Bundesweiter Warntag

Hat bei Ihnen heute Vormittag das Handy Alarm geschlagen? Wurden Sie in der Stadt von lauten Sirenen überrascht oder haben in Fernsehen oder Radio Warn-Meldungen erhalten? Heute ist bundesweiter Warntag. Pünktlich um 11 Uhr wurden im ganzen Land Probealarme ausgelöst, um die bestehenden Warnsysteme zu überprüfen. So auch in Hessen und Rheinland-Pfalz.

Es funktioniert. Überall im Land heulen heute Vormittag um 11 die Sirenen. Wie auch hier in Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo der Testlauf besonders aufmerksam verfolgt worden ist. Bei der Flutkatastrophe vor fast anderthalb Jahren sind 134 Menschen gestorben. Viele haben die Warnungen damals nicht erreicht. Damit das im Fall einer weiteren Katastrophe nicht wieder passiert, wurden 85 neue elektronische Sirenen entlang der Ahr installiert, die heute ihre Feuertaufe bestanden haben. Die Landrätin, selbst Bewohnerin des Ahrtals, zeigt sich erleichtert.
Cornelia Weigand, parteilos, Landrätin Ahrweiler
„Das, was wir im letzten Jahr feststellen konnten, wo keiner mehr dran gedacht hat – nach Ende des Kalten Krieges gab es hier analoge Sirenen für die Feuerwehren. Aber damit kann man nicht alle Menschen erreichen. Gerade im ländlichen Raum, wo die Funkabdeckung der Handys nicht durchgehend ist, wo auch manche Leute vielleicht die Durchsagen eines Feuerwehrfahrzeuges nicht hören – wir müssen alle Menschen in einer Notlage erreichen können. Und mit diesen digitalen Sirenen, die sehr laut sind, die die Orte ausleuchten können, kann ich alle erreichen.“
Finanziert wurde das System durch das Land Rheinland-Pfalz und den Bund. Die Kosten: rund zwei Millionen Euro. Die neuen Sirenen sollen die Arbeit der Einsatzkräfte erleichtern und für mehr Zuverlässigkeit sorgen.
Marcus Mandt, Stadtwehrleiter Bad Neuenahr-Ahrweiler
„Die alten Sirenen gingen mit Starkstrom, fest angeschlossen, die konnten auch nur einen Feueralarm auslösen. Das wurde jetzt ausgetauscht gegen vollelektronisches Sirenensystem. Das ist auch Akku-gepuffert. Diese Sirenen können auch bei Stromausfall bis zu zwanzig Mal ausgelöst werden. Und die können auch die ganzen Warntöne, Entwarnungen und auch Sprachdurchsagen machen.“
Zeitgleich mit den Sirenen haben die Handys Alarm geschlagen. Und zwar nicht nur gängige Katastrophen-Warn-Apps wie KATWARN oder NINA. Zum ersten Mal überhaupt wurde das „Cell-Broadcasting“ getestet. Dabei bekommen Mobilfunknutzer eine Warnmeldung auf ihr Handy. Das geschieht über die jeweilige Funkzelle, in der das Gerät gerade eingewählt ist. Dadurch sind die Warnmeldungen regional. Besteht zum Beispiel Flutgefahr im Ahrtal, werden alle Handybesitzer im Umkreis gewarnt. Vorausgesetzt ihr Gerät hat Mobilfunkempfang und ist nicht veraltet. Eine App oder Internetempfang ist für diese Form der Warnung nicht notwendig.
Fazit: Nach ersten Informationen hat die Mehrheit der Mobilfunknutzer die Warnung erhalten. Viele Telefone sind aber auch stumm geblieben. Es gibt also noch Handlungsbedarf. Genau wie beim Ausbau der anderen Warnmittel, so der Innenminister von Rheinland-Pfalz. Er fordert weitere finanzielle Förderung vom Bund.
Michael Ebling, SPD, Innenminister Rheinland-Pfalz
„Wir haben gerade bei der Innenministerkonferenz deutlich gemacht: Wir erwarten in den nächsten Jahren ein wirklich Zehn-Milliarden-Programm. Da geht es um Know-How, da geht es um technische Voraussetzungen und alles das wird natürlich auch Geld kosten. Aber ich denke, jede staatliche Ebene muss sich im Moment gewahr sein, wir müssen da auch Prioritäten verschieben, hin zu Zivilschutz und Ausbau des Katastrophenschutzes.“
Das Ziel, die Bevölkerung für Warnungen zu sensibilisieren, wurde jedenfalls erreicht. Künftig soll es jedes Jahr einen Warntag geben.