Brennholz wird knapp

Durch den Ukrainekrieg und die reduzierten Gaslieferungen aus Russland ist die Nachfrage nach Brennholz extrem angestiegen – und damit auch der Preis. Immer mehr Menschen wollen sich für den Winter eindecken, immer weniger Holz können die Produzenten anbieten – und das auch aufgrund einer politischen Vorgabe. Wir haben einen Brennholzhändler aus Hessen besucht, der uns die momentane Lage geschildert hat.

Timo Dörr, Produktionsleiter Furnier- und Holzwerk Mittenaar GmbH
„Die Leute haben Panik und das Telefon klingelt ununterbrochen. Die Website wird überflutet mit Bestellungen, das E-Mail-Postfach ist voll. Also so etwas gab es bisher noch nie.“
So beschreibt der Produktionsleiter des Furnier- und Holzwerks in Mittenaar die aktuelle Situation. Die Kundenanfragen für Brennholz brechen nicht ab. Und deshalb gibt es hier auch keine offenen Verkaufszeiten mehr. Den Kunden werden stattdessen bestimmte Abholzeiten zugeordnet. Die Energiekrise zeigt ihre Wirkung. Bei vielen macht sich mit Blick auf den Winter Unruhe breit. So auch bei Peter Ross aus Dillenburg.
Peter Ross, Rentner
„Was sollen wir denn noch machen wenn es bei Null ankommt? Ich habe momentan eine Gasheizung im Keller. Wenn da nichts mehr ankommt, dann ist Sense. Wir wollen auch nicht mit dem Kamin das ganze Haus heizen. Wir wollen nur mal sehen, dass man vielleicht irgendwo mal einen Raum hat, der warm ist.“
Zwei große LKW-Anhänger mit Buchenstämmen aus einem kleinen Waldgebiet bei Gießen für die direkte Weiterverarbeitung zu Brennholz. Wie lange ihr Lager noch so gut gefüllt ist – für das seit 1965 bestehende Unternehmen nur schwer einzuschätzen. Der Brennholz-Anbieter musste seine Preise bereits um 35% erhöhen. Wegen der erhöhten Transportkosten der Fuhrunternehmen und wegen des gestiegenen Grundpreises für das Holz. Ein Gut, das immer knapper wird.
Timo Dörr, Produktionsleiter Furnier- und Holzwerk Mittenaar GmbH
„Die Mengen, die seit dem Ukrainekrieg aus dem Osten fehlen, die sind enorm. Und die lassen sich auch innerhalb kürzester Zeit nicht mit den heimischen Betrieben ausgleichen. Wir wünschen uns natürlich, dass weniger Holz ins Ausland geht und das Holz hier zur Verfügung steht, in den heimischen Räumen, um dieser Knappheit entgegenzuwirken.“
Eine mögliche Lösung sei eine Anpassung oder sogar ein zeitweises Aussetzen des sogenannten Buchenmoratoriums. Dabei handelt es sich um einen vom Hessischen Umweltministerium angeordneten Schlagstopp zum Schutz von Buchen, die 100 Jahre oder älter sind. HessenForst befürwortet diese Maßnahme, die im Herbst 2020 in Kraft getreten ist. Der Schutz der Baumbestände stehe an erster Stelle, direkt gefolgt von der Versorgung der Wirtschaft.
Klaus Velbecker, HessenForst, Leitung Forstamt Groß-Gerau
„Zurzeit ist es so, dass wir eine ganz klare Maßgabe haben, dass wir in den Beständen, die über 100 Jahre sind, in Buchenbeständen, die als FFH-Gebiet oder als Vogelschutzgebiet ausgewiesen sind, keinen Bucheneinschlag betreiben. Und das zeigt auch momentan die Situation im Wald. Denn die geschlossenen Waldbestände, die haben diese ganzen Hitzeperioden deutlich besser überstanden wie Bestände, die schon angerissen oder aufgerissen waren. Und deswegen muss man ganz klar und deutlich sagen: Wir stehen dahinter. Wir werden in diesen Beständen sicherlich nichts machen.“
In einem Punkt sind sich HessenForst und Händler aber einig: Gerade Privatkunden seien viel zu sehr auf die teure Buche versteift. Fichte, Kiefer, Esche und Co. heizten genauso gut und seien zudem deutlich günstiger.
Durch den Verkauf alternativer Holzsorten hofft Timo Dörr, dass die lange Kundenwarteliste schon bald deutlich kürzer wird.