konnte er das sein? Und das konnte er nicht sein aufgrund der ganzen Hygienemaßnahmen.“ Allerdings: Das Urteil heute ist eine Einzelfallentscheidung. Es bedeutet nicht, dass alle Quarantänen zu Unrecht angeordnet wurden.

  • Lilly aus Gießen klärt online über ADHS auf

    Lilly aus Gießen klärt online über ADHS auf

    Vergessen Sie häufiger mal, wo sie ihren Schlüssel hingelegt haben? Oder fällt es Ihnen schwer, längere Zeit ruhig sitzen zu bleiben? Dann könnten sie an einer Krankheit leiden, die mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsproblemen daherkommt – ADHS. Zumindest suggerieren das zahlreiche Videos auf sozialen Medien mit Hilfe zur Selbsthilfe. Experten und Betroffene aber warnen, denn so einfach ist es nicht, eine korrekte Diagnose zu stellen. „5 Anzeichen dafür, dass du ADHS hast“. Mit solchen oder ähnlichen Titeln vermitteln Videos im Internet den Eindruck, dass vergessliche oder tollpatschige Menschen an der neuronalen Entwicklungsstörung ADHS erkrankt sein könnten. Auch Lilly Helmich aus Gießen beschäftigt sich auf ihrem Instagram-Kanal mit ihrer ADHS-Erkrankung und zeigt typische Situationen aus ihrem Alltag. Ihr fällt es oft schwer, ihr Leben zu strukturieren, Termine einzuhalten oder daran zu denken, genug zu essen und zu trinken. Anleitungen zur Selbstdiagnose will sie auf ihrem Kanal aber keine geben. Lilly Helmich, leidet unter ADHS „Ich finde diese Videos als Hinweis für diesen Weg dahin gar nicht so verkehrt. Jedoch bin ich der Meinung, man sollte immer noch eine fachliche Meinung dazu holen und es sich auf jeden Fall bestätigen lassen von einem Facharzt oder einer Fachärztin. Weil nicht jeder Mensch ist gleich mit ADHS.“ Das sieht auch Dr. Thomas Dreisörner von der Frankfurter Goethe-Universität so. Er betreut vor allem Kinder und Jugendliche und warnt davor, sich über das Internet selbst zu diagnostizieren. Dr. Thomas Dreisörner, Psychologe „Was wir bei diesen ADHS-Symptomen häufig haben, ist eine Phänomenologie. Das heißt: Wie wirken Menschen so im äußeren Erscheinungsbild? Wenn man sie so anschaut – haben die ein ADHS, ja oder nein? Dann sehen manche Menschen so aus, als hätten sie ein ADHS, aber in Wirklichkeit liegt vielleicht auch etwas anderes vor. Das können zum Beispiel depressive Verstimmungen sein, schlechte Erlebnisse, die man gehabt hat, ein […]