Bundesliga-Profis als Schiedsrichter

Ein außergewöhnlicher Seitenwechsel: Zwei Bundesliga-Profis schlüpfen für 90 Minuten in die Rolle des Schiedsrichters. Auch für unseren Mainzer Profi Anton Stach eine ungewohnte Perspektive. Mit dieser Aktion will der Deutsche Fußball-Bund auf den zunehmenden Schiedsrichterschwund aufmerksam machen.

Ein wenig angespannt wirken Mainz-05-Profi Anton Stach und der Freiburger Nils Petersen schon vor dem Anpfiff. Letzte Tipps für die beiden Nationalspieler von Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin. In der Kabine werden sie ganz professionell mit Headsets ausgestattet, dabei ist selbst der richtige Gebrauch der Trillerpfeife Neuland für die beiden Kicker.
Deniz Aytekin, Bundesliga-Schiedsrichter
„Pfeif voll rein! Die müssen erschrecken. Wenn die den Pfiff hören, müsse sie sich denken: Oh!“
Wo steht man beim Eckball, wohin mit der gelben und der roten Karte? Für Schiedsrichter gehört das zum ganz normalen Alltag.
Anton Stach, Mittelfeldspieler 1. FSV Mainz 05
„Vor dem Spiel haben wir unfassbar viele Fragen gestellt, glaube ich. Allein schon zu den Handzeichen, die ich immer noch nicht kann.“
Nils Petersen, Stürmer SC Freiburg
„Großer Respekt vor dieser Aufgabe. Weil ich auch weiß, dass Fußball – egal in welcher Liga – natürlich immer Religion ist. Da geht’s dann heiß her in so einem Derby.“
Bezirksliga-Duell nahe Mainz: Gastgeber Nierstein empfängt vor über 1.000 Zuschauern den Nachbarn Mommenheim. Anton Stach pfeift die erste Halbzeit, Profi-Schiedsrichter Deniz Aytekin gibt Tipps von der Seitenlinie. Nach einer halben Stunde ein erster Aufreger: Die Gastgeber jubeln, der Lokalrivale protestiert. Vor dem Führungstreffer kommt ein Mommenheimer zu Fall, das Schiedsrichtergespann entscheidet aber: kein Foul!
Anton Stach
„Ihr geht beide hin und du schießt ihn an. Nein, nein, ist normaler Körpereinsatz!“
Halbzeit, erstes Feedback von den Kollegen und Autogramme für die potenziellen Profis und Schiedsrichter in spe. Nach dem Seitenwechsel hat dann auch Nils Petersen alle Hände voll zu tun.
Nils Petersen
„Ball ist frei!“
Am Ende gewinnt Gastgeber Nierstein 6:0.
Werbung auch fürs Schiedsrichteramt: In den vergangenen zehn Jahren gab es bundesweit 20.000 Unparteiische weniger, gerade in den unteren Ligen stehen die Spielleiter oft auf verlorenem Posten.
Anton Stach, 1. FSV Mainz 05
„Gerade im Amateurbereich, wenn man da hört, dass jemand körperlich angegangen wird – ich denke, dass geht überhaupt nicht!“
Deniz Aytekin, Bundesliga-Schiedsrichter
„Die Rolle des Schiedsrichters, da müssen wir ein Bewusstsein schaffen, dass das eben auch Spaß machen kann. Und auch attraktiv ist, ein Teil der Fußballfamilie zu sein.“
Mit der Leistung seiner beiden heutigen Schützlinge ist Deniz Aytekin mehr als zufrieden. Und vielleicht ist unter den Autogrammjägern auch ein Schiedsrichter von morgen.