Bürgerhilfe in Wörrstadt

Der Strom: doppelt so teuer, die Heizung: bei vielen dreimal so teuer, und auch die Lebensmittelpreise sind heftig angestiegen. Die Frage, die sich immer mehr Menschen stellen: Wer soll das bezahlen? Das Geld reicht vorne und hinten nicht mehr. Im rheinhessischen Wörrstadt hilft man sich jetzt gegenseitig.

Achim ist heute einer der ersten Kunden im Laden der Wörrstädter Bürgerhilfe. Konrad Lackenig kontrolliert, ob der Hartz IV-Empfänger diese Woche schon einmal da war, denn jeder darf hier nur einmal pro Woche kostenlos einkaufen.
Achim, Hartz IV-Empfänger aus Wörrstadt
„Das Geld fehlt, das ist eine gute Hilfe.“
Selbst bedienen darf sich Achim nicht, aber er kann sich zehn Artikel plus Obst und Gemüse aussuchen.
Die Wörrstädter Bürgerhilfe ist eine private, ehrenamtliche Einrichtung.
Achim, Hartz IV-Empfänger aus Wörrstadt
„Es ist halt alles schief gelaufen in meinem Leben, jetzt ist man halt auf Hartz IV.“
Einkaufen für alle, die in Not geraten sind, ist die Devise der Wörrstädter Bürgerhilfe. Gegründet vor knapp einem Monat, gibt es mittlerweile 13 Mitglieder. Sabine Stengel ist eine der Gründerinnen.
Sabine Stengel, Organisatorin der Wörrstädter Bürgerhilfe
„Weil es viele Mitbürger gibt, bei denen das Geld einfach nicht mehr reicht, durch die erhöhten Kosten, Strom, Gas, Wasser etc. Alles ist hoch. Die Lebensmittel sind hoch. Wenn jemand alleinerziehend ist und muss noch Schulbücher bezahlen oder die Kleidung für die Kinder – es ist also fast unmöglich, mit seinem Geld über die Runden zu kommen.“
Die nächste Tafel ist in Alzey, knappe 20 Kilometer entfernt, ohne PKW schwierig zu erreichen. Viele die hier kostenlos einkaufen sind Flüchtlinge aus der Ukraine. So wie Tatiana Bakwicz.
Tatiana Bakwicz
„Wir Flüchtlinge aus der Ukraine bedanken uns für die Hilfe.“
Die Lebensmittel werden in örtlichen Geschäften eingekauft, finanziert durch Spenden. Alle, die hier arbeiten, machen das ehrenamtlich.
Christine Bergner, ehrenamtliche Mitarbeiterin
„Ja, genau, weil es einfach Ehrensache ist. Kommt von ehrenamtlich, weil das Leben mir Gutes getan hat und ich ein bisschen was zurückgeben möchte. Und das bietet sich einfache an vor Ort. Und wenn man die ganzen Leute hier sieht, die Armut und alles, das berührt schon sehr. Und auch die Dankbarkeit.“
Die Ladenräume stellt ein Mitglied der Bürgerhilfe kostenlos zur Verfügung. Drei Mal die Woche hat das etwas andere Geschäft für zwei Stunden geöffnet.
Ilsetraut Blödel, Rentnerin aus Framersheim
„Die Rente ist halt auch nicht so groß und die Nachbarin hat mir das empfohlen und dann habe ich gedacht, ich gehe mal gucken.“
Grundnahrungsmittel für ein Woche. Ob jemand wirklich bedürftig ist, können die Mitarbeiter nicht überprüfen, sie wollen es aber auch gar nicht.
Sabine Stengel, Organisatorin der Wörrstädter Bürgerhilfe
„Es ist schon schambehaftet, hier rein zu kommen, ich denke nicht, dass wer gut Geld verdient sich hier anstellen möchte.“
Bis jetzt kommen rund 30 Menschen jeden Samstag, Montag oder Mittwoch in den Laden der Wörrstädter Bürgerhilfe.