Bürgermeister schließt Treffpunkt von Corona-Leugnern

Dass das Thema „Corona“ auch gesellschaftliche Verwerfungen mit sich bringt, spüren nicht zuletzt die Menschen, die politische Verantwortung tragen. Seit in der vergangenen Woche eine Bäckerei in Erbach im Odenwald geschlossen wurde, weil deren Betreiber sich nicht an die Corona-Regeln gehalten haben soll, steht der Bürgermeister des Städtchens im Kreuzfeuer.

Der Blick aufs Handy ist für Peter Traub in diesen Tagen meist unangenehm. Der Bürgermeister von Erbach sieht sich massiven Anfeindungen aus der Querdenker-Szene ausgesetzt.
Peter Traub, FDP, Bürgermeister Erbach
„ ‚Ihr seid offenbar schon wieder um achtzig Jahre zurückgefallen als die Nazi-Scherbengewütet haben. Ich möchte nicht in eurer Haut stecken wenn abgerechnet wird.‘ – Solche Mails erhalte ich.“
Die Drohungen werden auch persönlich:
Peter Traub, FDP, Bürgermeister Erbach
„Also, da sind Menschen aufgefordert worden, jetzt müsse dem Bürgermeister Druck gemacht werden. Demonstrationen vor seinem Haus, seine Familie muss jetzt Angst bekommen, der darf keine ruhige Minute mehr haben. Da, muss ich sagen, hört‘s natürlich auf. Ich habe Strafanzeige gestellt und stehe auch etwas unter Schutz der Polizei.“
Der Anlass: In der vergangenen Woche schliesst das Gesundheitsamt ein Café. Die gültigen Corona-Regeln soll der Inhaber seit Monaten nicht nur ignoriert haben, an der Ladentür wirbt er sogar damit, sich nicht an die 3G-Regeln zu halten. Nach der Schließung des Cafés wird der Betreiber von Querdenkern gefeiert, auch kleinere Demonstrationen gab es bereits. Die Erbacher, die sich vor unserer Kamera äußern, haben aber Verständnis für die Behörden:
Ursula Breidinger, Rentnerin
„Man soll sich daran halten. Man soll sich die Maske aufsetzen und dann sollen die das auch machen. Und wenn sie halt so Gegner sind, dann dürfen sie kein Geschäft machen.“
Marc Lossin, Kaufmann
„Auch wir würden gern die Masken ablegen, aber es gibt Regeln, da hat sich jeder dran zu halten und dementsprechend: wer sie nicht befolgt, hat halt mit Konsequenzen in jeglicher Art zu rechnen.“
Helga Bartmann, Rentnerin
„Eigentlich muss man sich schämen, dass doch so viele Leute hier mit dieser Meinung rumlaufen.“
Peter Traub will sich jedenfalls nicht einschüchtern lassen.
Peter Traub, FDP, Bürgermeister Erbach
„Es kann einer Gedanken hegen, wie er möchte. Aber wenn einer aus seinen sehr staatskritischen Gedanken konkretes Handeln folgen lässt und sagt: ‚Eure Gesetze gelten für mich nicht‘, lso dann muss ich als Bürgermeister, als Chef des Ordnungsamtes, auch sagen, das Ende der Fahnenstange ist erreicht.“
Das Robert-Koch-Institut ermittelt für den Odenwaldkreis, in dem Erbach liegt, heute eine Inzidenz von 561, die höchste in Hessen. Die Lage ist auch ohne Querdenker-Drohungen brisant genug.

 

Und soeben teilt der Odenwaldkreis mit, dass das Café wieder öffnen darf – der Betreiber habe ein Hygienekonzept vorgelegt, das vom Gesundheitsamt akzeptiert wurde.