Bundeskriminalamt informiert über Cyberkriminalität

Es ist ein beunruhigender Trend. Die Zahl der Cyberangriffe aus dem Ausland ist im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Immer mehr Unternehmen, aber auch viel mehr Privatpersonen sind betroffen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat heute im Bundeskriminalamt in Wiesbaden klargemacht: Die Gefahren durch Cyberangriffe wachsen. Deutschen Unternehmen sollen damit allein im vergangenen Jahr Schäden in Höhe von über 200 Milliarden Euro entstanden sein.

Das größte Krankenhaus Hessens, die Frankfurter Uniklinik – offline, nach einem Cyberangriff im vergangenen Oktober. Der Betrieb ist monatelang eingeschränkt, die IT muss neu aufgestellt werden, der Schaden geht in die Millionen.
Die Rodgauer Stadtverwaltung, die Hochschule Kaiserslautern – immer wieder werden ganze Systeme lahmgelegt, Daten erbeutet, Lösegeld erpresst. Die Angriffe erfolgen überwiegend aus dem Ausland. Und ihre Zahl steigt im vergangenen Jahr auf über 190.000 Fälle – ein Plus von 28 Prozent.
Holger Münch, Präsident Bundeskriminalamt Wiesbaden
„Wenn Sie die Kriminellen, die ja teilweise in Staaten oder aus Staaten heraus agieren, wo wir ihnen nicht habhaft werden können, beziehungsweise wir können sie zwar ermitteln, aber wir können sie nicht festnehmen, wenn sie zum Beispiel in Russland agieren, dann kommt es darauf an, ihnen die Straftaten so schwer wie möglich zu machen. Wir nennen das den Infrastrukturansatz. Es geht also darum, dann die Server vom Netz zu nehmen, mit denen sie arbeiten und Botnets zu kontrollieren.“
Hier seien im vergangenen Jahr Erfolge erzielt worden, etwa mit der Abschaltung von „Chipmixer“, der größten Geldwäsche-Plattform im Darknet, dem versteckten Teil des Internets. Ebenso von mehreren kriminellen Marktplätzen und Schadsoftware-Netzwerken. Bundesweit angezeigt wurden zudem 800 sogenannte Ransomware-Attacken, bei denen Daten verschlüsselt werden und Lösegeld gefordert wird. Doch die Dunkelziffer ist deutlich höher – ebenso wie die Zahl der teils staatlich gelenkten Cyberangriffe aus Russland.
Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin
„Wir werden uns vom russischen Regime keinesfalls einschüchtern lassen. Wir werden weiterhin alles tun, um unsere Demokratie zu schützen. Wir machen unsere Wirtschaft widerstandsfähiger, indem wir deutlich mehr Unternehmen als bisher dazu verpflichten, Cybersicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Mir ist es wichtig, dass wir die Cyberabwehr weiter stärken und weitere Instrumente schaffen.“
So sollen IT-Dienstleister nach Ansicht der Bundesinnenministerin dazu verpflichtet werden, IP-Adressen zu speichern. Und Faeser unterstützt eine Forderung des BKA: Es soll künftig für die Gefahrenabwehr zuständig sein, was bislang Ländersache ist. Damit soll die Aufklärungsquote von aktuell 32 Prozent gesteigert – und vor allem kritische Infrastruktur besser geschützt werden.