Brückeneinschub an der Kelsterbacher Spange
Um Deutschlands Brücken steht es nicht gut. Viele sind marode. Laut einer aktuellen Studie stehen von den bundesweit 100 marodesten Autobahnbrücken 19 in Hessen. Nur ein Bundesland schneidet schlechter ab. Eine andere, beschädigte Brücke steht direkt am Frankfurter Flughafen, an der sogenannten Kelsterbacher Spange. Noch läuft der Verkehr über die alte, kaputte Brücke – die neue ist aber schon da. Heute wurde ein Teil des neuen Bauwerks eingeschoben.
Eine Rutschbahn für 4000 Tonnen. So schwer ist die neue Brücke die über diese Stahlträger in Position gebracht wird.
Michael Fröhlich, Infrastrukturleiter Max Bögl
Die sind oben schön eingefettet mit einer Gleitbahn unter den Widerlagern. Und dort sind Pressen angebracht, die dann ungefähr einen Meter raus schieben. Dann wieder nachziehen dann wieder rausschieben, dann wieder nachziehen.
Das sieht im Zeitraffer dann so aus. In nur wenigen Stunden steht das neue Brückenteil an der Stelle des alten, maroden Vorgängers.
Von ihnen gibt es viele, gerade im Transitland Hessen ist der Sanierungsbedarf drängend. Der hessische Verkehrsminister beruhigt aber, die Sicherheit der Brücken sei gewährleistet.
Kaweh Mansoori (SPD), Verkehrsminister Hessen
Also wir machen uns jetzt keine Gedanken über das Thema Standfestigkeit aber natürlich wissen wir, dass unsere Brücken in die Jahre gekommen sind. Insgesamt hängt der gesamte Verkehr unsere Wirtschaft dran, dass diese Infrastrukturen funktionieren, deswegen kommt es noch einmal darauf an, dass wir Techniken entwickeln, mit denen wir zügig die neuen Bauwerke an die Stelle bekommen, weil das was uns vor allem gerade wegrennt, ist die Zeit.
An der Kelsterbacher Spange wird deshalb zum ersten Mal in Hessen mit einem neuen Verfahren gebaut. Das soll schneller gehen und mit weniger Verkehrsbehinderungen auskommen.
Die Brückenteile werden fertig angeliefert und auf der Baustelle nicht mehr gebaut, sondern nur noch geschoben.
Ein mögliches Vorbild auch für anderen Brückenbauprojekte.
Kaweh Mansoori (SPD), Verkehrsminister Hessen
Was für uns nicht leisten können, ist das dauerhaft Verkehrsinfrastrukturen ausfallen und wir an Ort und Stelle die neuen Brücken errichten. Deswegen brauchen wir genau solche Modulbauweisen. Wir sind auch in engen Austausch mit dem Bundesverkehrsministerium solchen Ansätzen auch künftig eine Chance zu geben.
Die Baukosten von gut 20 Millionen Euro trägt der Bund. In zwei Wochen soll bereits der Verkehr über das neue Brückenteil rollen. Die andere Hälfte folgt Anfang November. Der Faktor Schnelligkeit: Vor allem komplizierte Planungs- und Genehmigungsverfahren seien laut Baubranche ein Bremsklotz.
Michael Fröhlich, Infrastrukturleiter Max Bögl
Wir brauchen die Infrastruktur, jeder braucht das jeder will ungestört in den Urlaub fahren, will schnell nach Hause. Also da muss die Gesellschaft einfach mal zusammenrücken und sagen jetzt, das muss so sein: Politiker geben die Vorgaben, die Gesellschaft die Akzeptanz und wir bauen es.
Damit wollen sie hier Mitte kommenden Jahres fertig sein. Die Gleitbahn für neue Brückenteile dürfte dann bereits gut eingefettet schon auf ihren nächsten Einsatz warten.