Bundeswirtschaftsminister Habeck zu Besuch in Hessen

Günstige, grüne Energie – in Zeiten hoher Strom-, Gas- und Ölpreise klingt das wie eine Verheißung. Bis die Energiewende geschafft ist, wird es noch lange dauern. Doch sie schafft schon Arbeitsplätze wie bei der Firma ESM im hessischen Heppenheim. Gleich zwei grüne Wirtschaftsminister haben das Maschinenbauunternehmen jetzt besucht.

Dieses Schwergewicht kann niemand verschieben – denn hier in den Produktionshallen von ESM entsteht tonnenschwere Technik für Windkraftanlagen.
Die Anlagen können durch den Wind und die eigene Rotation in Schwingung geraten – wie dieses Modell zeigt. Durch Schwingung und Vibration verkürzt sich die jedoch Lebensdauer der Anlage. Sogenannte Schwingungstilger sorgen nicht nur für Stabilität, sie reduzieren auch den Lärm, wie Geschäftsführer Julian Saur zeigt.
Julian Saur, kaufmännischer Geschäftsführer ESM
„ Wir regen hier diese Platte mit 200 Hertz an und tilgen diese Schwingung mit unseren Tilgern. Wenn der Tilger weg ist, hören wir den Ton; platzieren wir an der richtigen Stelle unser Produkt, dann reduzieren wir so den Lärm in Windkraftanlagen“
In der Gondel der Anlagen – hinter den Rotorblättern – pendeln diese Tilger hin und her und kompensieren die Schwingungen. Aus Sicht des grünen Wirtschaftsministers Habeck eine fortschrittliche Technik.
Robert Habeck, Bündnis 90 / Die Grünen, Bundeswirtschaftsminister
„Wir haben über die Energiepolitik die letzten Monate sehr viel gesprochen. Es ging um Preise und Versorgungssicherheit. Jetzt würde ich gerne mal darauf hinzuweisen, dass das hier Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand für Deutschland und die Region generiert. Das heißt, wenn wir klug sind, dann schaffen wir es mit dem Ausbau der Windenergie, die Industrie hier im Land zu halten.“
Die Technik des Unternehmens steckt weltweit in 185.000 Anlagen – für die Zukunft wünscht sich der Unternehmensgründer vor allem eines: genug Platz.
Franz Mitsch, technischer Geschäftsführer ESM
„Viele dieser Teile wären nicht entstanden, wenn wir nicht eigene Standorte hätten, und meine Bitte hier an die regionalen Vertreter, wie Bürgermeister und Landräte, uns hier zu helfen, dass wir mehr Flächen bekommen.“
Vor dem Werksgelände gibt es gestern Protest und Kritik an der deutschen Energiepolitik.
Isabell
„Nicht an der Windenergiepolitik an sich, sondern es geht um die Politik, dass man realistisch sein sollte, was kann man umsetzen, was kann man nicht umsetzen. Es wird einfach nur gesagt, bei uns wird alles Grün, so wie die Diesel-Fahrzeuge hier abgeschafft werden, in Polen fahren sie dann wieder. Deutschland rettet alleine das Klima, daran glaube ich nicht.“
Auch in Hessen läuft nicht alles glatt in Sachen Energiewende. Zwar hat das Land mit Schleswig-Holstein die größten Flächen für Windkraft ausgewiesen, aber die Genehmigungsverfahren dauern länger als in anderen Bundesländern.
Tarek Al-Wazir, Bündnis 90 / Die Grünen, Wirtschaftsminister Hessen
„Wir als Land stocken jetzt auch das Personal auf bei den Genehmigungsbehörden bis hin zu zusätzlichen Richterinnen und Richtern am Verwaltungsgerichtshof. Wenn man das alles zusammen macht, dann bin ich mir sicher, dass wir nicht nur wieder mehr Genehmigungszahlen haben werden, sondern dass aus diesen Genehmigungen auch Windrädern werden.“
Davon würden auch die 130 Mitarbeiter von ESM profitieren und das wäre wohl auch im Sinne von Habeck und Al-Wazir. Das Pfeifkonzert von draußen dürfte ihnen aber auch zeigen: Es gibt viele Menschen, die Zweifel haben, ob die Energiewende gelingen kann.