Bürgerfest zum Paulskirchen-Jubiläum

Das Jahr 1848 ist ein sehr wichtiges in der deutschen Geschichte. Denn damals – vor 175 Jahren – ist in Frankfurt am Main etwas Historisches passiert: In der Paulskirche traf sich die erste Nationalversammlung. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie. Dieses Jubiläum ist natürlich Grund zum Feiern. Gestern gab‘s deshalb auch prominenten Besuch vom Bundespräsidenten und eine riesige Party: Das Paulskirchenfest, das noch bis Sonntag für jede Menge Trubel in der Innenstadt sorgt.

Vor der Paulskirche tanzen für die Demokratie. Frankfurt zeigt sich von seiner bunten Seite. Der Römerberg ist proppenvoll.
175 Jahre Paulskirchen-Versammlung. Ein guter Grund zum Feiern.
Francesco di Gregorio
„Wiege der Demokratie. Das macht als Frankfurter schon stolz. Und dann möchte man natürlich auch teilnehmen an dem Fest. Und schauen und mit allen Frankfurterinnen und Frankfurtern feiern.“
Kerstin Liehr
„Wir kommen aus der Nähe von Frankfurt und kommen gerne nach Frankfurt. Auch wegen der unterschiedlichen Kulturen, die hier sehr friedlich nebeneinander leben.“
Petra Wortmann
„1848 bedeutet für mich: Woah, total lange her und meine Güte, was haben die für einen tollen Start gemacht, dass wir heute noch so viel davon haben.“
Die erste gewählte Nationalversammlung von 1848 war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie. Dazu gehörten damals aber nicht nur Reden. Sondern auch Protest auf den Straßen, Aufstände und Barrikaden, erklärt Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier.
Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
„Die Minderheiten von einst, das sind häufig die Mehrheiten von morgen, denn es braucht zu jeder Zeit Menschen, die weiter und voraus denken. Wir haben den Revolutionären von 1848 viel zu verdanken. Und deshalb verdienen sie unsere Erinnerung und unseren Respekt, meine Damen und Herren.“
Die damalige Nationalversammlung galt allerdings nur für die Hälfte der Bevölkerung, ergänzt Boris Rhein, der hessische Ministerpräsiden.
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen
„Frauen wurden nicht nur nicht ausdrücklich genannt. Sie waren noch nicht einmal mitgemeint und von der aktiven Teilnahme an der Nationalversammlung waren sie explizit ausgeschlossen.“
Es zeigt: Die Demokratie ist nie perfekt. Sie muss immer verteidigt werden. Eine Aufgabe, die in der heutigen Zeit eine immer größere Herausforderung wird.
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Maike Dickhaus, Moderatorin: Und zu diesem Thema begrüße ich jetzt den Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt –Mike Josef ist mir zugeschaltet, guten Abend.
Mike Josef, SPD, Oberbürgermeister Frankfurt: Guten Abend, Frau Dickhaus.
Dickhaus: Herr Josef, Sie sind erst vor kurzem Oberbürgermeister von Frankfurt geworden, wo vor 175 Jahren das erste deutsche Parlament getagt hat. Was bedeutet die Jubiläumsfeier für die Stadt und für Sie persönlich?
Josef: Ich finde, dass gestern sowohl beim Festakt als auch bei den Feierlichkeiten sich unsere Stadt von ihrer besten Seite gezeigt hat. Es sind Menschen zusammengekommen, hier auf dem Römerberg, in der Paulskirche, die zusammen gefeiert haben, die Demokratie gefeiert haben in Freiheit. Und nichts ist wichtiger in der Demokratie als die direkte Begegnung und die direkte Kommunikation. Und vor allem schaffen wir auch Bewusstsein, Bewusstsein für Demokratie und dass die Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist.
Dickhaus: Das ist vermutlich auch notwendig, weil die Demokratie heute wieder bedroht scheint. Viele Bürger vertrauen der Politik nicht mehr. Wir haben bei Wahlen oft eine erschreckend niedrige Wahlbeteiligung. Kann es sein, dass wir mit jeder Generation mehr vergessen, wie wichtig die Demokratie für uns ist?
Josef: Wissen Sie, die Demokratie, Freiheits- und Menschenrechte, wenn die erst mal weg sind, dann merken wir erst, was es bedeutet, nicht in Freiheit leben zu können, nicht in demokratischen Strukturen leben zu dürfen und Länder ohne demokratische Strukturen zeigen auch, dass es dort ungerechter zugeht, dass dort Armut herrscht und dass auch Kriege entstehen, wenn demokratische Strukturen, Freiheits- und Menschenrechte fehlen.
Deswegen gilt es, für Demokratie einzustehen und von Generation zu Generation die Frage der Demokratie immer wieder aufs Neue zu beantworten. Weil wenn die Demokratie weg ist, das zeigt auch die deutsche Geschichte, dann entsteht oft Ungerechtigkeit, Krieg und Menschen leiden darunter. Deswegen ist es wichtig zu sehen, dass es eine riesen Geschichte für uns ist. Die Geschichte, die hier in Deutschland in Frankfurt mit der Nationalversammlung begonnen hat, dass wir heute freie Wahlen haben, Gleichberechtigung, dass wir in Freiheit zusammenleben können und deswegen kann ich nur sagen: Wir wissen von anderen Ländern, wie es zugeht, wenn man nicht frei wählen darf.
Ich hoffe, dass wir mit diesem Fest einen kleinen Beitrag dazu leisten können, die Demokratie stärker ins Bewusstsein der Menschen zu kriegen und in den nächsten Jahren darum zu streiten, die Demokratie zu erhalten. Ohne Demokratie wird es uns allen schlechter gehen.
Dickhaus: … sagt der Oberbürgermeister von Frankfurt. Mike Josef, vielen Dank für das Gespräch.
Josef: Vielen Dank, Frau Dickhaus.